16 Milliarden US-Dollar Gewinn: Der König der Hedgefonds 2022 toppt alle
Der Kursrutsch an den Börsen verhagelte vielen alternativen Fonds vergangenes Jahr die Bilanz. Ein Manager profitierte dagegen stark vom Crash. Neue Studie bestätigt große Performance-Unterschiede in der Branche.24.01.2023 | 14:38 Uhr von «Peter Gewalt»
Der US-Amerikaner Ken Griffin erzielte nach Angaben des Hedgefonds-Dachfonds LCH Investments in London mit seinem Hedgefonds-Unternehmen Citadel 2022 einen Rekordgewinn von 16 Milliarden US-Dollar. Damit übertraf Griffin den Rest der Branche und zudem den bisherigen Gewinnrekord in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar, den John Paulson 2007 mit seinen Short-Investments gegen Subprime-Hypotheken bisher gehalten hat. Allein der Flagship-Fonds Wellington von Griffin, der laut Bloomberg ein Vermögen von knapp 30 Milliarden US-Dollar besitzt, fuhr mit Wetten auf Kurseinbrüche eine Rendite von 38,1 Prozent ein. Nach Schätzungen von LCH Investments erwirtschafteten die 20 größten Hedgefonds-Firmen zusammen 22,4 Milliarden Dollar Gewinn nach Gebühren. Dies entspricht einem Minus von rund 66 Prozent zum Wert von 65,4 Milliarden Dollar im Jahr 2021. Die höchsten Gewinne erzielten dabei die großen Multistrategie-Hedgefonds wie Citadel, DE Shaw und Millennium, so LCH Investments.
Report zeigt große Performance-Unterschiede
Dass sich Alternative Anlagestrategien 2022 insgesamt nicht vom Abwärtstrend an den Kapitalmärkten abkoppeln konnten, bestätigt auch ein
aktueller Report der Union Bancaire Privée (UBP). Der übergreifende HFRI Index
weist für 2022 ein Minus von 4,3 Prozent aus. „Das Umfeld war auch für
alternative Anlagestrategien belastend“, konstatiert Kier Boley, CIO
Alternative Investment Solutions, im jüngsten Quarterly Strategy Review &
Outlook. Im Vergleich mit dem MSCI World Index (minus 18,4 Prozent) und
Barclays Global Agg Bond Index (minus 11,2 Prozent)
konnten sich Liquid Alternatives per saldo jedoch behaupten. Die
Performanceunterschiede in dieser Anlageklasse unterschieden sich 2022 je nach
Anlagestrategie und nach Zeitraum teilweise enorm. Long-/Short-Aktienstrategien
verzeichneten hingegen im Durchschnitt einen Verlust von minus 10,4 Prozent –
nach Zugewinnen von plus 11,9 Prozent in 2021 und plus 17,9 Prozent in 2020.
Faktor- und Sektorrotation machten
alternativen Aktienstrategien zu schaffen
Dem Investmentexperten von UBP
zufolge sorgten der Krieg in der Ukraine sowie der rasante Anstieg der
Inflation und der Zinsen für eine außergewöhnlich ausgeprägte Faktor- und
Sektorration, was die Wertentwicklung von L/S-Aktienstrategien negativ
beeinflusste. „Meist verfolgen die Portfoliomanager einen fundamentalen Ansatz,
der bei derart starken Veränderungen auf der Makroebene zumindest kurzfristig
nicht zielführend ist. Hinzu kommt, dass viele Manager tendenziell auf
Wachstumsaktien ausgerichtet waren und der Stilfaktor Value Growth um 22,7 Prozent
outperformt hat.“ Eine weitere Ursache für die Performanceprobleme finde sich
in der Sektorpositionierung: Übergewichtung im Konsum- und IT-Sektor und
Untergewichtung im Energie- und Rohstoffsektor. „In erster Linie waren die
ersten beiden Quartale von den Kursverlusten gekennzeichnet. Im zweiten
Halbjahr haben die meisten Manager ihre Positionen angepasst, die Performance
verbesserte sich entsprechend.“
Positiver Ausblick für 2023
Im laufenden Jahr dürften dem
Alternatives-Experten von UBP zufolge die meisten Hedgefonds-Strategien von
besseren Rahmenbedingungen profitieren. Die größere Spreizung zwischen
Gewinnern und Verlierern auf Unternehmensseite eröffne mehr Chancen, Alpha zu
generieren. Bei L/S-Aktien rät Boley, zunächst auf eher marktneutrale
Strategien zu setzen und erst mit einer Verbesserung des Sentiments für Aktien
wieder in direktionale Strategien zu investieren. Überdurchschnittliche Chancen
sieht er für stark auf Diversifikation ausgerichteten Makro- und
Rohstoffstrategien, die allerdings anfällig seien, sollte es an den Märkten zu
einer kurzfristigen Erleichterungsrally kommen.
Carry und Agilität wichtiger
Mit höheren Zinsniveaus und
steigenden Renditen dürfte wieder ein größerer Anteil der Gesamtrendite auf
Carry entfallen. Im Anleihesegment entwickelten sich sowohl auf der Long- als
auch auf der Short-Seite interessante Anlageideen. Boley rechnet nicht mit
deutlich mehr Unternehmenspleiten, aber sieht im Zuge steigender
Rezessionsrisiken und engen Kapitalmärkten neue Anlagechancen bei gestressten
und notleidenden Schuldtiteln. „In dem Maße, in dem fundamentale Faktoren die
Marktentwicklung bestimmen, können Liquid Alternatives wieder stetiger zur
Diversifikation und Renditeoptimierung auf Portfolioebene beitragen. Investoren
sollten ihr Setup so wählen, dass sie die Risikofaktoren der zugrunde liegenden
Strategien genau kennen und gegebenenfalls auch kurzfristig die Alternatives-Allokation
anpassen können“, resümiert Maribel Mozzi, die das Geschäft von UBP mit
institutionellen Kunden in der Schweiz und in Deutschland leitet.