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Angriff der COVID-Zombies

Angriff der COVID-Zombies
Volkswirtschaft
Angriff der COVID-Zombies
08/2021
Luigi Zingales
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Nun, da die Volkswirtschaften des Westens die COVID-19-Krise hinter sich lassen, stehen Banken und Regierungen vor einem neuen Problem: wie sie mit den „untoten“ Unternehmen umgehen sollen. Doch könnte ein innovatives, arbeitnehmerzentriertes Programm eine mögliche Lösung bieten.

03.08.2021 | 07:30 Uhr

In den USA und der Europäischen Union ist die Zahl der Unternehmenskonkurse in den 15 Monaten der Pandemie trotz der damit einhergehenden schweren Rezession zurückgegangen. Das rührt daher, dass die Regierungen der reichen Länder – in dem verständlichen Wunsch, den von der Pandemie ausgehenden heftigen wirtschaftlichen Schlag abzumildern – den Unternehmen alle möglichen Sicherheitsnetze gebaut haben. Häufig freilich taten sie dies, ohne auch nur zu versuchen, zwischen Unternehmen mit guten wirtschaftlichen Aussichten und solchen ohne wirtschaftliche Aussichten zu unterscheiden.

Daher hat sich der Prozess der natürlichen Auslese im Wirtschaftssektor just zu dem Zeitpunkt abgeschwächt, zu dem COVID-19 viele bereits bestehende Trends beschleunigt hat. Dies hat den Anteil der als „Zombies“ einzustufenden Unternehmen erhöht. Doch müssen die politischen Entscheidungsträger nun die weiteren wirtschaftlichen Auswirkungen ansprechen, die es hat, wenn man nicht lebensfähige Unternehmen künstlich am Leben erhält.

Natürlich können die Regierungen nicht von heute auf morgen alle Wirtschaftssubventionen einstellen. Während der Pandemie haben viele ansonsten gesunde Unternehmen eine Menge Schulden angehäuft. Sie alle plötzlich der rigiden Disziplin des Marktes zu unterwerfen, würde zu einer Unmenge unnötiger Konkurse führen.

Zudem wären die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen einer plötzlichen Beendigung der Unterstützung für jede gewählte Regierung politischer Selbstmord. Der negative Schock, dem das BIP dadurch ausgesetzt würde, hätte schwerwiegende Auswirkungen sowohl auf die Arbeitslosigkeit als auch auf die öffentlichen Finanzen, und die Verluste, die eine Konkurswelle den Kreditgebern zufügen würde, würde die Bilanzen der Banken zusätzlich schwächen. Das Ergebnis wäre fast mit Sicherheit massive Unzufriedenheit aufseiten der Wähler, die praktisch sicherstellen würde, dass die Regierung die nächste Wahl verliert.

Andererseits kann die Politik nicht damit fortfahren, allen Zombie-Unternehmen zu helfen. Dies wäre mit enormen Kosten für die öffentlichen Haushalte verbunden und würde das Produktivitätswachstum beeinträchtigen, das die Regierungen im Westen zur Lösung vieler ihrer fiskalischen und politischen Probleme so dringend brauchen. Die pandemiebedingten Veränderungen erfordern neue, innovative Unternehmen. Doch wird es schwierig für derartige Unternehmen, in den Markt einzutreten und zu wachsen, wenn wir so viele physische, menschliche und finanzielle Ressourcen darauf verschwenden, Zombie-Unternehmen am Leben erhalten.

Die lebensfähigen von den untoten Unternehmen zu unterscheiden ist selbst in normalen Zeiten nicht einfach: Genau das macht die Kunst des Bankwesens aus. Und während es für den privaten Sektor selbst in besten Zeiten schwierig ist, zwischen gesunden und nicht lebensfähigen Unternehmen zu unterscheiden, ist es nun, da noch immer ein derartiges Maß an Unsicherheit über die kommende postpandemische Welt herrscht, besonders schwierig. Doch kann der private Sektor zumindest auf aggressive Weise Anreize nutzen, um diffuse Informationen zu erfassen. Für eine Regierungsbehörde ist dies ungeheuer schwierig, insbesondere wenn es ihr an der notwendigen angesammelten Fachkompetenz fehlt.

Dies ist eine neue Version eines alten Problems, mit dem sich insbesondere Friedrich Hayek auseinandergesetzt hat. Wie Hayek gezeigt hat, verläuft die Allokation von Wissen in der Gesellschaft diffus, und es ist für jede Regierung schwierig, es auf unvoreingenommene Weise zu sammeln.

Doch gibt es eine Möglichkeit, diese Schwierigkeit auszuräumen. Wenn man ermitteln will, wie gut ein Student ist, gibt es keine aufschlussreichere Messgröße, als dessen Kommilitonen zu befragen. Wer täglich gemeinsam mit anderen lernt, weiß deren Begabung am besten zu würdigen. Genauso kann niemand die Qualität eines Unternehmens besser einschätzen als dessen eigene Mitarbeiter. Um Zombie-Unternehmen auszusondern, sollten die Regierungen daher beginnen, jede Subvention für ein Unternehmen von der Zustimmung einer Mehrheit seiner Beschäftigten abhängig zu machen.

Das Problem ist, dass die Beschäftigten (anders als die Kommilitonen an der Uni) einen Anreiz zum Lügen haben. Sollte das Unternehmen scheitern, würden sie ihre Arbeitsplätze verlieren. Weil es sie nichts kostet, sich zugunsten ihres Unternehmens zu äußern, werden die meisten dessen Zukunftsaussichten vermutlich übertrieben rosig darstellen.

Doch lässt sich dieses Problem ohne Weiteres durch angemessene Anreize überwinden. Sprächen sich im Rahmen eines derartigen Programms die Beschäftigten mehrheitlich dafür aus, das Unternehmen umgehend zu liquidieren, würden sie länger Arbeitslosenunterstützung erhalten. Sprächen sie sich für den Fortbestand des Unternehmens aus, würde die Regierung durch eine Kapitalspritze versuchen, das Unternehmen lebensfähig zu machen. Doch wenn es in der Folge dann trotzdem in Konkurs ginge, würde die Arbeitslosenversicherung der Beschäftigten stark gekürzt – womöglich sogar auf null.

Arbeitnehmer, die nicht glauben, dass ihr Unternehmen eine Zukunft hat, würden eine längere Phase sozialer Absicherung bevorzugen. Diejenigen jedoch, die glauben, dass ihr Unternehmen eine Zukunft hat, würden diese nicht gefährden, indem sie sich für eine Liquidierung aussprechen.

Bei ordnungsgemäßem Zuschnitt wäre ein solches Programm vermutlich in der Lage, die Zombies von ansonsten gesunden, aber durch die Auswirkungen der Pandemie belasteten Unternehmen zu unterscheiden. Es würde dies tun, indem es die Kosten der Subventionen unmittelbar sichtbar macht: Mehr Unterstützung heute bedeutet, dass die Regierungen weniger Haushaltskapazitäten haben könnten, um den Beschäftigten in Zukunft zu helfen.

Last but not least würde dieses System die Arbeitnehmer stärken. Allzu häufig drohen Unternehmer und Manager mit Massenentlassungen, um große, ungerechtfertigte Subventionen zu erzwingen. Diesmal sollten die Arbeitnehmer entscheiden dürfen, ob eine derartige Unterstützung gerechtfertigt ist.

Copyright: Project Syndicate

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