Jupiter: „Zinserhöhung der Fed noch in diesem Jahr“

Katharine Dryer, Rentenexpertin von Jupiter Asset Management, erläutert im Interview, warum Anleihen auch im aktuell schwierigen Umfeld sinnvoll sind und warum sie von einer Zinserhöhung in den USA ausgeht.

16.07.2015 | 13:16 Uhr von «Patrick Daum»

FundResearch: Warum sollten Anleger in Zeiten niedriger Zinsen und Zentralbanken, die die Märkte mit Geld fluten, auf Anleihen anstatt auf Aktien setzen?

Katharine Dryer: Unserer Ansicht nach spielen Anleihen in einem ausgewogenen Portfolio nach wie vor eine wichtige Rolle, sogar im aktuell schwierigen Marktumfeld. In einem Umfeld mit weiterhin verhaltenem Weltwirtschaftswachstum und wenig Anzeichen für Inflationsdruck sollten die Anleiherenditen erwartungsgemäß noch längere Zeit niedrig bleiben. Da die geopolitische Unsicherheit zunimmt und es Anzeichen für einen verlangsamten Wachstums-/Deflationsdruck in den Schwellenländern gibt, halten wir außerdem eine Allokation in weniger riskanten Vermögenswerten in Form von hochliquiden Staatsanleihen für berechtigt. Zudem machen wir nach wie vor Anlagechancen an den Kreditmärkten ausfindig, die von technischen Faktoren unterstützt werden. Zudem stoßen wir auch weiterhin auf Vermögenswerte, die zur Rendite und zum Gesamtertrag beitragen. 

FundResearch: Was bietet Jupiter seinen Kunden in diesem Segment an?

Katharine Dryer: Der Jupiter Dynamic Bond Fund (ISIN: LU0853555380) ist ein völlig flexibler, benchmarkunabhängiger globaler Anleihefonds. Mit diesem Produkt möchten wir unseren Kunden in erster Linie die Möglichkeit bieten, die komplexe Entscheidungsfindung, die mit einer Anlage an den Anleihemärkten im aktuellen Umfeld einhergeht, „outzusourcen“: vom Durationsmanagement über die regionale Ausrichtung bis hin zur Titelauswahl. Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass unser Ansatz sehr dynamisch sein kann. Da sich der Fonds an veränderte Marktgegebenheiten anpassen kann, hat er unabhängig vom Marktumfeld durchweg gute Renditen erzielt. Einerseits müssen wir das Kursverlustpotenzial managen, andererseits müssen wir innerhalb des Portfolios auch Renditequellen erschließen. Diesen Spagat gleichen wir durch Positionen aus, von denen wir überzeugt sind. Die Rendite unseres Fonds beträgt aktuell rund vier Prozent, was die Wertentwicklung von konventionelleren Ansätzen im Anleihebereich deutlich übertrifft.

FundResearch: Mit welcher Strategie wird der Fonds verwaltet?

Katharine Dryer: Zur Renditegenerierung setzt unser Investmentansatz üblicherweise sowohl auf Top-down-Positionierungen (Duration, regionale Gewichtung, Devisen, Bonität) als auch auf Engagements, die eher einen Bottom-up-Fokus haben (Sektorauswahl, Titelauswahl, kapitalstrukturbezogene Positionierung). Wir zielen darauf ab, das Kursverlustpotenzial zu minimieren und gleichzeitig aktiv die besten Anlagechancen an den globalen Anleihemärkten aufzuspüren. Eine detaillierte Kreditanalyse ist die Basis unseres Ansatzes: Wir versuchen, Unternehmen zu identifizieren, die ihre Schulden abbauen und bei denen wir die auf unser Investment verfügbare Sicherheitsmarge beziffern können.

FundResearch: Nach welchen Kriterien werden die Anleihen für das Portfolio ausgewählt?

Katharine Dryer: Aus Top-down-Sicht greift Fondsmanager Ariel Bezalel auf volkwirtschaftliche Analysen und den Input von Jupiters gesamten Fondsmanager- und Händlerteams zurück, um seine übergreifende Portfoliostrategie auszuarbeiten. Aus Bottom-up-Gesichtspunkten konzentriert er sich auf detaillierte Kreditanalysen, die Cashflow-Prognosen und Unternehmensbesuche umfassen, um die Strategie jedes Unternehmens zu verstehen, in das er investiert. Dabei legt er sein Augenmerk auf Unternehmen mit klarem Fokus auf Schuldenabbau, bei denen er das Kursverlustpotenzial beziffern kann.

FundResearch: Wann hebt die Fed die Zinsen an und welche Auswirkungen wird dieser Schritt auf die Rentenmärkte haben?

Katharine Dryer: Wir agieren unseres Erachtens in einem Umfeld, in dem das weltweite Wachstum und die Inflation aufgrund der hohen globalen Verschuldung gedeckelt sind. Darüber hinaus begrenzt der demografische Wandel die Verbrauchernachfrage. In diesem Zusammenhang gehen wir nicht davon aus, dass die Weltwirtschaft deutlich höhere Zinsen verkraften könnte und erwarten, dass die Zinszügel nur schrittweise gestrafft werden. Eine graduelle Straffung verringert die Wahrscheinlichkeit, dass es an den Kreditmärkten zu extremen Schwankungen kommt. Darüber hinaus werden ein starker Wettbewerbsdruck, eine mangelnde Preissetzungsmacht unter den Unternehmen, das Internet sowie die anhaltende Währungsabwertung in großen Exportnationen vermutlich dazu beitragen, den Inflationsdruck in Schach zu halten. Alles in allem werden wir uns in einem Umfeld bewegen, das noch eine ganze Weile von guter und von schlechter Deflation  heimgesucht wird. Eine Zinserhöhung durch die Fed erwarten wir nach wie vor in der zweiten Jahreshälfte, auch wenn dieser Schritt definitiv immer noch stark von der Datenlage abhängt. Nebenbei: Von der EZB erwarten wir, dass sie an ihrer Geldpolitik festhält und ihre Ankaufprogramme wie geplant fortsetzt. 

FundResearch: Wie wirkt sich das auf Ihr Durationsmanagement aus?

Katharine Dryer: Vor diesem Hintergrund fühlen wir uns mit einem deutlichen Durationsrisiko nach wie vor wohl, da die Renditen erwartungsgemäß noch eine Weile niedrig bleiben werden. Was den Ausblick für die Kreditmärkte anbelangt, sind wir für gewisse Bereiche weiterhin optimistisch gestimmt, da die Emissionstätigkeit für Unterstützung sorgt. Eine zentrale Rolle spielt die Diversifikation, sowohl hinsichtlich der Themen als auch hinsichtlich der Ausrichtung auf einzelne Unternehmen.

Jupiter Dynamic Bond: Performance auf Peergroup-Niveau 

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

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