Die Marktteilnehmer könnten sowohl Zeitpunkt als auch Geschwindigkeit der erwarteten geldpolitischen Lockerung falsch einschätzen, meint Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.
09.02.2024 | 11:43 Uhr
Hier sein aktueller Marktkommentar:
„Eine Verlangsamung der US-Konjunktur im Laufe des Jahres ist nach wie vor
wahrscheinlich. Mit Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist
aber weiterhin erst in der zweiten Hälfte 2024 zu rechnen.
Bislang wurde das Narrativ einer sich abschwächenden Inflation nicht in Frage
gestellt. Daher birgt der in der kommenden Woche veröffentlichte
Verbraucherpreisindex ein gewisses Risiko, falls die Daten höher ausfallen als
erwartet. Unter anderem gestiegene Löhne deuten darauf hin, dass es sich die
Entscheidungsträger nicht leisten können, in Bezug auf den Preisdruck zu
selbstgefällig zu werden.
Auch wenn es falsch erscheint, die Alarmglocken zu läuten: Wir haben bereits
früher darauf hingewiesen, dass die letzte Etappe auf dem Weg zum
Inflationsziel wahrscheinlich langwierig sein wird und dass es noch einige
Monate dauern könnte, bis der Kernverbraucherpreisindex unter 3 Prozent fällt.
Das ist das Niveau, bei dem die Fed unseres Erachtens eher zu einer Zinssenkung
bereit wäre.
Darüber hinaus stellen wir weiterhin in Frage, dass die Geldpolitik nach oben
die Treppe, nach unten aber den Aufzug nimmt. Dies könnte der Fall sein, wenn
sich die Daten abrupt abschwächen, wir also eine harte Landung sehen, oder es
ein wesentliches negatives Finanzmarktereignis gibt. Bei der Bewertung von
Risikoanlagen ist jedoch eine weiche Landung eingepreist. In einem solchen
Szenario dürfte der Zinssenkungszyklus unserer Meinung nach in einem gemäßigten
Tempo ablaufen.
Wir weisen diesbezüglich auch auf die beiden US-Lockerungszyklen in den
1990er-Jahren hin. Damals sanken die Zinsen um 100 Basispunkte oder weniger,
bevor sie wieder anstiegen. In dieser Hinsicht rechnen die Märkte
wahrscheinlich mit einer zu starken geldpolitischen Lockerung – es sei denn,
wir bewegen uns auf eine Rezession zu.
Derweil hat die Schwäche der US-Regionalbanken die Marktteilnehmer beunruhigt.
Der sinkende Aktienkurs der New York Bancorp hat Befürchtungen ausgelöst, dass
sich die Entwicklungen rund um die Silicon Valley Bank im März vergangenen
Jahres wiederholen könnten.
Der Grund für die Kursschwankungen ist jedoch ein ganz anderer und wir sind
angesichts der eingeleiteten Maßnahmen weit weniger besorgt. Dennoch bleiben
die US-Regionalbanken ein Schwachpunkt.
Auch die geldpolitischen Entscheidungsträger in Europa haben die Aussichten auf
baldige Zinssenkungen gedämpft. Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der
Europäischen Zentralbank (EZB), war in ihren jüngsten Äußerungen deutlich
restriktiver als noch im Dezember. Sie wies darauf hin, dass sich die
Fortschritte beim Inflationsabbau verlangsamen. Außerdem merkte sie an, dass
sich die Stimmungsumfragen verbesserten, was wiederum auf eine leichte Stärkung
der Wirtschaftsaussichten hindeutet.
Nichtsdestotrotz halten wir den Konjunkturausblick für die Eurozone nach wie
vor für ziemlich schwach. Südeuropa steht relativ gut da und verfügt über
robuste Arbeitsmärkte. Doch abseits davon dümpelt das Wachstum in der Region um
den Nullpunkt herum und die politischen Entscheidungsträger fürchten sich immer
mehr vor zunehmenden Abwärtsrisiken.“
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