„Indiens Wirtschaft kann 2013 um sechs Prozent wachsen“

Jupiter-Fondsmanager sieht die Aussichten für Indien positiv. Radikale Strukturreformen wurden jedoch verpasst.

21.03.2013 | 15:51 Uhr von «Patrick Daum»

„Mit Blick auf die 2014 stattfindenden nationalen Wahlen hat die indische Regierung einen populistischen Haushalt verabschiedet“, kommentiert Avinash Vazirani, Fondsmanager des Jupiter India Select SICAV (ISIN: LU0329070915). Dieser diene insbesondere dazu, die Unterstützung der ländlichen Kernwählerschaft zu sichern. „Radikalere Strukturreformen sind damit erst einmal vertagt worden“, bedauert der Fondsmanager. Seiner Ansicht nach wurde eine große Chance vertan. Anstatt Maßnahmen zu beschließen, die in- und ausländische Investitionen in Indien ankurbeln, sehe der Haushalt vor allem eine deutliche Aufstockung der Finanzmittel für ländliche Entwicklungsprojekte und eine Erhöhung des Landwirtschaftsbudgets vor. Die Chance, indische Aktien attraktiver zu machen, sei ebenfalls verpasst worden. Indische Investoren hätte eine Vorliebe für Anleihen. „In einem Umfeld, in dem staatseigene Unternehmen Anleihen mit Zinsen von etwa acht Prozent anbieten und diese Zinsen auch noch komplett steuerfrei sind, können sich indische Aktien nur schwer behaupten“, so Vazirani.

Positive Haushaltsankündigungen habe es jedoch auch gegeben. So soll etwa die Transaktionssteuer auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs) gesenkt werden, um indische Pensionsfonds zu mehr Investitionen anzuregen. Ein Investitionsfreibetrag in Höhe von 15 Prozent soll die Investitionsbereitschaft von Produktionsunternehmen ankurbeln.

Die vielversprechendste Entwicklung stellt für Vazirani die Einführung des „Direct Benefit Transfer (DBT) Scheme“ dar. Dank dieses Armutsbekämpfungsprogramms könnten für 39 festgelegte Zwecke nun die staatlichen Zuschüsse direkt auf das Bankkonto eines Empfängers eingezahlt werden. Das Geld gelange in die Hände von Menschen, die nicht nur den größten Bedarf daran hätten, sondern die auch geneigt seien, es auszugeben. „Indische Konsumgüterunternehmen dürften von den neuen Direkttransfers mit am stärksten profitieren, da die zahlreichen Bezieher das zusätzlich verfügbare Geld entsprechend ausgeben werden“, erwartet der Fondsmanager. „Der Jupiter India Select SICAV ist in erheblichem Umfang in solchen Konsumgüterunternehmen investiert.“ Sie machen mit 27,85 Prozent den größten Anteil des Portfolios aus (Stand: 28. Februar 2012). Ähnlich stark (27,09 Prozent) ist der Finanzsektor vertreten. Die drei Top-Holdings des Fonds sind Konsumgüterunternehmen: United Spirits (9,01 Prozent), Godfrey Philips India (7,12 Prozent) und Nestle India (4,66 Prozent).

Was die Aussichten der indischen Wirtschaft betrifft, bleibt Vazirani positiv gestimmt: „Die aktuelle Regierung hat im Haushaltsjahr 2012/13 mit der Senkung des Staatsdefizits auf 5,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gute Arbeit geleistet.“ Jetzt sei beschlossen worden, das Defizit auf 4,8 Prozent zu senken. „Ich bin zuversichtlich, dass die Regierung ihr neues Ziel erfüllen kann, obwohl die Ausgaben um 16 Prozent erhöht wurden“, sagt der Experte. „Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass die Wirtschaft des Landes in diesem Jahr robust um sechs Prozent wachsen kann.“ Dies wäre eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr und deutlich besser als das Wachstum in anderen Teilen der Welt.

Während Vazirani für Indien ein Wachstum von sechs Prozent erwartet, ist sein im Mai 2011 aufgelegter Indien-Fonds in diesem Jahr um mehr als sechs Prozent gefallen. Für die ersten beiden Monate 2013 steht ein Minus von 6,85 Prozent. Nur zwei Fonds der FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)-Peergroup „Aktienfonds Indien“ verloren mehr. Im vergangenen Jahr lief es besser: Der 131 Millionen Euro Fonds verzeichnete eine Wertsteigerung von 25,25 Prozent und reihte sich damit ins obere Drittel der Peergroup ein.

Jupiter India Select: Leichte Underperformance der Benchmark und der Peergroup

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

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