Boom-Region Orient

Der Nahe Osten verzeichnet ein rasantes Bevölkerungs- und BIP-Wachstum. Alternativen zum Öl wurden geschaffen.

15.05.2013 | 07:45 Uhr von «Patrick Daum»

Der Nahe Osten – damit werden orientalische Paläste, Edelsteine, Bauchtänzerinnen, Basare oder Gewürze verbunden. „Aber bei aller westlicher Träumerei“, sagt Achim Küssner, Geschäftsführer von Schroders für Deutschland und Österreich, „beschäftigt man sich etwas realistischer mit dieser Region, dann wird der Nahe Osten hierzulande vor allem als Erdöllieferant und ganz aktuell als Krisenherd wahrgenommen.“

Jenseits des Öls biete die Region ausgezeichnete Anlagemöglichkeiten. Die wirtschaftliche Bedeutung der Länder im östlichen Mittelmeer und rund um den Persischen Golf werde häufig unterschätzt: „Zusammengenommen ist das Bruttoinlandsprodukt aller Nationen des Golfkooperationsrates (Bahrain, Kuwait, Katar, Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Saudi-Arabien) plus der Türkei und Israel größer als das von Russland oder Brasilien“, weiß Küssner. Mit einem BIP von geschätzten 2,7 Milliarden US-Dollar, außergewöhnlich hohen Wachstumsraten und einem auf die Bedürfnisse der internationalen Wirtschaft ausgerichteten Geschäftsklima zähle die Golfregion zu den attraktivsten Investitionsstandorten der Welt. Diese „Greater Middle East“ (GME) genannte Region nehme unter den Schwellenländern den zweiten Platz hinter China ein.

Da sich die Staaten mit Ausnahme Israels in einer recht frühen Phase ihrer Entwicklung befänden, ist Küssner überzeugt, dass das Wachstum dort in naher Zukunft sehr schnell ansteigen wird. „Daher erhält man durch Investitionen in lokale Unternehmen Zugang zu einigen der dynamischsten Volkswirtschaften der Welt.“ Das Potenzial der Region werde mit Blick auf die junge und schnell wachsende Bevölkerung deutlich: „Knapp 60 Prozent der dort lebenden 220 Millionen Menschen sind heute unter 30 Jahre alt“, sagt der Schroders-Chef. „Auch das Bevölkerungswachstum wird hoch bleiben, wie bereits in den letzten Jahrzenten.“ Allein im Emirat Dubai wuchs die Bevölkerung von 40.000 im Jahr 1960 auf über 2,1 Millionen im Jahr 2013. Abu Dhabi wuchs noch stärker: Von 4.000 Einwohnern in den 1960er-Jahren auf heute 2,5 Millionen. „In erster Linie wurde dieser rasante Anstieg der Bevölkerung erreicht durch die beinahe tägliche Einwanderung von ausländischen Arbeitskräften“, erläutert Küssner. „Das notwendige Kapital für eine weitere Expansion und Diversifikation der Wirtschaft ist ebenfalls vorhanden, denn die reichen Öl- und Gasvorkommen werden noch auf Jahrzehnte hinaus den wachsenden Energiehunger der globalen Wirtschaft stillen.“

Da das Öl aber nicht auf Dauer sprudeln wird, müssen früher oder später andere Einnahmequellen gefunden werden. Dienstleistungen könnten eine Alternative sein. Schon heute machten sie in den GME-Staaten plus Marokko, Ägypten und Jordanien fast 50 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Zudem schaffe der steigende Wohlstand eine wachsende Nachfrage für Konsumgüter und Finanzprodukte.

Schroders hat im September 2007 einen Fonds aufgelegt, der im Nahen Osten investiert. Den Schroder ISF Middle East (ISIN: LU0314587907). Sein Volumen ist inzwischen auf fast 150 Millionen Euro angewachsen. Die Fondsmanager Allan Conway und Rami Sidani können sich zudem seit kurzem über die €uro-FondsNote 2 freuen. Das Jahr 2013 verlief bisher hervorragend: Der Fonds steigerte seinen Wert um 16,51 Prozent. Die FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)-Peergroup „Aktienfonds Mittlerer Osten/Afrika“ schaffte im selben Zeitraum nur ein Plus von 2,84 Prozent. Auch im vergangenen Jahr schafften es die beiden Fondsmanager, die Peergroup ui schlagen: Der Kurs des Fonds wuchs um 28,53 Prozent, der Kategoriedurchschnitt um 17,14 Prozent. Noch deutlicher wird der Unterschied im mittelfristigen Zeitraum von drei Jahren. Während der Fonds ein Plus von 31,54 Prozent verzeichnet, kommt der Peergroupdurchschnitt nur auf 4,15 Prozent. Hinzu kommt, dass Conway und Sidani ihr Produkt vergleichsweise risikoarm managen. Mit einer Dreijahresvolatilität von 14,06 Prozent reiht sich der Fonds in der Peergroup im risikoärmsten Drittel ein. Die Sharpe Ratio von 0,61 wird von keinem anderen Fonds getoppt.

Auf Länderebene haben Conway und Sidani die Türkei mit 40,4 Prozent am stärksten gewichtet. In Saudi-Arabien investieren sie 21 Prozent des Fondsvolumens und in Katar 10,8 Prozent. Die Emirate rangieren mit 9,7 Prozent an vierter Stelle. Der Energiesektor macht im Portfolio mit 1,1 Prozent einen nur sehr kleinen Anteil aus. Die Fondsmanager setzen schon jetzt auf die Alternativen: Finanztitel sind zu 47,9 Prozent allokiert, der Telekommunikationssektor zu 17,2 Prozent. Größter Einzeltitel ist die türkische Bank Halk mit 8,2 Prozent. Dahinter folgt der türkische Telekommunikationskonzern Turkcell Iletisim Hizmet mit 6,8 Prozent. Das Immobilienunternehmen mit Sitz in Dubai, Emaar Properties, kommt auf 5,3 Prozent.

Schroder ISF Middle East: Deutliche Outperformance zur Peergroup

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

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