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Regulierung: Das Geschäft mit der Auslagerung

MiFID II lässt sich nur noch mit hohem technischen Aufwand bewältigen (Bild: pixabay)
Regulierung

Finanzinstitute nutzen verstärkt Möglichkeiten, Regulierungs-Aufgaben auszulagern. Das Geschäft mit dem MiFID-Outsourcing wächst schnell. Die BaFin hat die sogenannten RegTech-Dienstleister bereits im Blick.

29.09.2017 | 15:35 Uhr

Die Banken stehen derzeit an zwei Fronten erheblichen Herausforderungen gegenüber. Sie müssen einerseits die digitale Transformation meistern, indem sie schlanker, flexibler und kundenorientierter werden. Dabei stehen sie nicht nur völlig neuen Technologien, sondern auch neuen Marktteilnehmern, den FinTechs, gegenüber, die durch neue Kundenlösungen punkten und den Banken dadurch Kunden streitig machen.

Andererseits müssen sie komplexe Regularien beachten, deren Einhaltung viele Kapazitäten binden. Was die Sache nicht einfacher macht: Stetig werden neue Regeln und Vorschriften veröffentlicht, und die Aufsichtsbehörden machen nicht den Eindruck, dass sie besonders nachsichtig mit der Finanzindustrie umgehen wollen, wenn ab kommenden Jahr die neue Regulierungsrichtlinie MiFID II umgesetzt wird.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele Finanzdienstleister in ihrem Zeitplan zur Vorbereitung für die praktische Umsetzung von MiFID II erheblich hinterherhinken. Denn die neuen Regulierungsanforderungen sind extrem komplex. Insbesondere große Geschäftsbanken mit ihren zahlreichen, manchmal kaum kompatiblen, veralteten Systemen haben Schwierigkeiten, ihre Strukturen rechtzeitig regulierungskonform zu reformieren.

RegTechs springen in die Bresche

Diese Situation bietet sogenannten RegTechs ein ideales Szenario: Die smarten Unternehmen helfen Finanzdienstleistern mit den innovativen Technologien bei der Bewältigung der regulatorischen Anforderungen.

In diesem sehr jungen Unternehmenssegment haben sich nicht nur junge Startups positioniert. Auch etablierte Vertreter wie die Deutsche Börse mischen hier mit. So sollen etwa Finanzmarktakteure mittels eines in Eschborn angesiedelten sogenannten Regulatory Reporting Hub unter anderem ihre Berichts- und Meldepflichten im Rahmen von MiFID II erfüllen können. Der Service liefert Referenzdaten unter anderem für die Verwendung in Produkten zur aufsichtsrechtlichen Berichterstattung.

Chancen und Risiken

Die Finanzindustrie macht verstärkt Gebrauch von der Möglichkeit, das lästige Regulierungsthema auszulagern. Kein Wunder: Der Vorteil der Auslagerung von aufsichtsrelevanten administrativen Aufgaben liegt auf der Hand. Die Umsetzung der Regulierungsanforderungen kostet viel Ressourcen, Zeit und erzeugt Fixkosten, bringt aber auf den ersten Blick keinen Gewinn. Je kleiner ein Institut ist, desto stärker schlagen die Kosten im Verhältnis zum Gesamtgeschäft ins Kontor.

Doch mit der Auslagerung solch wichtiger Prozesse sind auch nicht zu unterschätzende Risiken verbunden. Darauf hat vor wenigen Tagen die US-Investmentbank Goldman Sachs hingewiesen. Ihr Argument: Wenn mehrere Adressen denselben Anbieter eines dezentralen Rechnernetzwerkes (Cloud) nutzen, sei das höchst problematisch. Als Beispiel nannte die Bank einen Bericht des Nachrichtendienstes „Financial News“. Demnach verlassen sich Institute wie Citigroup, J.P. Morgan sowie HSBC jeweils auf das Cloud-Storage-System von Amazon. Zugleich gehören die britische Finanzaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) sowie die US-amerikanische Financial Industry Regulatory Authority (Finra) zu den Nutzern dieses Systems.

Die BaFin horcht auf

Einem Bericht der Börsen-Zeitung zufolge beschäftigt sich nun auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin intensiv mit dem Trend hin zur Bewältigung regulatorischer Aufgaben mit Hilfe automatisierter Prozesse. Präsident Felix Hufeld machte in einer Rede auf der Konferenz der Frankfurter Goethe-Universität mit dem Titel „Regulatory Technology – Praxis, Aufsicht und Wissenschaft im Dialog“ deutlich, dass der Trend zur Regulierungs-Auslagerung an sogenannte RegTech-Anbieter die Aufsicht umtreibt. Bislang behelfe sich die BaFin noch mit „herkömmlichen Instrumenten“, auf längere Sicht könnten jedoch neue Ansätze vonnöten sein. „Bei den Patchwork-Wertschöpfungsketten, wie sie andernorts bereits bestehen, werden wir uns dem Thema Outsourcing neu nähern müssen“, so Hufeld.

In der Frage, ob RegTech-Anbieter im selben Maße reguliert werden sollten wie Banken, wollte sich der BaFin-Präsident noch nicht festlegen. Er stellte aber schon mal klar: „Banken können Aufgaben auslagern, aber nicht die Verantwortung. Sie müssen den Überblick darüber behalten, was beim Insourcer passiert, und jeweils nachweisen, wie sie ihre Verantwortung wahrnehmen“, so Hufeld. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich für RegTechs sogar hier ein neues Geschäftsfeld auftut: die Überwachung von Outsourcing-Prozessen.

(MvA)

Mehr Infos zum Thema bietet eine aktuelle Studie des TME Instituts: „The Year of RegTech – wie neue Technologien den Banken helfen können“. Den Download der Studie gibt es hier als PDF-Dokument.

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