Brasilien: Möglicher Regierungswechsel beflügelt Aktienmarkt

Eigentlich sollte sich zurzeit von der Copacabana bis zum Zuckerhut alles um die Olympischen Spiele drehen. Doch die Präsidentin des Landes, Dilma Rousseff, stiehlt dem Großereignis des Jahres mit ihrem Amtsenthebungsverfahren die Show. Ein möglicher Regierungswechsel beflügelt derzeit den Aktienmarkt.

06.05.2016 | 09:19 Uhr von «Samantha Hörter»

Brasilianische Wertpapiere stehen schon seit einigen Monaten bei Anlegern hoch im Kurs. Warum? Man hofft auf ein baldiges Ende der Regierungs- und Wirtschaftskrise im Land. Wie stark der Run auf Papiere aus dem Land des Fußballs ist, zeigt sich am Beispiel Petrobras. Die Aktie des Ölkonzerns, seit Monaten Hauptdarsteller einer Korruptionsaffäre besonderen Ausmaßes, hat in den letzten drei Monaten eine Kurssteigerung von knapp 129 Prozent hingelegt und das trotz eines drastischen Ölpreisverfalls. Der Leitindex der Börse Sao Paolo hat seit Anfang März rund ein Viertel zugelegt. 

Diese Entwicklung beobachtet auch Baring Asset Management mit großem Interesse. Für sie gehört der brasilianische Aktienmarkt, mit einem Plus von 34 Prozent des MSCI Brazil Index, dieses Jahr bislang klar zu den Gewinnern. Im Vergleich dazu erwirtschafteten Schwellenländer bislang im Durchschnitt sieben Prozent und globale Aktien nur zwei Prozent.

Des einen Leid, des anderen Freud

Im brasilianischen Parlament votierten bereits Mitte März zwei Drittel der Abgeordneten für eine Amtsenthebung der Staatspräsidentin Dilma Rousseff. Sollte der Senat voraussichtlich am 11. Mai ebenfalls dafür stimmen, wird sie suspendiert. Kurios an der Sache ist, dass die meisten Abgeordneten, die für einen Rauswurf von Rousseff stimmten, ebenfalls unter Korruptionsverdacht stehen. Und auch der Präsident des Parlaments und gleichzeitig Initiator des Amtsenthebungsverfahrens, Eduardo Cunha, steht unter Verdacht, Schmiergelder in Millionenhöhe in die Schweiz verfrachtet zu haben. 

Doch des einen Leid ist des anderen Freud. Barings wertet diesen Umbruch als ein positives Zeichen weg von politischer Handlungsunfähigkeit und Stillstand, der die Regierung über Jahre hinweg behinderte. Zudem könnte eine neue Landesführung „womöglich die strukturellen und marktfreundlichen Reformen einleiten, die für eine Wiederbelebung der Konjunktur notwendig sind“ – ganz im Gegensatz zur statischen Politik, die Rousseff über die vergangenen sechs Jahre praktizierte. 

Brasilianische Finanztitel mit langfristigem Wachstum 

Wie Investitionen in den Baring Latin America Fund aussehen könnten, macht das Investmenthaus vor. Neuling im Barings-Portfolio ist das Unternehmen Banco do Brasil. „Es ist das hochwertigste Staatsunternehmen in Brasilien und bietet eine relativ gesunde Eigenkapitalrendite“, so das Investmenthaus. Mit Finanztiteln wie Itaú Unibanco und Banco Bradesco investiert Barings seiner Meinung nach in ein starkes und auf ein langfristiges Wachstum ausgerichtetes Geschäftsfeld. Gut vorstellbar, dass dieses sich wandelnde Umfeld auch das Interesse anderer internationaler Investoren auf sich zieht. 

EcoRodovias hingegen überzeugt als Unternehmen mit stabilen Ertragsaussichten. Es betreibt Autobahnkonzessionen im Rahmen von Verträgen über 20 bis 30 Jahre und bietet daher „einen gewissen Grad an Sicherheit und eine längerfristige Ertragstransparenz“. Die Regierung in Brasilien hat jahrelang zu wenig in Autobahnen investiert. EcoRodovias verspricht da Abhilfe. 

Eine weitere Perle im Barings-Portfolio stellt AES Tiete dar. Mit Blick auf Qualität, Wachstum und Aufwärtspotential ist es als Versorgungsunternehmen ungewöhnlich gut aufgestellt. Laut Barings zählt es zu den besten in seiner Kategorie. Die Geschäftsleitung ist glaubwürdig und zahlt eine vergleichsweise hohe Dividende. Vor dem Hintergrund sinkender Renditen am Markt dürfte das zusätzliches Anlegerinteresse hervorrufen. 

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Quelle: FINANZEN FundAnalyzer, Manager Magazin 

(SH)

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