Banken kämpfen gegen Krise

Europas Kreditinstitute verfügen mit dem Privatkundengeschäft trotz Krise über einen erstaunlich stabilen Anker. Für die meisten Häuser ist dies immer noch eine verlässliche Einnahmequelle.

17.07.2013 | 11:45 Uhr

Dies zeigt der jährliche Retail Banking Radar der Managementberatung A.T. Kearney. So sind die Erträge der Privatkundenbanken seit dem Höhepunkt der Krise 2008 vergleichsweise stabil geblieben: „Angeheizt durch die wirtschaftliche Unsicherheit nimmt die Sparrate zu und die Kundeneinlagen wachsen“, sagt Andreas Pratz, Partner bei A.T. Kearney und einer der Autoren der Studie. Außer bei den Instituten in Krisenländern wie Portugal, Spanien oder Italien sei auch die Risikovorsorge für faule Kredite fast überall gesunken.

Banken driften auseinander

Im Jahr fünf der Krise haben allerdings die regionalen Unterschiede weiter zugenommen. Während die Banken in den skandinavischen Ländern sowie der Schweiz die Zeit der Unsicherheit hinter sich gelassen haben, ist die Krise für die Institute in den südeuropäischen Ländern längst noch nicht vorüber. Die Banken in Westeuropa erweisen sich alles in allem als stabil, wenngleich sie auch unter den niedrigen Zinsen leiden. In Osteuropa kämpfen die Banken noch, schalten aber langsam wieder auf Wachstum.

Kampf gegen sinkende Profitabilität

Allerdings kämpfen die meisten Institute mit stagnierender oder sinkender Profitabilität: So haben die meisten untersuchten Privatkundenbanken 2012 weniger verdient als im Vorjahr. Erzielten die Institute in früheren Jahren noch mehr als 0,7 Prozent Rendite auf ihre Aktiva, so waren es 2012 nur noch 0,6 Prozent. Der Rückgang liegt A.T. Kearney zufolge vor allem an der höheren Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite in den Krisenländern. Im Umfeld niedriger Zinsen und verunsicherter Konsumenten verdienten zwar auch die Privatkundeninstitute in den stabileren europäischen Ländern weniger als vor der Krise, der Rückgang fiel dort aber weniger dramatisch aus.

Einnahmen werden stagnieren

„Die Privatkundeneinnahmen werden in den nächsten Jahren im besten Fall stagnieren“, sagt Bankenexperte Pratz. Die Ursachen lägen unter anderem im schwachen Wirtschaftswachstum und dem weiterhin eingetrübten Konsumentenvertrauen. Wer sich keine neue Küche kaufe, frage auch keinen Konsumentenkredit nach. „Hinzu kommt, dass die Bankkunden weiterhin nur zurückhaltend in Fonds und andere Anlageprodukte investieren, was bei den Instituten für weiter fallende Provisionseinnahmen sorgt“, sagt Pratz.

Folge des Stellenabbaus: Einnahmen pro Mitarbeiter steigen

Dabei gibt es auch Fortschritte: So stiegen die durchschnittlichen Einnahmen pro Mitarbeiter 2012 weiter an. Ein Bank-Mitarbeiter in Europa erwirtschaftet inzwischen jährlich 196.496 Euro und liegt damit über dem Vorkrisenniveau von 195.289 Euro. Allerdings liegt dies vor allem an den jüngsten Stellenstreichungen. Die Einnahmen pro Kunde hingegen gingen weiter zurück auf im Durchschnitt 635 Euro pro Jahr. 2007 waren es noch 673 Euro. Auch andere Parameter, wie die Risikovorsorge im Verhältnis zum Ertrag, Gewinn pro Kunde und Kosten-Ertrags-Quote, verschlechterten sich.

Schweizer bezahlen am meisten für ihre Bank

Die Schweizer übrigens geben der Studie zufolge mit jährlich 1166 Euro nach wie vor am meisten für Bankdienstleistungen aus, also für Kreditzinsen, Kontogebühren, Telefonbanking oder den Wertpapierhandel. Schlusslicht ist wie im Vorjahr Portugal, wo die Menschen im Durchschnitt 305 Euro pro Jahr für Retail-Banking auf den Tisch legen.

Für die Studie haben die Experten von A.T. Kearney in 24 europäischen Märkten insgesamt 93 Privatkundenbanken inklusive der entsprechenden Segmente in den Konzernen untersucht. In Deutschland wurden auch die Verbünde von Sparkassen und Genossenschaftsbanken einbezogen.

(DIF)

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