Anlagebetrug: Schwarze Schafe erkennen

Fünf Signale, die Berater laut Bankenverband und BaFin beachten müssen, um nicht selbst in Verdacht zu geraten.

03.06.2013 | 07:45 Uhr von «Patrick Daum»

Finanzanlageberater und –vermittler leben vom Vertrauen ihrer Kunden. Schwarze Schafe innerhalb der Branche können dieses Vertrauen zerstören. Nicht nur den Kunden, auch den seriösen und ehrbaren Finanzdienstleistern wird dadurch Schaden zugefügt. Betrüger lassen sich anhand einiger Warnsignale identifizieren:

Erstkontakt: Unaufgeforderte Anrufe bei potenziellen Kunden sind gesetzlich verboten. Viele unseriöse Anbieter machen es trotzdem. „Wertpapierdienstleistungsunternehmen und anderen Unternehmen ist es ausdrücklich untersagt, ein solches ‚Cold Calling‘ zu betreiben“, teilt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mit. Verdächtig sind auch E-Mails oder Faxe mit Anlageempfehlungen oder gar vermeintlichen Geheimtipps unbekannter Anbieter. „Hinter solchen Angeboten verbergen sich meist unseriöse Anbieter, die Anlegern durch eine erfundene Erfolgsgeschichte Aktien wertloser Unternehmen zum eigenen Vorteil vermitteln wollen“, warnt die BaFin.

Gewinnversprechen: Wer astronomische Renditen verspricht macht sich verdächtig. Denn es gilt: Je höher die Rendite, desto höher auch das Risiko des Produkts. „Sichere Anlagen bringen derzeit bis zu zwei Prozent Zinsen“, geht aus einer Mitteilung des Bundesverbandes deutscher Banken hervor. „Zehnjährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit etwa 1,5 Prozent. Deutlich höhere Renditegarantien sind unseriös.“ Welche Renditen marktüblich sind, hat die Deutsche Bundesbank auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Produkte, die eine mehrjährige Vertragslaufzeit ohne Ausstiegsmöglichkeit aufweisen, sind nicht per se unseriös. Doch sollten sie nur mit Anbietern geschlossen werden, an deren Seriosität kein Zweifel besteht. Berater sollten ihre Kunden darüber aufklären, wie und wann sie ihren Anlagebetrag zurückerhalten können und welche Rückzahlung sie tatsächlich erwarten können.

Hohe Provisionen: Natürlich sind Provisionen für Anlageberater wichtig, sofern sie nicht durch ein Honorar vom Kunden vergütet werden. Sie sollten dem Kunden aber transparent erläutert werden. „Überzogene Provisionsforderungen sprechen dafür, dass der ‚Anlagespezialist‘ eher den eigenen Gewinn als den des Kunden im Sinn hat“, warnt der Bankenverband. Die von der EU auf den Weg gebrachte MiFID II-Richtlinie verpflichtet Berater, die Provisionen detailliert offenzulegen. Allerdings ist die Richtlinie noch nicht in Kraft getreten.

Auslandsüberweisung: Seriöse europäische Finanzdienstleister haben ihren Sitz in Europa. Bei Mitbewerbern, die ihren Geschäftssitz im außereuropäischen Ausland haben und ihre Kunden auffordern, ihr Geld dorthin zu überweisen, ist Vorsicht geboten. „Es hat schon Fälle gegeben, in denen das Unternehmen, dem Geld überwiesen wurde, nicht existierte oder das empfangene Geld nicht wie vereinbart oder überhaupt nicht investiert hat“, so die BaFin.

Zeitdruck: Vertrauensvolles Handeln hat keine Eile. „Häufig setzen die schwarzen Schafe des Geldgeschäfts Anleger mit dem Argument unter Druck, nur ein sofortiger Entschluss garantiere Spitzengewinne“, so der Bankenverband. Die Erfahrung zeige hingegen, dass solche Entscheidungen meist bereut werden. „Seriöse Angebote gibt es nicht nur heute, sondern auch morgen“, ergänzt die BaFin.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Die schwarzen Schafe werden weniger. Die polizeiliche Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts registriere im Jahr 2012 4.939 Delikte im Bereich Beteiligungs- und Kapitalanlagebetrug. Im Vergleich zum Jahr 2011 ist das ein Rückgang 1.618 Straftaten. Mit 96,6 Prozent konnten fast alle erfassten Fälle aufgeklärt werden.

(PD)

 

Diesen Beitrag teilen: