Anlageklassen-Treffen vor alpiner Traumkulisse

Auf der TiAM Investment-Konferenz am Alpsee zeigen die Investmentprofis führender Fondsgesellschaften, welche Renditechancen die verschiedenen Assetklassen bieten.

13.10.2023 | 11:30 Uhr von «M. von Arnim und P. Gewalt»

Es ist Freitag, der 13. Oktober 2023. Im großen Saal des Hotels AMERON Neuschwanstein am Alpsee spricht noch der zweite Gastredner der TiAM Investment-Konferenz. Gleich treffen sich die Teilnehmer noch zum Mittagessen. Parallel werden die Namensschilder sowie liegengebliebene Broschüren und Infoblätter von den Tischen gesammelt. Der Ausblick vom Hotel auf den Alpsee, das schräg gegenüber gelegene Schloss Hohenschwangau und das etwas entfernter, höher gelegene Märchenschloss Neuschwanstein, sorgt für etwas Entspannung bei den Vermögensverwaltern und Finanzberatern, die sich am frühen Nachmittag auf die Heimreise machen werden. Denn die Teilnehmer der TiAM Investment-Konferenz sind heute und gestern hier mit sehr viel Expertise versorgt worden. Es gibt genug Stoff zum Nachdenken.

Das positive Feedback aus den kurzen Gesprächen in den Pausen macht bereits deutlich: Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung hat sich der Ausflug an den Alpsee gelohnt. Denn in Zeiten steigender Zinsen, einer bald möglichen Zinswende, hoher Inflation und nachlassender wirtschaftlicher Dynamik in einigen Märkten ist guter Rat gefragt. Diesen bieten die Investmentprofis von sechs Fondsgesellschaften, die die Ursachen und Zusammenhänge des aktuellen Marktgeschehens analysierten und auf der TiAM Investment-Konferenz die passenden Strategien und Lösungen skizzieren.

Die TiAM Investment-Konferenz im Rückblick

Zum Auftakt der Veranstaltung zeigt Julian Wössner von Finreon Fondslösungen auf, mit denen sich Anleger in einem Umfeld aktuell steigender Risiken und wachsender Sensibilität für ESG-Themen sehr gut positionieren können. Diese Lösungen sind nicht zuletzt deshalb spannend, weil Finreon neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Finanzmarktforschung gezielt und professionell in Investmentstrategien umsetzt.

Die 100-prozentige Tochter der St. Galler Kantonalbank ist ein Spin-Off der Universität St.Gallen, einer der größten Kantonalbanken der Schweiz. Finreon versteht sich in dieser Rolle als Brückenbauer zwischen neuesten Forschungsergebnissen und der Praxis. An den beiden Strategien, die Wössner am Donnerstagvormittag vorstellt, wird deutlich, wie gut dieser Ansatz funktioniert: Da ist zunächst der Mischfonds Finreon SGKB Tail Risk Control (World) ESG. Der Fonds verwaltet das in ihn investierte Anlegerkapital so, dass insbesondere die Risiken sogenannter Tail Events deutlich reduziert werden. Gemeint sind damit massive Kursabstürze in Finanzkrisen wie etwa nach dem Platzen der Dotcom-Blase oder der Bankenkrise 2007/2008. Um zu vermeiden, dass Anleger in solchen Szenarien unnötig hohe Buchverluste generieren, setzt Finreon auf eine selbst entwickelte Risikomessung. Je nach Einschätzung des Risikos wird das Aktienportfolio des Fonds mithilfe von Index Futures abgesichert. Der Investor bleibe zu jedem Zeitpunkt physisch fast vollumfänglich im nachhaltigen Aktienportfolio investiert. Dass dabei großen Wert auf das Thema ESG gelegt wird, ist für Wössner selbstverständlich. Mit dem Fonds Finreon SGKB Carbon Focus geht Finreon noch einen deutlichen Schritt weiter: Hier wird mithilfe von Derivaten ein Portfolio aufgebaut, das unter dem Strich einen negativen CO₂-Fußabdruck aufweist. Möglich wird dies, indem Aktien von Unternehmen mit klimafreundlicher Umweltbilanz gekauft und Unternehmensanteile mit hohen CO₂-Emissionen verkauft werden. Diese beiden genannten Fondsstrategien seien systematische Anlagekonzepte, die gerade jetzt als effiziente Lösungen in jedes Portfolio passen, ist Wössner überzeugt.

Phil Langham von RBC BlueBay Asset Management lenkt mit seinem Vortrag den Fokus der Zuhörer im Saal auf eine Region, die nach seiner Überzeugung aktuell hervorragende Perspektiven bietet, bei deutschen Anlegern aber immer noch zu wenig Beachtung findet. Gemeint sind die Schwellenländer. Aktien aus diesen Ländern hätten in den vergangenen zwölf Jahren zwar eher schwach performt. 
Langham spricht in diesem Zusammenhang von einem „verlorenen Jahrzehnt“. Doch die Wachstumsperspektiven für die Emerging Markets seien aktuell umso deutlicher zu erkennen. Zudem habe die Bewertung des US-Dollars laut Langham einen Extrempunkt erreicht. Ein schwächerer US-Dollar scheine wahrscheinlich. Das sei ein Argument für ein Engagement in EM-Regionen. Auch die Fundamentaldaten wie zum Beispiel die Entwicklung der Leistungsbilanz dort seien im Vergleich zu den USA aussichtsreich. Damit Anleger von einem möglichen Turnaround in den Schwellenländern profitieren könnten, investiere der Fonds RBC Emerging Markets Equity dort ausschließlich in Unternehmen mit konstant hohen Renditen, so Langham. Dabei würden alle aktuell relevanten Themen berücksichtigt, die auch für globale Investments gälten. Beispiele dafür seien die Bereiche Inlandskonsum, Finanzen, Digitalisierung, Gesundheit und grüne Infrastruktur.

Hakem Saidi-Merella von BayernInvest wendet sich am Donnerstag nach der Mittagspause in seinem Vortrag dem Thema Anleihen zu. Die Investmentphilosophie des BayernInvest Renten Europa-Fonds sei es, Marktverwerfungen, die Ineffizienzen in der Bewertung von Assets aufwerfen, frühzeitig zu erkennen und akzentuiert zu nutzen, erklärt der erfahrene Portfoliomanager.
Dabei konzentriere sich der Fonds auf in Euro denominierte globale Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Pfandbriefe. Hochzinspapiere würden zuweilen beigemischt. Um die hohen selbstgesteckten Ziele zu erreichen, diversifiziere das Fondsmanagement das Portfolio nicht nur über die üblichen Anleihen-Parameter wie Bonität oder Duration, sondern auch über unterschiedliche Strategien. „Wir verfolgen einen Multi-Strategy-Ansatz“, so Saidi-Merella. Darin fänden sich unter anderem quantitive Modelle wieder, die Fundamentaldaten analysierten oder auch eine Global Makro Strategie, die Markttreiber erkenne und die Asset-Allokation des Gesamtportfolios entsprechend anpasse. Die Zusammensetzung des Portfolios sei somit sowohl technisch als auch fundamental getrieben.

In der anschließenden Präsentation lenkt Marcus Bayer von Allianz Global Investors das Interesse der Zuhörer im Konferenzsaal auf das Thema Multi Asset. Konkret erklärt er die Anlagestrategie der Fondsfamilie Allianz Dynamic Multi Asset Strategy SRI, die je nach Schwerpunkt bis zu 15, 50 oder 75 Prozent in Aktien investiert sind. Grundidee des Fonds sei es, SRI-fokussiert in Euro-Anleihen und global in Aktien aus den Industrieländern zu investieren. Diese Kern-Investments würden ergänzt durch opportunistische Anlagen, etwa in verschiedene Länder, Sektoren und Themenschwerpunkte, so Bayer. Als konkrete Beispiele dafür nennt der Produktspezialist REITs, europäische Micro-Caps und Rohstoffe, bei denen der Fonds in den vergangenen Jahren günstige Gelegenheiten ergriffen habe. Bayer ist davon überzeugt, dass es derzeit ein guter Zeitpunkt sei, um in Anleihen zu investieren. Bestätigt sieht er sich durch die Historie: Denn seit 1786 gab es keine drei aufeinander folgenden Jahre mit negativen Anleiheerträgen. Seine Schlussfolgerung: Das Jahr 2022 war einer der wenigen Ausreißer. Nun gebe die positive Wende.

Zum Abschluss des ersten Konferenztages sorgt Gastredner Arnold Vaatz, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der CDU, mit seinem Thema für angeregte Diskussionen. Vaats stellt die These auf, dass Deutschland seinen wirtschaftspolitischen Kurs dringend korrigieren müsse – oder absteige.

Am Freitagvormittag nach dem Frühstück zeigt Michael Kohl von KGAL Investment Management, welche Rolle Sachwerte jetzt in einem gut diversifizierten Portfolio spielen können. Konkret präsentiert er den KGAL klimaSUBSTANZ, der in Kürze lanciert wird. Der jährlich ausschüttende Fonds will europaweit in Infrastrukturprojekte in den Bereichen Windkraft, Photovoltaik und andere Formen der Gewinnung Erneuerbarer Energien, wie zum Beispiel Wasserkraft, investieren.
Die Renditeerwartungen von vier bis 5,5 Prozent per annum seien nicht zu optimistisch angesetzt, ist Kohl überzeugt. Schließlich seien die Summen, die in Europa im Bereich Erneuerbarer Energien investiert würden, gewaltig und die Nachfrage nach wie vor hoch. Der Markt boome. So betrage das geschätzte Investitionsvolumen für neu installierte Energie-Leistung bis 2050 mehr als zwei Billionen Euro. Allein durch den European Green Deal der EU würden Investitionen von rund 300 Milliarden Euro bis 2030 gefördert. Auch langfristig werde sich das Wachstum fortsetzen, ist Kohl überzeugt. Denn Klimaziele hätten höchste Priorität in Politik und Gesellschaft. Der KGAL klimaSUBSTANZ sei deshalb eine gute Alternative zu klassischen Immobilienfonds, die von den Zyklen des Immobilienmarktes beeinflusst seien. Vielmehr eröffne der KGAL klimaSUBSTANZ Anlegern die Chance, von der Entwicklung einer innovativen Assetklasse zu profitieren.

Den letzten Fachvortrag des Investmentkongresses hält Teresa Keane von AllianceBernstein. Keane stellt heraus, welchen Mehrwert das AB Low Volatility Equity Portfolio im aktuellen Marktumfeld und in Zukunft bieten kann.
Keane ist überzeugt, dass die Anlage in Aktien in der Regel die attraktivste Möglichkeit ist, langfristig höhere Renditen zu erzielen. Die Frage sei allerdings: Wie könne man als Anleger in einer zunehmend unsicheren Welt mit ruhigem Puls investiert bleiben? Die Antwort von AB auf diese Frage sei eine Fondsstrategie, die zwischenzeitliche Verluste begrenze und in den Aufholphasen nach einer Korrektur deshalb besser partizipiere. Der positive Effekt: Niedrigere Schwankungen im Portfolio sorgten für weniger Angst bei den Anlegern. Sie blieben deshalb kontinuierlicher investiert. Die Kernformel, um dieses Ziel zu erreichen, formuliert Keane so: „Der Kauf von qualitativ hochwertigen, stabilen Unternehmen zum richtigen Preis kann den Markt schlagen und das Abwärtsrisiko mindern.“ Keane belässt es nicht bei dieser noch eher pauschalen Aussage, sondern erklärt das Vorgehen des Fondsmanagements eingehend. Sie führt durch die Chancenfelder verschiedener Branchen, nennt konkret Unternehmen aus dem Fondsportfolio und beschreibt die Analysen, deren Ergebnisse den Ausschlag dafür geben, ob Unternehmen gekauft werden oder nicht. Unter dem Strich stehe ein Portfolio, das eine höhere Qualität habe als der MSCI World Index – und dies bei niedrigerer Volatilität und einem besseren Preisniveau.

Abgerundet wird der zweite Konferenztag durch Michael Böhmer von Prognos. Böhmer stellt die provokative Frage, ob der Globalisierung und dem Geschäftsmodell Deutschlands das Aus drohen. Der Ökonom nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Lage sei schwierig. Deutschland gerate in vielen Bereichen ins Hintertreffen. Die aktuelle Konjunkturschwäche sei kein Zufall. Trotzdem bleibe er optimistisch, so Böhmer. Man solle die Flinte nicht vorzeitig ins Korn werfen, sondern mit Nachdruck an Lösungen arbeiten. Es ist das passende Schlusswort für eine erneut gelungene TiAM Investmentkonferenz am Alpsee.

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