Die Mehrheit der Private Equity-Investoren weltweit glaubt, dass ihre Fonds sich besser auf den nächsten Abschwung vorbereiten sollten. Nur die Europäer bleiben sorglos.
04.12.2019 | 08:45 Uhr
Die nächste große Krise kommt bestimmt. Die Meinungen, wann das sein wird, gehen noch auseinander. Crashpropheten propagieren schon seit Jahren düstere Szenarien. In der Tat ist in etlichen Wirtschaftsbereichen ein deutliches Nachlassen der Dynamik zu beobachten. So zeigt etwa die verarbeitende Industrie weltweit spürbare Tendenzen hin zu einer Rezession. Gleichzeitig bescheinigen die Experten der OECD der Welt weiterhin ein positives Wirtschaftswachstum –auch für das kommende Jahr. Das Frage ist, ob dieser Befund reicht, um sorglos in die Zukunft zu schauen.
Zumindest die große Mehrheit der institutionellen Anleger in Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum, die in Private Equity-Fonds investiert sind, trauen dem Braten nicht mehr. 70 bis 80 Prozent von ihnen sind der Ansicht, dass ihre Private-Equity-Portfolios modifiziert werden müssen, um sie auf den nächsten Konjunkturabschwung vorzubereiten. Das ist das Ergebnis des aktuellen Global Private Equity Barometers von Coller Capital, das seit 2004 halbjährlich einen Überblick über die Pläne und Meinungen institutioneller Private-Equity-Investoren in Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum bietet.
Ein erstaunliches Ergebnis der aktuellen Umfrage ist, dass europäische Investoren offensichtlich zuversichtlicher sind als alle anderen rund um den Globus. Von ihnen glauben nur 45 Prozent, dass ihre Portfolios verändert werden müssen. Trotz dieses Unterschieds sehen insgesamt neun von zehn Anlegern erhebliche Risiken für ihre mittelfristigen Private-Equity-Renditen, ausgehend vom aktuellen wirtschaftlichen Umfeld und den hohen Vermögenspreisen. Bei einem Konjunkturabschwung erwarten fast alle befragten Anleger signifikante Unterschiede im Anlageerfolg der Private-Equity-Fondsmanager und zwischen einzelnen Fonds. "Wir haben an den Börsen eine der historisch längsten Aufschwung-Phasen erlebt", sagt Jeremy Coller, Chief Investment Officer von Coller Capital. "Die Investoren wissen aber, dass der Winter naht. Sie sagen uns, dass Unterschiede in der Qualität der Strategien und der Teams von Private-Equity-Fondsmanagern wieder zu einer erheblichen Divergenz in den Renditen führen werden - wie bereits vor zehn Jahren während der globalen Finanzkrise."
Eine weitere Erkenntnis der Umfrage: Anleger erwarten in den kommenden fünf Jahren stärkere Abweichungen bei den Fondskonditionen. Konkret: Drei von fünf Investoren erwarten eine generelle Absenkung der Managementgebühren, und jeder fünfte Anleger erwartet geringere prozentuale Gewinnbeteiligungen der Private-Equity-Fondsmanager.
Rund die Hälfte der institutionellen Investoren glaubt, dass Gelder von Kleinanlegern in den nächsten Jahren vermehrt in Private Equity fließen werden, beispielsweise in den USA durch steuerlich geförderte Rentensparpläne wie 401K. Sie halten dies allerdings nicht unbedingt für eine gute Entwicklung. Drei Viertel sind der Meinung, dass Private-Equity-Investments nicht für Privatanleger geeignet sind.
Spekulationen, dass breit aufgestellte Vermögensverwalter in die Branche einsteigen und das Geschäftsmodell von Private Equity grundlegend verändern könnten, schließen sich die institutionellen Investoren nicht an. Drei Viertel von ihnen halten dies in den nächsten fünf Jahren für unwahrscheinlich.
Offensichtlich steigt die Nachfrage nach Private Equity-Fonds schneller als das Angebot. Denn institutionelle Anleger müssen sich häufiger mit geringeren Kapitalzusagen für die von ihnen ausgewählten Private-Equity-Fonds begnügen als in der Vergangenheit. Bei mehr als der Hälfte der Anleger wurden in den letzten zwölf Monaten mehrfach die angefragten Anteile reduziert. Am häufigsten geschieht dies nach Angaben der Investoren bei Venture Capital und mittelständischen Buyout-Fonds.
Insbesondere die Nachfrage der Investoren nach Venture-Capital-Investments ist nicht überraschend, vor allem in Nordamerika. Für dortige Anlagen erwarten erstmals in der Geschichte des Coller Barometers die Investoren in den nächsten Jahren höhere Renditen aus Venture-Fonds als aus Buyout-Fonds.
Fazit: Private Equity-Fonds bleiben beliebt bei institutionellen Investoren. Die Nachfrage steigt zwar, die Skepsis gegenüber bestehenden Strategien allerdings auch – vor allem in den USA und im asiatisch-pazifischen Raum.
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