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Nvidia, Apple und Co.: Wie integriert man Mega Caps strategisch ins Portfolio?

Daniel Jakubowski – Head of Equity Portfolio Management (l.) und Dr. Ulrich Wessels – Director Institutional Sales bei Assenagon (r.)
Large-Caps
Die Bedeutung der Mega Caps: Marktdominanz und Portfolio-Implikationen
12/2024
Daniel Jakubowski und Dr. Ulrich Wessels

@ Feedback an Redaktion

Mega Caps – die größten börsennotierten Unternehmen mit enorm hoher Marktkapitalisierung – prägen den globalen Aktienmarkt. Der folgende Artikel untersucht für TiAM FundResearch den Mega Cap-Effekt, analysiert die Ursachen und zeigt auf, wie Investoren Mega Caps strategisch in ihre Portfoliokonstruktion einbeziehen können.

04.12.2024 | 14:30 Uhr

Durch die starke Performance der größten zehn Aktien, vorwiegend aus dem Technologiesektor, hat sich deren Gewicht im MSCI World auf 25 Prozent erhöht. Die Mega Caps vereinen so viel Marktgewicht, dass Apple allein im globalen Aktienmarkt ein größeres Gewicht hat als Sektoren wie Energie, Grundstoffe oder Versorger. Diese hohe Konzentration von Mega Caps fordert traditionelle Portfoliostrategien und das Risiko-Management heraus.

Abbildung 1: Top 10-Gewichte
Abbildung 1: Top 10-Gewichte

Mega Cap-Effekt und Marktkonzentration

Auch im historischen Kontext hat die Dominanz der Mega Caps ein nie dagewesenes Rekordniveau erreicht: Dass die zehn größten Aktien weltweit, darunter Unternehmen wie Apple, Microsoft oder auch Nvidia, 25 Prozent des globalen Indexgewichtes vereinen, übertrifft selbst die Niveaus, welche man zuletzt zu Zeiten der Dotcom-Blase beobachtet hat. Die aktuelle Konzentration ist allerdings ein Resultat der starken Performance der Mega Caps über die letzten Jahre. Im Umkehrschluss erzielte der globale Aktienindex ohne Top 10-Titel im Jahr 2023 eine um 5,4 Prozent niedrigere Rendite. Der idiosynkratische Beitrag zu Performance und Risikostruktur des Index ist daher bedeutend und schwer zu ignorieren.

Abbildung 2: Globale Schwergewichte und Sektoren
Abbildung 2: Globale Schwergewichte und Sektoren

Der Einfluss der Mega Caps auf Faktorstrategien und die Notwendigkeit einer strategischen Gewichtung

Mega Caps haben somit auch einen erheblichen Einfluss auf die Performance gängiger Faktorstrategien wie Value, Quality und Momentum. In der Praxis werden Faktorstrategien oft durch ein Portfolio abgebildet, welches systematisch spezifische Charakteristika, wie z. B. eine günstige Unternehmensbewertung, betont und gleichzeitig die Allokation weiterer Werttreiber, wie Sektoren und andere Faktoren, gegenüber der Benchmark neutral hält. Würde man aus vermeintlichem Diversifikationskalkül Mega Caps aus entsprechenden Faktorportfolios ausschließen, hätte dies signifikante Auswirkungen auf das Rendite-Risiko-Profil: Die Unternehmen weisen nicht nur einen starken idiosynkratischen Renditeeffekt auf, ein Ausschluss hätte, aufgrund der einzigartigen Marktstellung, automatisch einen Active Share von 25 Prozent zur Folge. Gemessen an einem maximal möglichen Active Share von 100 Prozent, d. h. ausschließlich Aktien zu allokieren, welche in der Benchmark nicht enthalten sind, nimmt der Ausschluss der Mega Caps bereits ein Viertel des maximal möglichen relativen Risikos ein.

Die Performance-Unterschiede von Faktorstrategien mit und ohne die Top 10-Aktien zeigen dies klar auf. So haben Faktorstrategien, die keine Mega Caps allokiert haben, 2023 eine deutliche Underperformance gegenüber ihrem Pendant mit Mega Caps gezeigt. Durchschnittlich lag die Renditedifferenz über alle Faktoren hinweg zwischen -6,4 Prozent und -8,6 Prozent. Interessanterweise ist die Differenz nahezu vollständig durch den Size-Faktor erklärbar: Der Ausschluss der größten Unternehmen erhöht den Anteil von "kleineren" Large Caps, sowie von Mid- und Small Caps, die in jüngerer Zeit unterdurchschnittlich abgeschnitten haben. Neben dem negativen Renditeeffekt sorgt der ungewollte Size-Bias für einen erhöhten Tracking Error, welcher unerwünschte Schwankungen und längere Phasen der Underperformance gegenüber der Benchmark zur Folge haben kann.

In Abbildung 3 stellen wir exemplarisch für den Value-Faktor die relative Performance beider Portfolios gegenüber dem globalen Aktienmarkt dar. Es zeigt sich deutlich, dass der Ausschluss der zehn größten Aktien einen deutlich negativen Einfluss auf die Wertentwicklung nimmt: So liegt über die vergangenen fünf Jahre eine Differenz von -8,4 Prozent zwischen beiden Varianten vor. Im Umkehrschluss zeigt sich aber auch, dass der Value-Faktor ohne Ausschluss trotz der Rallye der (meist technologielastigen) Mega Caps gegenüber dem globalen Aktienmarkt seit Juni 2020 eine leichte Outperformance von +1,1 Prozent generieren konnte.

Abbildung 3: Relative Performance zum globalen Aktienmarkt
Abbildung 3: Relative Performance zum globalen Aktienmarkt

Empfehlungen zur Portfoliokonstruktion

Statt Mega Caps gänzlich auszuschließen, um eine sinnvolle Diversifikation zu erzielen, sollten Investoren eine gezielte Unter- oder Übergewichtung der Mega Caps implementieren, um robustere Anlagestrategien zu konstruieren. Durch die gezielte Positionierung wird dem idiosynkratischen Mega Cap-Effekt Rechnung getragen ohne übermäßige Risiken einzugehen.


Fazit

Der globale Aktienmarkt ist heute stärker denn je durch die Mega Caps geprägt. Deren hohes Indexgewicht und idiosynkratischer Renditeeffekt stellen Investoren zunehmend vor eine Herausforderung: Einerseits bietet ein rein passives Indexinvestment kein breit diversifiziertes Portfolio mehr, andererseits wirkt sich ein vollständiger Ausschluss signifikant negativ auf das Rendite-Risiko-Profil aus. Da Mega Caps zunehmend als Haupttreiber der Marktentwicklung fungieren, ist es für Anleger entscheidend, ihre Gewichtung gezielt zu steuern. In einem Umfeld mit hoher Marktkonzentration bleibt die flexible Anpassung der Portfolio-Gewichtung eine der besten Strategien, um die Vorteile der Mega Caps auszuschöpfen und die Portfoliodiversifikation zu bewahren.


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