Alternative Investments: Tiefer Einblick in den Markt
Institutionelle Investoren suchen immer öfter nach Alternativen Investments. Das passende Produkt zu finden ist jedoch eine Herausforderung. Der Investment-Consultant Faros hilft jetzt mit einer neuen Informationsplattform. Zugleich bietet die Datenbank spannende Einblicke in die Marktstruktur.31.10.2022 | 12:05 Uhr von «Raphael Schwartze»
Steigende Zinsen, die hohe Inflation und schlechtere Konjunkturaussichten trüben die Perspektiven für Aktien und Anleihen ein. In diesem Umfeld rücken Alternative Anlagen und die Private Markets noch stärker in den Anlegerfokus als in den Jahren zuvor. Gefragt sind Alternative Investments unter anderem von regulierten Investoren wie etwa Pensionskassen und Stiftungen, die weiterhin nach einem Rentenersatz mit guten Risiko-Rendite-Profilen und planbaren Ausschüttungen suchen.
Wer als Investor bereits die erforderlichen Kapazitäten aufgebaut hat, kann jetzt Nutzen aus dem Marktumfeld ziehen und zu günstigeren Konditionen als noch im vergangenen Jahr investieren. Für Engagements zum aktuellen Zeitpunkt spricht außerdem, dass man bei diesen Anlagen in der Regel gestaffelt investiert und von sich möglicherweise wieder aufhellenden Bedingungen und einem Mean-Reversion-Effekt profitieren kann.
Guter Zeitpunkt für den Einstieg
Wer in Alternative Investments einsteigen will, hat jedoch zunächst diverse Vorarbeiten zu leisten, die sich durchaus über ein bis zwei Jahre hinziehen können. So müssen Investoren Expertise von der strategischen Planung über die Umsetzung bis hin zur Governance aufbauen und zudem die erforderlichen Strukturen schaffen.
Dabei sind unter anderem komplexe Auswirkungen auf die Gesamtportfoliosteuerung inklusive Liquiditätspuffer wichtig. Auch in puncto rechtlicher Struktur sind Weichenstellungen vorzunehmen. Ist man in der Lage, direkt in einzelne Zielfonds zu investieren? Wählt man einen Multi-Manager-Account oder entscheidet man sich für einen Dachfondsmanager, womit man jedoch die Kontrolle aus der Hand gibt? Als Hülle braucht man zudem fast immer eine Luxemburger oder irische Plattform, über die die Zahlungsströme laufen.
Eine weitere Hürde ist, dass die Anlagestrategien anbietergetrieben sind und dass es kaum Marktstandards gibt, an denen sich Investoren einfach orientieren könnten. Auch die Suche nach im Fundraising befindlichen Anlageopportunitäten ist aufwendig. Es gibt keinen transparenten Markt, in dem Investoren fortlaufend die Leistungen der Manager checken und die Angebote jederzeit vergleichen könnten.
Neue Datenbank bringt Transparenz
Faros hat daher eine Informationsplattform zu allen relevanten Segmenten des Alternative-Investment-Markts, also Immobilien, Infrastruktur, Private Equity und Private Debt, geschaffen. Diese soll Transparenz in den bisher unübersichtlichen Markt der illiquiden Investments bringen und kann von professionellen Investoren kostenfrei genutzt werden. Die Informationsplattform umfasst derzeit rund 160 Strategien von 95 Asset-Managern, die im Fundraising sind und hiesigen Investoren offenstehen.
Daneben lassen sich anhand der Suchanfragen auch interessante Rückschlüsse zu den Bedürfnissen und Schwerpunkten der institutionellen Nutzer ziehen. Aktuell sind über 125 institutionelle Adressen mit mehr als 560 Milliarden Euro Assets under Management auf der FAROS Private Markets Database registriert.
Auffallend ist beispielsweise, dass sich das Investoreninteresse im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr verschoben hat und dass es in einigen Bereichen eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage zu geben scheint.
Bei Immobilien dominieren derzeit beispielsweise Fonds im Bereich Wohnen und Mischfonds, während Pflegeheime und Büroimmobilien in Zeiten von immer mehr Homeoffice in den Hintergrund rücken. Mit Blick auf die Regionen setzen Anleger vor allem auf Deutschland und Europa, gefolgt von Fonds mit Fokus auf Asien und Nordamerika sowie globaler Ausrichtung.
Interessanterweise lagen die Aufrufe für asiatische Immobilienfonds innerhalb der Datenbank im ersten Halbjahr 2022 nur knapp hinter denen aus Deutschland, was für eine Professionalisierung der Selektion spricht und den Wunsch nach einer regionalen Diversifikation widerspiegelt. Mit Bezug auf die Risikoklasse entfiel auf Core-Fonds das größte Interesse, gefolgt von Core+-Fonds.
Mismatch bei Private Debt
Eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage scheint es derzeit auch bei Private Debt zu geben. Während sich viele im Fundraising befindliche Strategien auf das Marktsegment Core Mid-Market konzentrieren, suchen Investoren stärker Engagements in den Bereichen Real Estate backed und Lower Mid-Market, gefolgt von Upper Mid-Market.
Auch regional scheint es bei Private Debt ein Mismatch bei Angebot und Nachfrage zu geben. Während der Angebotsfokus auf den USA und Europa liegt, suchen Investoren stärker nach asiatischen Engagements. Anders ist es hingegen bei Private Equity. Hier verfolgt das Gros der Anbieter einen globalen Ansatz, während sich Investoren bei Private Equity in Europa am wohlsten fühlen.
Dass ESG auch bei Alternative Investments an Bedeutung gewinnt, zeigt sich vor allem im Bereich Infrastruktur, wo Anleger vermehrt Interesse an Renewables und dem Thema Energiegewinnung haben. Bezogen auf regionale Schwerpunkte scheinen jedoch das Angebot und die Nachfrage auseinanderzulaufen. Während der Anlageschwerpunkt vieler aktuell im Fundraising befindlichen Projekte in Europa liegt, suchen Investoren eher globale Exposures.
Manager haben Eigeninteresse an ESG
Für mehr Nachhaltigkeit bei Alternativen Investments spricht
auch, dass nicht nur die Anleger, sondern auch die Manager dem Thema Bedeutung
beimessen. Private-
Market-Manager müssen langfristig denken, weshalb sie ein hohes Eigeninteresse
an Nachhaltigkeit haben.
Greenwashing ist daher bei Private Markets weniger ein Problem als in liquiden Märkten. Wichtig ist daher auch ein glaubwürdiges Reporting zur ESG-Bilanz oder zum Impact der Investments. Allein das Produkt mit einem Artikel-8-Label zu versehen, reicht dem Gros der Investoren nicht mehr.
Investoren signalisieren zudem, dass ihre Ansprüche an die Qualität des Managers und des Investments steigen. Eine langjährige Expertise des Managers, ein überzeugender Track Record und die lokale Präsenz in den Märkten, in denen man aktiv ist, sind hierfür wichtige Kriterien. Ob Manager, die ihre Investitionen aktuell abgeschlossen haben, ihre Zielrendite jedoch erreichen, dürfte fraglich sein.
Wesentliche Details
Auch wenn enttäuschende Renditen natürlich häufig einen Reputationsverlust bedeuten, sollten Anleger nicht nur auf die reinen Zahlen schauen, sondern auch auf die Bedingungen, unter denen sie erwirtschaftet wurden. Aber auch der Auswahl des Anlagesegments wird mehr Beachtung geschenkt. Weniger zyklische Werte, mit denen man Konjunkturrisiken abfedern kann, stehen dabei bei Managern und Investoren gleichermaßen im Fokus.