Die Algorithmen füllen die Seiten der Online-Portale und Suchmaschinenbrowser weiter mit Krisennachrichten: zum Krieg in der Ukraine, dem Klimawandel und der Weltwirtschaft.
25.01.2023 | 12:15 Uhr von «Dr. Matthias Vollbracht»
Die Analyse der Analystenzitate in den führenden Wirtschaftszeitungen wie Financial Times, Wall Street Journal und Handelsblatt durch das Züricher Medienanalyse-Institut Media Tenor zeigt, dass die Algorithmen ein Update nötig haben. Der Saldo von positiven zu negativen Wertungen zu maßgeblichen Branchen im Dezember in den Expertenaussagen lautet: Industrie-Titel +47,5, Konsum +25,5, Gesundheit +12,9, Chemie +6,1. Die Entwicklung an den Aktienmärkten lässt ebenfalls manchen verwundert zurück: „Ist das noch Krise?“ Nun, es ist jedenfalls ein Teil der Wirklichkeit, der in den letzten Monaten zu wenig wahrgenommen wurde. Es gibt allerdings auch weiterhin Krisensignale: Handel -49,5, Immobilien -17,8, Autobranche -14,7. Doch ein tieferer Blick offenbar: Die Skepsis der Experten betrifft nicht die ganze Autobranche, sondern vor allem Tesla und spiegelt damit offenbar eher den Vertrauensverlust des CEO Elon Musk als die grundsätzlichen Erwartungen für die Branche.
Die Analyse der Sentimentdaten für einzelne Länder ist dagegen zum Jahresende weniger trennscharf als der Blick auf Branchen. Insgesamt positiv ist das Meinungsklima zu Indien (+23,6), zu Taiwan und der Schweiz. Das Sentiment zu China hat sich nach der unerwarteten Lockerung der Corona-Restriktionen von -43 im Oktober auf -11 im Dezember verbessert; mit diesem Wert war das Land auch ins Jahr 2022 gestartet. Grundsätzliche Bedenken sind allerdings nur bedingt damit ausgeräumt (siehe letzte Kolumne).
Zum Jahresauftakt braucht es für Investoren wohl stärker die Fähigkeit, differenzierte Signale wahrzunehmen als den Schwarz-Weiß-Mustern des letzten Jahres zu folgen. Insgesamt wurden 46.495 Aussagen für das Jahr 2022 ausgewertet.
Diesen Beitrag teilen: