RBC BlueBay AM: „Der Kurswechsel der Bank of Japan steht unmittelbar bevor"

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Marktkommentar

Spätestens im April wird sich die japanische Notenbank von ihrer Negativzinspolitik verabschieden, erwartet Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management. Den japanischen Markt hält er für unterschätzt, während er für China pessimistisch ist.

08.03.2024 | 12:03 Uhr

Hier sein aktueller Marktkommentar:

„Die US-Renditen sind in der vergangenen Woche nach Jerome Powells Rede vor dem Kongress gesunken. Der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bekräftigte, dass die Zinsen trotz der starken Wirtschaftsdaten und Rekordstände am Aktienmarkt in den kommenden Monaten gesenkt werden sollen.

Mit Blick auf Japan sind wir zuversichtlich, dass die Bank of Japan (BoJ) einen Kurswechsel vornehmen wird. Wir gehen davon aus, dass sie auf der Sitzung Ende des Monats ihre Negativzinspolitik beendet. Zwar ist eine Verschiebung auf April möglich, der interessantere Aspekt ist aber die künftige Zinsentwicklung.

Wir sind der Auffassung, dass der neutrale Zinssatz in Japan bei einer Inflation von 2 Prozent wahrscheinlich bei 1,25 bis 1,5 Prozent liegt. Auf dieser Grundlage gehen wir davon aus, dass der Bargeldsatz in diesem Jahr auf 0,5 Prozent steigen wird. Daher sind Short-Positionen in japanischen Staatsanleihen weiterhin sinnvoll.

Die geldpolitischen Maßnahmen der BoJ könnten auch ein lang erwarteter Katalysator für den Yen sein. Die japanische Währung scheint unterbewertet und es ist verblüffend zu beobachten, wie günstig Produkte in Japan insbesondere im Vergleich zu den USA sind. Diese Schieflage kann die Preise in die Höhe treiben.

Derweil steigt die inländische Begeisterung für japanische Aktien, wobei institutionelle Anleger zunächst nur langsam auf den Zug aufspringen. Das japanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im zweiten Halbjahr 2023, die Zahlen werden aber wahrscheinlich nach oben korrigiert. Die BIP-Daten für das 1. Quartal werden aufgrund des Noto-Erdbebens ebenfalls schwach ausfallen.

Der grundlegende Trend in Japan aber ist der Wandel. Wir sehen mehr Gewinne und Effizienzsteigerungen durch die Umstrukturierung von Unternehmen und eine zunehmende Volatilität des Arbeitsmarktes, da die Vorstellung von lebenslanger Beschäftigung immer mehr der Vergangenheit angehört. Das kommende Fiskaljahr wird sicherlich interessant werden und wir sind immer noch der Meinung, dass der Markt von vielen globalen Investoren zu lange übersehen wurde.

In China hat der Nationale Volkskongress das Wachstumsziel von 5 Prozent bekräftigt. Nur wenige Kommentatoren denken aber, dass es erreicht werden kann. Wir sind nach wie vor skeptisch, ob sich Peking durch Exporte aus der Immobilienmarkt-bedingten Flaute befreien kann. Die USA und die Europäische Union (EU) haben wenig Appetit auf zusätzliche Einfuhren aus dem Reich der Mitte.

So hat die EU in der vergangenen Woche weitere Schritte unternommen, um Zölle auf subventionierte chinesische Elektrofahrzeuge einzuführen. Ebenso ist China zurückhaltend, die Wirtschaft stärker auf ein konsumorientiertes Modell auszurichten. Folglich sind wir in Bezug auf das Land nach wie vor wenig optimistisch. Wir bezweifeln aber, dass ein Abgleiten Chinas in eine inländische Deflation zu sinkenden Preisen im Ausland führen wird, wie es in den 1990er-Jahren in Japan der Fall war.“

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