AB: High-Yield – Keine Angst vor Krise

Die US-Notenbank könnte in naher Zeit die Zinsen erhöhen. Bedeutet das die nächste Krise für US High-Yield-Anleihen? „Nein“, beruhigt Gershon M. Distenfeld, Director of High-Yield bei AB.

11.06.2015 | 10:13 Uhr von «Teresa Laukötter»

Hochzinsanleihen, auch High-Yield Anleihen genannt, sind Unternehmensanleihen, welche von Ratingagenturen als spekulativ eingestuft werden. Diese Unternehmen sind ihrer Ansicht nach eingeschränkt oder kaum kreditwürdig und durch ein erhöhtes Ausfallrisiko charakterisiert. Für dieses Risiko werden Anleger normalerweise mit einer höheren Rendite belohnt. Hochzinsanleihen zeigten sich in der Finanzkrise 2008, als die Unsicherheit auf den Finanzmärkten groß war, besonders volatil. Damals waren Anleger auf der Suche nach den „sicheren Häfen“.

Nun fürchteten Anleger eine neue Krise, sollte die US-Zentralbank FED die Leitzinsen erhöhen. Seit Ende 2008 ruht die FED Funds Rate zwischen null und 0,25 Prozent. „In den nächsten ein bis zwei Jahren werden Unternehmen des High-Yield-Segments aufgrund steigender Zinsen der FED Schwierigkeiten mit der Umschuldung fälliger Anleihen haben, was bei vielen zu Ausfällen führen wird“, kommentiert Gershon M. Distenfeld, Director of High-Yield bei AB. Es könne im Zuge einer Leitzinserhöhung zu einer Verkaufswelle von Hochzinsanleihen kommen. Die dadurch sinkende Liquidität erschwere den Handel mit Anleihen. Daraus wiederum, so fürchten Anleger, könnte eine ausgewachsene Krise entstehen. 

Das muss aber nicht immer so sein, betont Distenfeld: „Steigende Zinsen gehen Hand in Hand mit einem Konjunkturaufschwung.“ Wenn die Wirtschaft wachse, dann würden sich die Aussichten und damit die Kreditwürdigkeit für Unternehmen verbessern. Dann schrumpfe zwar die Rendite von Hochzinsanleihen, das aber „wirke sich positiv auf ihre Kurse aus“.

„Die Ausfallrate wird durch die steigenden Zinsen natürlich größer, das ist unvermeidbar“, so Distenfeld. „Aber wir erwarten, dass sie zu ihrem langfristigen Durchschnitt zurück kehren wird.“ Laut J.P Morgan betrage dies 3,8 Prozent. Im letzten Jahr wäre die Ausfallquote bei etwas unter 2 Prozent gelegen. 

Nicht jedes Unternehmen besitze dasselbe Ausfallrisiko. Wichtig sei vor allem eine selektive Betrachtung der Verschuldung und der Bilanzen des High-Yield-Segments. Für viele Unternehmen mit den Ratings BB- und B- seien steigende Zinsen weniger belastend. „Vergessen Sie nicht, die Entscheidungsträger der Notenbank haben die klare Absicht geäußert, die Zinsen schrittweise zu erhöhen“, beschwichtigt Distenfeld. Einige Marktteilnehmer würden eine Erhöhung erst 2016 erwarten. 

Solange der Emittent der Anleihen keine Insolvenz anmelde, würden Anleger ihr Geld bei Fälligkeit auch erhalten. Durch steigende Zinsen könne die Gesamtrendite unter die übliche Rendite fallen, „das bedeutet aber nicht zwingend einen Geldverlust“. 

Außerdem seien die Märkte für Unternehmensanleihen nie so liquide gewesen, wie solche für Staatsanleihen. Distenfeld fügt hinzu: „Illiquide Märkte bieten auch Chancen. Versiegt die Liquidität an einem Ort, so ist sie womöglich reichlich an einem anderen vorhanden.“ Anleger sollen laut Distenfeld ihre Allokation in Hochzinspapieren nicht reduzieren, sie böten weiterhin ein angemessenes Renditesteigerungspotential, solange Anleger ihre Kreditanalyse im Blick behalten. Die Volatilität der Anleihen werde durch die Zinserhöhung größer, von einer Krise geht der Experte aber nicht aus. 

(TL)

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