Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat sich optimistischer über die konjunkturelle Entwicklung im Sommer geäußert, als noch vor einigen Wochen.
01.11.2019 | 10:30 Uhr
Aus den am Vortag veröffentlichten vorläufigen Daten für die Eurozone ergebe sich, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal lediglich stagniere, teilte das IfW am Freitag mit. Mitte September hatte das Institut noch einen Wert von minus 0,3 prognostiziert. Das Statistische Bundesamt wird am 14. November eine erste Schätzung zur Konjunktur im dritten Quartal veröffentlichen.
"Die Konjunktur in Deutschland zeigte sich im Sommer geringfügig fester, als bislang erwartet worden war. Insgesamt setzte sich der Abschwung aber fort, denn die gesamtwirtschaftliche Auslastung ist weiter gesunken", kommentierte IfW-Ökonom Stefan Kooths. "Die ohnehin wenig belangvolle Frage nach einer technischen Rezession steht auf der Kippe. Wenn überhaupt, fiele sie homöopathisch aus."
Laut Eurostat ist die Wirtschaftsleistung im Euroraum im dritten Quartal voraussichtlich um 0,2 Prozent gestiegen, wie bereits im Vierteljahr davor. "Die Schätzung basiert auf Angaben von 17 Mitgliedstaaten, die 93 Prozent der Wirtschaftsleistung des Währungsraums abdecken", schreiben die IfW-Volkswirte. "Darin sind auch vorläufige, bislang unveröffentlichte Daten zum deutschen BIP eingeflossen." Bereits veröffentlichte Daten für Frankreich (plus 0,3 Prozent), Italien (plus 0,1 Prozent), Spanien (plus 0,4 Prozent), Belgien (plus 0,4 Prozent) und Österreich (plus 0,2 Prozent), die zusammen mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung des Euroraums ausmachten, ließen "recht verlässliche Rückschlüsse" auf die deutsche BIP-Entwicklung zu.
Die meisten Ökonomen gingen bislang davon aus, dass das deutsche BIP im Sommer abermals geschrumpft ist, nach einem Minus von 0,1 Prozent im Frühjahr. Bei einem Absinken der Wirtschaftsleistung in mindestens zwei aufeinanderfolgen Quartalen spricht man von einer technischen Rezession. Es handelt sich in diesem Fall aber nur um eine milde Rezession. Anders sähe es aus, wenn die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr gegenüber dem Vorjahr schrumpft. Damit rechnet derzeit allerdings niemand.
Quelle: dpa-AFX
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