Die besten Europa-Fonds

Laut dem jüngsten Fund Manager Survey der Bank of America (BofA) werden die Fondsmanager wieder zunehmend optimistisch für europäische Aktien. Zwar erwarten laut der Umfrage 52 Prozent der europäischen Investoren eine Verlangsamung der regionalen Wirtschaft, obwohl dieser Anteil von 65 Prozent im Vormonat gesunken ist. Gleichzeitig glauben 36 Prozent, dass das europäische Wachstum robust bleiben wird – ein Anstieg gegenüber nur zehn Prozent im Vormonat. Dies spiegelt sich auch in der wachsenden Zuversicht für europäische Aktien wider: 55 Prozent der Investoren sehen kurzfristig Potenzial für Kursgewinne, verglichen mit 38 Prozent im letzten Monat. 

Mittelfristig positiver Ausblick

Auf Sicht von zwölf Monaten rechnen 76 Prozent mit einer Aufwärtsbewegung. Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, kommentiert: „Die Stimulierungsmaßnahmen Chinas könnten insbesondere für exportorientierte europäische Unternehmen einen Aufschwung bedeuten. Vor allem der Automobil- und Luxusgütersektor dürften davon profitieren." Die für Oktober 2024 erwartete Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgt für zusätzlichen Optimismus. Eine Lockerung der Geldpolitik könnte den Unternehmen mehr finanziellen Spielraum geben und Investitionen ankurbeln.

Sehr günstige europäische Aktien

Zudem sprechen auch die günstigen Bewertungen für europäische Aktien. Der MSCI Europa ist im Vergleich mit dem MSCI World um rund 30 niedriger bewertet. Zudem ist auch die Dividendenrendite mit 3,2 gegenüber 1,8 Prozent deutlich attraktiver. Tatsächlich werden die vergleichsweise niedrigen Bewertungen europäischer Aktien von vielen Experten als Einstiegschance gesehen. Im Vergleich zu US-Aktien bieten europäische Titel oft attraktivere Bewertungen bei ähnlichem Wachstumspotenzial.

Herausforderungen bleiben

Trotz des positiven Ausblicks bleiben Herausforderungen bestehen. Geopolitische Spannungen, Inflationssorgen und potenzielle neue Corona-Varianten könnten die Märkte weiterhin beeinflussen. Anleger sollten wachsam bleiben und ihre Portfolios diversifiziert halten. Durch eine Intensivierung der Technologieförderung und eine maßvollere Regulierung könnten in den kommenden Jahren Europa vom Standstreifen wieder auf die Überholspur bringen. „Daher bietet die Region für Investoren zahlreiche Unternehmen, die aufgrund der Branchenzugehörigkeit oder durch ihre internationale Ausrichtung weniger von den Herausforderungen der heimischen Industrie betroffen sind und eine exzellente Zukunftsperspektive aufweisen - und das oft zu einer sehr viel günstigeren Bewertung als die vergleichbaren Stars aus dem US-Aktienmarkt. Titelselektion bleibt deshalb in Europa Trumpf“, fasst Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management, zusammen.

Erfahrung zahlt sich aus

Beim Blick auf die besten Europa-Fonds der vergangenen Jahre fällt auf, dass kurzfristig durchaus auch mal ETFs die Nase vorne haben, längerfristig jedoch aktiv gemanagte Fonds die Nase vorne haben. Aber auch hier ist kein Muster erkennbar. Vorne finden sich auf Sicht von fünf Jahren wachtumsorientiertere Fonds genauso wie valuelastige Produkte. Ganz vorne hat sich Dirk Enderlein platziert. Er schaffte auf Sicht von fünf Jahren über 76 Prozent Performance. Er gilt als einer der erfolgreichsten europäischen Aktienfondsmanager. Seinen guten Ruf hat er sich bereits bis 2009 bei Allianz Global Investors erarbeitet. Dann wechselte er zu Wellington. Dort managt er neben dem Wellington Strategic European Equity Fund auch noch einen Long-/Short-Fonds sehr erfolgreich. Auch Dachfonds-Pionier Eckhard Sauren hält große Stücke auf Enderlein und ist mit seinen Fonds beim Europa-Experten investiert. 

Klar fokussierte Strategie

Enderlein setzt beim Wellington Strategic European Equity Fund auf eine fokussierte Strategie mit einem klaren Ziel: nachhaltiges Wachstum durch Investitionen in hochwertige europäische Unternehmen. Der Fonds bevorzugt Firmen mit robusten Geschäftsmodellen, die langfristig wettbewerbsfähig sind und starke Cashflows generieren. Enderlein legt besonderen Wert auf sorgfältige Auswahl, basierend auf fundamentalen Analysen und tiefem Branchenwissen. Seine Strategie ist es, eine konzentrierte Anzahl von Unternehmen zu identifizieren, die von strukturellem Wachstum profitieren, und gleichzeitig Risiken durch Diversifizierung zu managen. 

Nur 66 Titel im Portfolio

Insgesamt 66 Titel befinden sich im Fonds. Übergewichtet hat er Titel aus Großbritannien. Zu den Top Ten gehören Titel wie British-American Tobacco, Rheinmetall AG, Unilever PLC, Holcim, Smiths Group PLC, BAE Systems, Haleon PLC oder auch die Erste Group Bank AG. An dieser Auswahl sieht man, dass Enderlein kein Mainstream-Investor ist, sondern tatsächlich ungeachtet der Indexzugehörigkeit die Titel selektiert. Zuletzt hat er Positionen in Finanzwerten und Basiskonsumgütern aufgestockt und sein Engagement in Industriewerten reduziert. „Wir haben Positionen in Ryanair und Bank of Ireland aufgebaut und Positionen in Alfa Laval und Hikma Pharmaceutical abgebaut. Wir werden weiterhin die Volatilität nutzen, um unsere Positionierung opportunistisch anzupassen“, erklärt Enderlein. Er ist der Meinung, dass das Portfolio trotz des Potenzials für kurzfristige Volatilität gut positioniert ist. Jüngst waren im Fonds waren Industriewerte am stärksten übergewichtet, während die Bereiche Gesundheitswesen und Informationstechnologie am stärksten untergewichtet waren. Aus Ländersicht waren die größten Übergewichtungen das Vereinigte Königreich und Belgien. In der Schweiz und Frankreich war der Wellington Fonds am stärksten untergewichtet.

Comgest überzeugt auch

Nur geringfügig schlechter als der Wellington Fonds hat ein ebenfalls altbekannter Manager performt. Es ist Franz Weis von Comgest. Gut 73 Prozent hat die „kastrierte Version des Comgest Growth Europe in den vergangenen fünf Jahren zugelegt. Der Comgest Growth Europe ex UK Fund verzichtet auf Titel aus dem Königreich. Ansonsten verfolgt auch deieser Fonds die klassische Comgest Strategie. Weis und seine Kollegen legen großen Wert auf sorgfältige Fundamentalanalyse und konzentrieren sich auf eine relativ kleine Anzahl von Unternehmen, typischerweise zwischen 30 und 40 Positionen. Dieser konzentrierte Ansatz ermöglicht es dem französischen Team, jedes Unternehmen gründlich zu analysieren und sicherzustellen, dass es strenge Kriterien erfüllt. Zu den bevorzugten Sektoren gehören typischerweise Technologie, Gesundheitswesen und Konsumgüter, Branchen, die durch langfristige Trends wie Digitalisierung, demografischen Wandel und Gesundheitsinnovationen angetrieben werden.

Quality-Growth-Aktien im Fokus

Ein Beispiel für die Anlagephilosophie des Fonds ist die Fokussierung auf Unternehmen mit stabilen Cashflows, hoher Kapitalrendite und starken Managementteams (Quality Growth). Diese Qualitätskriterien sollen die Volatilität reduzieren und dem Portfolio helfen, in turbulenten Marktphasen stabil zu bleiben. Langfristiges Wachstum wird somit über kurzfristige Marktschwankungen gestellt. Zu den größten Positionen von Weis gehören Namen wie etwa ASML Holding , Novo Nordisk, EssilorLuxottica, Alcon und auch Accenture A. Wenn man nun die Portfolios von Enderlein und Weis vergleicht, fällt auf, dass es keine Überschneidungen bei den ex-UK-Titeln gibt. Das zeigt, dass es abseits des Index viele verschiedene Wege zum Erfolg gibt.

Auch auf den weiteren Plätzen viele Klassiker

Auf den weiteren Plätzen folgen auch keine unbekannten. Etwa der Comgest Growth Europe ex Switzerland, GAM Star European Equity Ord, BSF European Unconstrained Eq A2 und auch der BGF European Value A2 €. All diese Fonds sind keine unbekannten und gehören seit Jahren zu den empfehlenswerten Fonds.

In der Tabelle finden Sie weitere erfolgreiche Europa Fonds

Quelle: FVBS professional