BaFin prüft Mainfirst-Übernahme

Der Schweizer Luca Pesarini, Inhaber der Fondsgesellschaft Ethenea, will die Mehrheit an der Frankfurter Mainfirst Bank übernehmen. Jetzt prüft die BaFin den geplanten Kauf.

02.12.2016 | 11:37 Uhr von «Matthias von Arnim»

Mainfirst bekommt wohl einen neuen Mehrheitseigentümer. Der Schweizer Fondsmanager Luca Pesarini will einem Bericht der FAZ zufolge seine Beteiligung an der Frankfurter Fondsgesellschaft und Investmentbank auf 70 Prozent der Anteile aufstocken.

Ob die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin die Übernahme der Mainfirst-Mehrheit durch Pesarini genehmigt, ist derzeit noch offen. Die BaFin wird sich eingehend mit der Vorgeschichte des Deals und den bestehenden Verflechtungen zwischen Pesarini und Mainfirst auseinandersetzen.

Die Vorgeschichte: Mainfirst gerät mit einem umstrittenen Geschäft in die Schlagzeilen

Die Frankfurter Mainfirst, die erst 2001 gegründet wurde, hat für ihr junges Alter bereits eine schillernde Vergangenheit. In die Schlagzeilen geriet die Investmentbank 2014 nicht wegen ihrer geschäftlichen Erfolge, sondern durch den Ausstieg ihres Gründers Patrick Bettscheider. Das Ausscheiden von Bettscheider an sich war keine Überraschung. Die Management-Nachfolge war bereits 2013 geregelt worden. Ungewöhnlich war jedoch der Umgang mit den Geschäftsanteilen des scheidenden Hauptaktionärs.

Einer Recherche der Rating-Agentur Morningstar zufolge wurde Bettscheiders Anteil von 56% zunächst von den verbliebenen Mainfirst-Partnern gekauft. Insgesamt 22,2% der Anteile an MainFirst wurden anschließend an den von MainFirst Asset Management verwalteten MainFirst Top European Ideas weiterverkauft. Der 22,2%-ige Anteil wurde zum selben Preis, den die Partner an Bettscheider gezahlt hatten, an den Fonds weitergereicht. Die Fondsanleger wurden damit hinsichtlich des Preises nicht übervorteilt. Die BaFin segnete den Deal ab. Rein rechtlich konnte man MainFirst also nichts vorwerfen.

Doch das Geschäft hatte ein Geschmäckle. Institutionelle Investoren zogen ihr Geld massiv aus dem Fonds MainFirst Top European Ideas ab. Die C-Tranche des Fonds schrumpfte in den drei Monaten nach Bekanntwerden des Deals von 1,415 Milliarden Euro auf rund 845 Millionen Euro.

Deshalb entschloss sich das Management, den 22,2%-Anteil weiter zu veräußern – und zwar an Luca Pesarini, dessen Firma Haron Holding AG auch 95 Prozent der Fondsgesellschaft Ethnea gehören. Aushängeschild der Gesellschaft ist der Mischfonds Ethna-AKTIV (ISIN LU0136412771), dessen Fondsvermögen zuletzt durch massive Abflüsse als Folge der jüngsten Performanceschwäche deutlich gesunken ist – von rund 13 Milliarden Euro (Ende 2015) auf aktuell 7,4 Milliarden Euro.

Pesarini hat seit der Übernahme der ersten Mainfirst-Anteile nachgekauft. Seine Haron Holding hält laut FAZ derzeit bereits 44,9 Prozent an Mainfirst.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch eine weitere Verbindung zwischen Pesarinis Fondsgesellschaft Ethenea und Mainfirst: Ethenea-Geschäftsführer und Verwaltungsratmitglied Thomas Bernard ist gleichzeitig auch Direktor der Haron Holding und Mitglied des Verwaltungsrates der MainFirst Holding AG. Man kennt sich also bestens. Pesarinis Übernahmeangebot dürfte deshalb in Frankfurt – zumindest in der Führungsetage – nicht auf großen Widerstand stoßen.

Der BaFin liegen die Fakten vor, die Aufsichtsbehörde will den Vorgang aber nicht weiter kommentieren. "Die endgültige Entscheidung über die Genehmigung wird im Zuge des Inhaberkontrollverfahrens nach § 2c Kreditwesengesetz durch die Europäische Zentralbank getroffen", so ein Sprecher. 

(MvA)

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