Die Unsicherheit bleibt: Der Aktienmarkt erholt sich von seinen Tiefstständen, andererseits nehmen Horrorzahlen zum Wirtschaftswachstum und zur Gewinnentwicklung bei Unternehmen kein Ende. Woran sollen sich Investoren orientieren?
11.05.2020 | 14:40 Uhr von «Christian Bayer»
Der Asset Manager Bantleon verweist darauf, dass die Auswirkungen der
Coronavirus-Pandemie die Wirtschaft der Eurozone bereits im ersten Quartal hart
getroffen haben. „Laut Schnellschätzung von Eurostat schrumpfte das BIP um 3,8
Prozent gegenüber dem Vorquartal, obwohl der Lockdown im Schnitt nur die
letzten beiden Märzwochen betraf“, so die Experten. Allerdings waren in den
einzelnen Volkswirtschaften deutliche Unterschiede zu bemerken. Laut Bantleon
musste Frankreich mit einem Minus von 5,8 Prozent den stärksten Rückgang
verkraften, während die Wirtschaftsleistung in Österreich um vergleichsweise
geringe 2,5 Prozent geschrumpft ist. Anleger müssen sich aber auf noch
schlechtere Daten vorbereiten: „Im laufenden Vierteljahr erwarten wir ein Minus
von rund 15 Prozent“, so die Kapitalmarkt-Strategen. Danach gibt es allerdings
Licht am Ende des Tunnels. Bantleon erwartet in der Eurozone jeweils zum
Vorquartal im dritten Quartal einen zweistelligen prozentualen Zuwachs und im
vierten Quartal einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um fünf Prozent. Für das
Jahresende 2021 prognostizieren die Experten das BIP-Niveau von Ende 2019.
Voraussetzung dafür sei allerdings die Verfügbarkeit eines Impfstoffes. Mit
Blick auf die Aktienmärkte stellt sich für Bantleon die Frage, ob sich die
Aktienmärkte angesichts des stärksten Rückgangs der Wirtschaftsleistung seit
Ende des Zweiten Weltkriegs nicht zu schnell erholt hätten. „Aus unserer Sicht
hängt alles davon ab, ob die Konjunktur im zweiten Halbjahr klar nach oben
dreht. Derzeit sehen wir gute Chancen, dass ein sukzessives Hochfahren der
Wirtschaft gelingt und somit der Boden für eine zyklische Belebung gegeben ist“,
so die Strategen.
Die Experten von NN Investment Partners (NN IP) empfehlen Anlegern sich darauf
vorzubereiten, dass die Aktienmärkte in den kommenden Wochen noch einmal
abtauchen. Anleger würden auf eine V-förmige Erholung der Wirtschaft setzen. Das
könnte sich aber als eine zu optimistische Einschätzung der Lage herausstellen.
Ewout van Schaick, Leiter der Multi-Asset-Sparte bei NN IP, erwartet eine
langsamere Erholung der Wirtschaft. Einen Anstieg der Firmengewinne prognostiziert
der Experte in der zweiten Jahreshälfte. NN IP nutzt einen hauseigenen
KI-basierten Indikator zur Identifizierung einer Bodenbildung an den
Aktienmärkten. Dabei werden auch Sentiment-Faktoren berücksichtigt. Aus Sicht
der Experten haben Stimmungen gerade in Krisenzeiten einen besonders starken
Einfluss auf die Entwicklung an den Finanzmärkten. Trotz der Erwartung eines
weiteren möglichen Rückgangs an den Aktienmärkten haben die NN IP-Strategen
Aktien in der Multi-Asset-Strategie des Hauses von „Untergewichtung“ auf „neutral“
hochgestuft.
Die LOYS AG steht für antizyklisches Investieren mit Fokus auf die Werthaltigkeit der Investments. Die Kursrückgänge während der Corona-Krise wurden genutzt, um in den Portfolios Aktien nachzukaufen. Bei den Unternehmen wurde vor allem auf starke Bilanzen und eine robuste Finanzierung geachtet. LOYS-Vorstand Christoph Bruns erwartet in den kommenden Monaten durch die gigantischen Summen, die von den Regierungen zur Bekämpfung der Corona-Krise in die Hand genommen wurden, massive Wettbewerbsverzerrungen. Nicht überlebensfähige Unternehmen würden dadurch künstlich am Leben erhalten. Zudem warnt Bruns davor, dass die Hilfe nur bei Großkonzernen ankommt: „Es wird nicht ausreichen, in jeder Krise zuvörderst der Automobilindustrie beizuspringen.“ Der Aktien-Stratege fordert zudem einen neuen Blick auf das Unternehmertum, weil Überregulierung sowie hohe Steuern und Abgaben abschreckend auf die Attraktivität der Selbständigkeit wirken.
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Quelle: BÖRSE ONLINE
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