Entgegen der weit verbreiteten Meinung, US-Aktien seien teurer als europäische, zeigt eine neue Analyse von Pascal Kielkopf, dass die Bewertung stark von der verwendeten Kennzahl abhängt. Anleger sollten die verschiedenen Bewertungskennziffern und ihren historischen Kontext im Auge behalten, bevor sie pauschale Schlussfolgerungen ziehen.
28.01.2025 | 14:30 Uhr
Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, berücksichtigt bei seiner Analyse nicht nur den aktuellen Wert von Aktien, sondern zieht auch den historischen Vergleich heran. Um die Entwicklungen besser einordnen zu können, teilte der Analyst die Daten der letzten 20 Jahre (Juni 2003 bis Dezember 2024) in fünf Quintile auf und nahm so eine differenzierte Betrachtung vor. Ein erster wichtiger Befund seiner Analyse: Gemessen am klassischen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gelten Aktien aktuell als hoch bewertet, insbesondere die aus den USA, die hier besonders teuer erscheinen.
US-Aktien günstiger als viele andere Märkte
Doch wenn Investoren zusätzlich das erwartete zukünftige Gewinnwachstum in ihre Überlegungen einbeziehen – also die PEG-Ratio betrachten –, ergibt sich laut Kielkopf ein anderes Bild. In diesem Fall schneiden US-Aktien weitaus günstiger ab als viele andere Märkte, da das zukünftige Wachstum eine günstigere Gesamtbewertung der Aktien erlaubt.
Laut PEG-Ratio sind Aktien günstig
Ein weiteres Ergebnis der HQ Trust Analyse zeigt, dass die oft verbreitete Daumenregel besagt, Werte über eins beim PEG-Ratio seien überbewertet. Doch der Blick des HQ Trust Analysten auf die historischen Daten zeigt, dass diese Regel in den meisten Ländern nicht anwendbar ist. Tatsächlich zeigt sich demnach , dass Aktien derzeit eher günstig bewertet sind, wenn man den Zeitraum der letzten 20 Jahre betrachtet: Die PEG-Ratio des MSCI ACWI liegt mit 1,3 unter dem historischen Mittelwert von 1,6.
Im Vergleich zur eigenen Historie sind laut der Analyse von Kielkopf vor allem US-amerikanische und britische Aktien derzeit relativ günstig bewertet. Aktien aus China, Taiwan und Südkorea erscheinen aus historischer Sicht sogar sehr preiswert. Auch Titel aus Deutschland, der Schweiz und Japan notieren klar unter ihren historischen Mittelwerten. Nur in drei der analysierten Länder – Frankreich, Kanada und Indien – erscheinen Aktien aktuell relativ teuer.
Pauschale Aussagen greifen zu kurz
Für Anleger bedeutet diese HQ Trust Analyse, dass pauschale Aussagen wie „europäische Aktien sind günstig“ oft zu kurz greifen und wenig aussagekräftig sind. Die Bewertung von Aktien hängt laut Kielkopf maßgeblich von der verwendeten Kennzahl ab, und innerhalb Europas gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Daher sollten Investoren stets auch die Erwartungen an das zukünftige Gewinnwachstum berücksichtigen. Dabei sei jedoch Vorsicht geboten, da diese Prognosen auf Schätzungen basieren, die sich unter unerwarteten Umständen ändern können. (jk)
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