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Ist Globalisierung innovationsfeindlich?

Ist Globalisierung innovationsfeindlich?
Volkswirtschaft
Ist Globalisierung innovationsfeindlich?
08/2021
Dalia Marin
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Die Globalisierung ermutigt zur Innovation – so jedenfalls die gängige Meinung. Doch gibt es zunehmende Belege dafür, dass wir diese Annahme, wie so viele ökonomische Parolen, überdenken müssen.

11.08.2021 | 07:15 Uhr

Die hergebrachte Meinung beruht auf einer Studie von Gene M. Grossman und Elhanan Helpman aus dem Jahre 1991, die zeigte, dass die Globalisierung durch Schaffung größerer, stärker integrierter Märkte die Effizienz steigerte, zur Spezialisierung ermutigte und die Anreize für gewinnorientierte Unternehmer zu Investitionen in Forschung und Entwicklung verstärkte. Das Ergebnis war ein Anstieg der weltweiten Innovationsrate.

Doch deuten jüngste Untersuchungen über die globalen Auswirkungen Chinas darauf hin, dass die Beziehung zwischen Globalisierung und Innovation so eindeutig nicht ist. Einerseits haben Nicholas Bloom et al. festgestellt, dass die verstärkte Konkurrenz durch China zu einem Anstieg der Zahl der Patente in Europa beigetragen hat. Andererseits zeigen David Autor et al., dass der „Chinaschock“ die Innovationsrate in den USA verringert hat.

Wie sind diese unterschiedlichen Ergebnisse zu erklären? Eine mögliche Antwort liegt in den Veränderungen im Fertigungssektor.

Die Fertigung ist traditionell der Bereich, in dem die meisten Innovationen passieren. Doch in reichen Ländern – insbesondere in den USA – schrumpft der Anteil der Fertigung an der Wirtschaftsleistung und Beschäftigung seit Jahrzehnten, da viele multinationale Unternehmen ihre arbeitsintensive Produktion in Niedriglohnländer wie China oder die osteuropäischen Staaten verlagert haben. Wenn Innovation dort abläuft, wo produziert wird, wäre es verständlich, dass Chinas Aufstieg zur Industriemacht mit sinkender Innovation in einem Land wie den USA korreliert ist.

Doch ist ein solches Ergebnis nicht unvermeidlich. Ob der Verlust von Industriearbeitsplätzen die Innovation untergräbt, hängt stark davon ab, wie ein multinationales Unternehmen organisiert ist – insbesondere was die Verknüpfungen zwischen der Produktions- und der Innovationsseite des Geschäfts angeht.

Wenn die Wirtschaftsleistung eines Unternehmens von persönlicher Interaktion zwischen beiden Seiten abhängig ist, sollten Fertigung und innovative Aktivitäten in enger räumlicher Nähe liegen. Ansonsten ist ein Rückgang seiner Innovationskraft wahrscheinlich. Dies ist bei US-Unternehmen häufig der Fall: Tochtergesellschaften, die ihren Sitz weit weg von der Muttergesellschaft haben, neigen dazu, weniger Patente anzumelden.

Falls jedoch das Management den Informationsfluss zwischen diesen beiden Beschäftigtengruppen unterstützt und steuert, ist die räumliche Nähe zwischen beiden Aktivitäten womöglich weniger wichtig. Dies würde die Innovation in den hochentwickelten Volkswirtschaften aufrechterhalten, selbst wenn die Fertigung auf der anderen Erdseite stattfindet.

Meine Untersuchungen zur Verlagerung von Industriearbeitsplätzen nach Osteuropa nach dem Fall des Kommunismus stützen diese Lesart. In den 1990er Jahren wiesen die osteuropäischen Länder ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen, aber ausgeprägte Fertigkeiten insbesondere im Bereich des Ingenieurswesens auf. Das machte sie zu einem idealen Umfeld für preiswerte Innovation.

Dies war besonders für Deutschland und Österreich attraktiv, die beide deutlich reicher waren, in der Nähe lagen und sich einem akuten Fachkräftemangel ausgesetzt sahen. In den Folgejahren verlagerten daher viele deutsche und österreichische Unternehmen nicht nur die Fertigung, sondern auch spezielle Fertigkeiten erfordernde Aktivitäten und wichtige Teile der Forschung nach Osteuropa.

Zwischen 1990 und 2001 beschäftigten österreichische Tochtergesellschaften in Osteuropa prozentuell fünfmal so viele Mitarbeiter mit Hochschulabschluss wie ihre Mutterunternehmen. Sie beschäftigten zudem 25% mehr Forschungspersonal in ihren Labors. In ähnlicher Weise hatten deutsche Konzerngesellschaften in Osteuropa dreimal so viele Mitarbeiter mit Hochschulabschluss wie ihre Mutterunternehmen und 11% mehr Forschungspersonal.

Doch gab es einen wichtigen Unterschied zwischen den deutschen und österreichischen Multis. Die deutschen Multis übertrugen die Organisationsstruktur ihrer Unternehmen auf Osteuropa und schickten zur Unternehmensleitung deutsche Manager dorthin. Dies stellte sicher, dass in den osteuropäischen Forschungslabors erzeugtes Fachwissen zurück an die Muttergesellschaft floss, die daher mehr Kontrolle über die Innovation hatte.

Die österreichischen Multis dagegen – die überwiegend selbst Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen waren – passten die Organisationsstruktur ihrer osteuropäischen Tochtergesellschaften an das örtliche Umfeld an und stellten mehr einheimische Manager ein. Infolgedessen waren ihre Tochtergesellschaften bei ihren Innovationsentscheidungen autonomer. Es wurde kein Mechanismus eingerichtet, um sicherzustellen, dass auch die Muttergesellschaft vom bei der Tochtergesellschaft entwickelten Wissen profitierte.

Während des letzten Jahrzehnts hat sich Deutschland im Allgemeinen wirtschaftlich gut entwickelt, während Österreich unter niedrigen Wachstumsraten und hoher Arbeitslosigkeit litt. Österreichs Nöte könnten ihren Ursprung durchaus in dem umgekehrten Spezialisierungsmuster bei der Innovation gegenüber Osteuropa haben. Österreichs Fertigkeitsniveau gemessen am Anteil der Erwerbsbevölkerung mit Hochschulabschluss lag 1998 bei 0,07, verglichen mit 0,14 für die mitteleuropäischen Länder.

Wie Deutschland gezeigt hat, ist die Innovationskraft nicht von der Präsenz der physischen Produktion abhängig. Zudem lässt sich ein Innovationsrückgang im Fertigungsbereich zumindest teilweise durch erhöhte Forschung und Entwicklung in anderen Sektoren ausgleichen. So war das in den USA: In 2016 entfielen auf den Fertigungssektor nur 54% der US-Patente und 59% der Forschungs- und Entwicklungsausgaben – verglichen mit 91% bzw. 99% im Jahr 1977 –, und 46% aller neu erteilten US-Patente entfielen auf Unternehmen außerhalb des Fertigungssektors.

Doch ergänzen Fertigung und Innovation einander trotzdem. Und wie die ganz unterschiedlichen Erfahrungen Österreichs und Deutschlands zeigen, untergräbt die Verlagerung der Fertigung ins Ausland die Innovation nicht zwangsläufig. Wenn die Mutterunternehmen Mechanismen zum Erwerb der von ihren verbundenen Unternehmen entwickelten Fachkenntnisse umsetzen, können sie die Vorteile der Globalisierung – einschließlich der Verlagerung von Unternehmensbereichen ins Ausland – nutzen, ohne bei der Innovation ins Hintertreffen zu geraten.

Copyright: Project Syndicate

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