Der Spezialfondsmarkt ist mit verhaltenen Nettomittelaufkommen in das Jahr gestartet. Mit Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen schwächelten die großen beiden Investorengruppen, meldet das Beratungsunternehmen Kommalpha.
24.05.2023 | 10:20 Uhr
Es war ein verhaltener Start in das Jahr 2023 für den Spezialfondsmarkt hinsichtlich der Cashflows. Nachdem sich das Nettomittelaufkommen in den ersten beiden Monaten mit 5,5 respektive 8,4 Milliarden Euro auf ordentlichem Niveau befand, verhagelte ein sehr schwacher März mit lediglich 984 Millionen Euro Nettomittelaufkommen die Quartalsbilanz. Insgesamt betrug das Nettomittelaufkommen im ersten Quartal des laufenden Jahres knapp 15 Milliarden Euro, was deutlich unter dem Durchschnitt der Quartalswerte der vergangenen Jahre liegt. An mangelnder frischer Liquidität hat es nicht gelegen, vor allem nicht im mauen März. Insgesamt betrugen die Mittelzuflüsse 61,3 Milliarden Euro. Allein im März 2023 wurden knapp 24 Milliarden Euro an frischen Mitteln in Spezialfondsmandate seitens institutioneller Investoren dotiert, wovon mit Blick auf das Nettomittelaufkommen jedoch nur mickrige 4 % netto in den Mandaten verblieben ist. Insgesamt ist im ersten Quartal 2023 rund jeder vierte Euro der frischen Liquidität netto in Spezialfonds gelandet. Auch dieser Wert liegt unter dem Durchschnitt der Quartalswerte der letzten Jahre und spricht für die erhöhte Anteilsscheindynamik, die sich insbesondere im Jahr 2022 beobachten ließ.
Die tiefergehende Analyse bringt zutage, welche Investorengruppe für das vergleichsweise schwache Ergebnis des ersten Quartals 2023 verantwortlich ist, insbesondere mit Blick auf das magere Nettomittelaufkommen. Private Organisationen ohne Erwerbszweck sowie Sozialversicherungen und öffentliche & kirchliche Zusatzversorgungseinrichtungen sind es auf jeden Fall nicht. Beide liegen beim Nettomittelaufkommen per Ende März 2023 über ihren Vergleichswerten von 2022 - private Organisationen ohne Erwerbszweck mit einem Unterschied von 3,2 Milliarden Euro sogar sehr deutlich. Sie dotierten per Ende des ersten Quartals 2023 rund 7 Milliarden Euro Nettomittel in ihre Spezialfondsmandate. Bei Sozialversicherungen und öffentlichen & kirchlichen Zusatzversorgungseinrichtungen liegt dieser Wert bei 3,5 Milliarden Euro.
Alle übrigen Anteilseignergruppen liegen beim Nettomittelaufkommen per Ende März 2023 deutlich unter ihren entsprechenden Vorjahreswerten. Die Differenz liegt bei allen zwischen 5 und 6 Milliarden Euro außer bei den sonstigen Investoren, die "nur" um 1 Milliarde Euro ihr entsprechendes Vorjahresergebnis verfehlen.
Besonders bemerkenswert ist dieser negative Aspekt für Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen als Zugpferde des Spezialfondsmarktes in den letzten Jahren. Spezialfonds von Altersvorsorgeeinrichtungen sammelten im ersten Quartal 2023 mickrige 912 Millionen Euro netto ein. Das Pendant von Versicherungen immerhin noch 3,2 Milliarden Euro, was aber ebenfalls eine vergleichsweise magere Bilanz ist.
Das Beratungsunternehmen Kommalpha hat mit der Publikation "Spezialfondsmarkt Quarterly" ein Format entwickelt, welches die Netto- und Bruttocashflows sowie ausgewählte Strukturmerkmale des deutschen Spezialfondsmarktes pro Quartal tiefgehend analysiert. Dies erfolgt auf Basis von Daten der Deutschen Bundesbank. Die frisch veröffentlichte Ausgabe 11 basiert auf dem Datenstichtag 31. März 2023.
Neben den skizzierten Sachverhalten wird im Rahmen eines Expertenpanels die These eingeschätzt, ob Altersvorsorgeeinrichtungen als jüngst größte Investorengruppe im deutschen Spezialfondsmarkt diese Position halten oder sogar noch ausbauen können. Zusätzlich erlauben wir uns in der aktuellen Ausgabe einen kurzen Exkurs und weisen auf ein Thema hin, das noch unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit im Asset-Management ist: Die Kürzung des "Settlement Cycle" von T+2 auf T+1 in den USA und Kanada am 28. Mai 2024. Ein Stich ins Wespennest!
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