• DAX21.045-1,0 %
  • ES504.869-1,9 %
  • US3040.090-0,8 %
  • EUR/USD1,14+0,5 %
  • BRENT63,90-1,5 %
  • GOLD3.288+2,4 %
Rentenfonds können für mehr Stabilität sorgen. (AI-Grafik © 2025 by MvA)
Rentenfonds

Rentenfonds: Welche Euro-Langläufer jetzt Chancen bieten

Die vergangenen Tage haben deutlich gemacht, wie fragil der Aktienmarkt ist. Für Anleger, die ihr Portfolio breiter diversifizieren wollen, können Rentenfonds, die in Euro-Anleihen mit langer Laufzeit investieren, jetzt eine gute Ergänzung sein.

11.04.2025 | 07:15 Uhr von «Matthias von Arnim»

Der Kapitalmarkt ist in Aufruhr. Je nach Laune des US-Präsidenten können die Kurse täglich um mehrere Prozent schwanken. Das haben die vergangenen Tage gezeigt. Die Unsicherheit darüber, mit welchem Fuß Donald Trump am Morgen aufsteht, wird auch in den kommenden Monaten die Analysten und Börsenhändler in Atem halten und für eine hohe Volatilität an den Aktienmärkten sorgen. Um das zu prognostizieren, muss man kein Prophet sein. Ob es nun wieder aufwärts geht oder doch noch einmal einen Crash gibt? Das weiß nur der Alleinherrscher im Weißen Haus. Deshalb dürfte eine Sägezahnbörse auf absehbare Zeit das wahrscheinlichste Szenario sein. Ausgang ungewiss.

Am Rentenmarkt dagegen sorgt die erratische US-Zollpolitik für einen klaren Trend. Die Devise lautet: Raus aus dem US-Dollar. US-Staatsanleihen, einst eine mehr oder weniger sichere Sache für langfristig orientierte Investoren, sind zur Ramschware verkommen. Papiere mit zehnjähriger Laufzeit rentieren aktuell oberhalb von 4,3 Prozent. Für den US-Staatshaushalt ist das keine gute Nachricht. Aktuell zahlen die USA für ihre Schulden in Höhe von 36,21 Billionen US-Dollar durchschnittlich 3,1 Prozent Zinsen. Die Zinslast betrug Ende des vergangenen Jahres 1,126 Billionen US-Dollar, die Schuldenquote lag zuletzt bei über 123 Prozent. Setzt sich der Trend des Ausverkaufs von US-Rentenpapieren fort, dürften sowohl Zinslast als auch Schuldenquote in den kommenden Jahren dramatisch ansteigen – und die Kurse von US-Bonds weiter belasten. Ein Teufelskreis.

Die Händler am Rentenmarkt haben bereits regiert und signalisieren deutlich, wohin die Reise geht: Sie suchen ihr Heil in Europa. Mitte März brachten deutsche Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren noch rund 2,9 Prozent Rendite. Seitdem steigen die Kurse für deutsche Staatsanleihen. Und die Renditen schrumpfen – allein am Donnerstag innerhalb weniger Stunden von 2,715 auf 2,62 Prozent – Tendenz weiter fallend. Ähnlich sieht es bei den Langläufern aus. Die Rendite 30-jähriger Bundespapiere ist seit Mitte März von 3,2 auf zuletzt 2,97 Prozent gesunken. Es ist eine fast spiegelbildliche Entwicklung zu US-Papieren mit identischer Laufzeit. Deren Rendite ist von 4,54 auf aktuell 4,74 Prozent angestiegen. Es ist ein deutliches Anzeichen dafür, wie der Markt die weitere Entwicklung einschätzt.

Euro-Langläufer gerade jetzt interessant

Die Unsicherheit über die weitere US-Zollpolitik ist jedoch nicht der einzige Kurstreiber für Euro-Anleihen. In doppeltem Sinne positiv wirkt sich auch die niedrige Inflation im Euroraum aus. Zum sorgt sie für mehr volkswirtschaftliche Stabilität. Zum anderen gibt sie der Europäischen Zentralbank den nötigen Spielraum für weitere Zinssenkungen. Einige Marktteilnehmer halten es sogar für möglich, dass die EZB am Gründonnerstag eine Zinssenkung um 50 Basispunkte verkünden wird. Es wäre ein sehr starkes Signal. Bisher hat die Zentralbank den maßgeblichen Einlagensatz in sechs behutsamen Schritten von 4,0 auf 2,5 Prozent abgesenkt. Jetzt spekulieren Analysten der US-Bank JP Morgan Chase darüber, ob die EZB den Leitzins bis zum Spätsommer auf bis zu 1,5 Prozent herunterdimmen könnte.

Für Rentenfonds hätten solche Zinssenkungen einen großen Effekt auf die Kurse und Renditen. Ein Rückgang der Marktzinsen um einen Prozentpunkt könnte bei Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zu Kursgewinnen von rund zehn Prozent führen. Rentenfonds, die in europäische Anleihen investieren, würden entsprechend profitieren. Bei länger laufenden Papieren wäre der Hebel theoretisch sogar noch größer. Für Anleger bedeutet dies: Die heute noch höheren Kupons langlaufender Anleihen werden bei nachlassendem Zinsniveau zu begehrten Ertragsquellen, deren Nachfrage die Kurse zusätzlich treibt.

Unternehmensanleihen mit Renditeaufschlag

Wer sich nicht mit den Renditen deutscher Staatsanleihen zufriedengeben will, für den lohnt sich ein Blick auf Unternehmensanleihen großer europäischer Konzerne. Emittenten wie SAP, L'Oréal oder Siemens haben in den vergangenen Jahren langlaufende Anleihen mit attraktivem Zinsniveau platziert. Für Investoren bedeutet dies den Zugang zu Unternehmensanleihen mit Spreads von 150-200 Basispunkten über vergleichbaren Staatsanleihen.

Vorteile von Rentenfonds gegenüber Einzelanleihen

Leider ist den meisten Privatanlegern der direkte Zugang zu den derzeit interessantesten Anleihen versperrt. Dafür sorgt allein schon die Mindeststückelung von 100.000 Euro für den Großteil der Unternehmensanleihen. Euro-Rentenfonds, die sich auf Langläufer spezialisiert haben, sind deshalb das passende Instrument, um von der sich anbahnenden Entwicklung am Rentenmarkt zu profitieren. Weiterer Vorteil: Aktuell haben sich aufgrund der Marktunsicherheiten die Abstände zwischen Brief- und Geldkursen bei vielen Papieren stark ausgeweitet. Wer jetzt kaufen will, zahlt keinen guten Preis. In den Rentenfonds-Depots dagegen profitieren Anleger von einem bereits vorhandenen Stock an Anleihen. Dazu kommt, dass Rentenfonds gegenüber Einzelinvestments einen strukturellen Vorteil bieten: nämlich die automatische Laufzeitanpassung. Professionelle Fondsmanager ersetzen fällig werdende Anleihen kontinuierlich durch neue Emissionen, wobei sie die Duration strategisch an die Zinserwartungen anpassen. Für Privatanleger entfällt damit der zeitintensive Aufwand des individuellen Laufzeitmanagements.

Aktiv gemanagte Euro-Rentenfonds mit Fokus auf lange Laufzeiten

Einige Rentenfonds konnten in den zurückliegenden zwölf Monaten besonders überzeugen. Eine Sonderrolle spielt hier der Axa WF Euro Strategic Bonds A, der weltweit in auf Euro lautende Investment Grade Anleihen investiert. Der Axa WF - Euro 7-10 A konzentriert sich auf Staats- und Unternehmensanleihen in Euro, mit einer Zinsduration zwischen 5 und 10 Jahren. Der DWS ESG Euro Bonds wiederum investiert in Staatsanleihen, Anleihen staatsnaher Emittenten und Covered Bonds. Unternehmensanleihen und Anleihen von Emittenten aus Schwellenländern können hier beigemischt werden. Zu den staatsnahen Emittenten zählen Zentralbanken, Regierungsbehörden, Regionalbehörden und supra-nationale Einrichtungen. Die durchschnittliche Restlaufzeit der Anlagen liegt im Bereich von 7 bis 10 Jahren. Die Tabelle (siehe unten) zeigt weitere aussichtsreiche Fonds in diesem Segment.

Fazit: Ein strategisches Zeitfenster mit Langzeitwirkung

Die Konvergenz von geldpolitischen Signalen, bonitätsbedingter Stabilität und portfoliotheoretischen Erwägungen macht europäische Langläufer-Rentenfonds aktuell sehr interessant. Langfristig orientierte Investoren können dieses Zeitfenster nutzen, um über geeignete Rentenfonds die höheren Kupons langlaufender Emissionen bei noch attraktiven Ausgabekursen zu sichern.

Diesen Beitrag teilen: