Petercam-Manager: „Demokratische Werte verteidigen“

Im April 2013 hat Petercam einen Nachhaltigkeitsfonds mit besonderer Strategie aufgelegt. Zum ersten Geburtstag sprach FundResearch mit dem Fondsmanager.

30.05.2014 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Das Besondere am Petercam L Bonds Emerging Markets Sustainable (ISIN: LU0907927338) – über dessen Auflegung FundResearch im vergangenen Jahr berichtete – ist die Länderallokation. Die Staaten des Anlageuniversums werden anhand einer Analyse in „frei“, „teilweise frei“ und „nicht frei/autoritär“ eingestuft und dementsprechend ins Portfolio aufgenommen. „Bei dem Fonds ist die demokratische Grundausrichtung des jeweiligen Landes wichtig“, erläutert Thomas Meyer, Country Head Germany bei Petercam. „Alle sechs Monate führen wir einen Analyseprozess durch, um zu prüfen, ob das Land noch portfoliofähig ist.“ Der Fonds – und damit die Strategie – feierte im April seinen ersten Geburtstag. Fondsmanager Thierry Larose erläutert im Gespräch die bisherige Entwicklung des Fonds.

In diesem einen Jahr musste der Fonds allerdings Verluste in Höhe von 6,6 Prozent wegstecken. Allerdings entwickelte er sich damit noch besser als die Peergroup „Rentenfonds Emerging Markets“ des FINANZEN FundAnalyzer (FVBS). Sie verlor im Durchschnitt 9,5 Prozent. Fondsmanager Larose setzt bei der Länderallokation in erster Linie auf europäische Schwellenländer: Rumänien (acht Prozent), Tschechien (7,6 Prozent) und Polen (7,2 Prozent) sind am stärksten gewichtet. Malaysia, als größtes asiatisches Schwellenland im Portfolio, kommt auf 4,9 Prozent. In Anleihen Brasilien investiert Larose 4,9 Prozent des Fondsvolumens.

Petercam L Bonds EM Sustainable: Zwar mit Verlusten, aber stärker als die Peergroup 

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

FundResearch: Der Petercam L Bonds Emerging Markets Sustainabile feierte im April seinen ersten Geburtstag. Auch wenn die Performance seit Jahresbeginn zwar nach oben geht, steht für den Fonds insgesamt ein Minus von rund sechs Prozent. Worauf führen Sie das zurück?

Thierry Larose: Die Widerstandsfähigkeit die unser Sustainable Bonds Portfolio im vergangenen Jahr gegenüber der Volatilität gezeigt hat, die die Schwellenländer prägte, beweist, dass unser Ansatz, in Lokalwährungs-denominierte Anleihen zu investieren, sinnvoll war. Daher sollte der Blick nicht nur auf die Performance gehen, sondern auch auf Volatilität und Drawdowns. Tatsächlich hat der Fonds seit seiner Auflegung positive Resultate erzielt, wobei sich die totale Outperformance in das Alpha der nachhaltigen Länderselektion und der Titelselektion aufspaltet. Das jährliche Risiko und der maximale Drawdown sind zudem deutlich besser als die der Benchmark, die aus 75 Prozent Lokalwährungen und 25 Prozent Hartwährungen besteht.

Obwohl die sogenannte Nachhaltigkeitsstrategie in den Schwellenländern eine relativ kurze Historie hat, hat sie der Währungskrise in den entwickelten Ländern standgehalten, die durch eine signifikante Volatilität gekennzeichnet war. Außerdem darf man nicht außer Acht lassen, dass die Ankündigung des damaligen Fed-Chefs Ben Bernanke im Mai 2013, das Quantitative-Easing-Programm zu beenden, und die gleichzeitig enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus China zu einem massiven Geldabfluss aus den Schwellenländern führte.

FundResearch: Wie groß ist das aktuelle Fondsvolumen?

Thierry Larose: Ende April hatten wir ein Fondsvolumen von 56,7 Millionen Euro.

FundResearch: Haben Sie an der Philosophie, nur demokratische Staaten ins Portfolio aufzunehmen, etwas verändert oder ist sie seit Auflegung des Fonds identisch geblieben?

Thierry Larose: Die Investmentphilosophie des Fonds hat sich seit Auflegung nicht verändert.

FundResearch: Machen Sie sich damit nicht selbst das Leben schwer, wenn Sie nur Anleihen aus demokratischen Schwellenländern kaufen? Wenn weniger demokratisch ausgerichtete Staaten gutlaufende Anleihen ausgeben, und Sie die nicht kaufen dürfen, verkleinern Sie sich Ihr Universum. Ist vielleicht auch das ein Grund für den weniger positiven Start des Fonds?

Thierry Larose: Als verantwortungsvoller Investor hat Petercam die moralische Verpflichtung demokratische Werte zu verteidigen. Darüber hinaus beeinflusst die politische Stabilität eines Landes erheblich andere Nachhaltigkeitspfeiler – wie Umwelt und Gesundheitsstandards. Länder, die konstant in Konflikte verwickelt sind – Somalia, Afghanistan oder Bangladesch, um nur einige zu nennen – können keinen langfristigen Wohlstand oder Umweltschutz für ihre Bevölkerung gewährleisten. Diese Sachlage findet eine starke Korrelation in den Finanzmärkten, seit Anleger eine Abneigung gegen Risiken und Unberechenbarkeiten hegen. In diesem Zusammenhang spiegelt sich die negative demokratische Entwicklung in Staaten wir Ägypten, Türkei und Venezuela in der Volatilität besonders am Rentenmarkt wieder.

Mit Hilfe der Nachhaltigkeitsanalyse von OECD-Ländern seit 2007, hat Petercam ein Nachhaltigkeitsmodell entwickelt, dass speziell für die Schwellenländer konstruiert wurde. Dabei stehen fünf Punkte im Fokus: Transparenz und demokratische Werte, Bildung, Umwelt, Gesundheitsstandards und Wohlstandsverteilung in der Bevölkerung sowie die Wirtschaft. Am Anfang ergibt sich ein Pool aus 84 Staaten, die mit den Investmentmöglichkeiten sowie den Schulden- und Währungsmärkten in den Schwellenländern korrespondieren. Dieses Anlageuniversum wird nach einem „Best in Class“-Ansatz strukturiert, um die besten Performer hervorzuheben. Das Ziel ist es, nicht von vornherein solche Länder auszuschließen, die eine schwächere Bewertung in Sachen Nachhaltigkeit aufweisen. Die diktatorische Vergangenheit verschiedener Staaten wird für einige eine Belastung für die absehbare Zukunft sein. Deshalb kombiniert Petercam den Best-in-Class-Ansatz mit dem Ansatz der stärksten Bemühungen, um betroffene Länder in ihrem begonnen Demokratisierungsprozess zu ermutigen. Hierzu begrenzen die Investment-Leitlinien das Länder-Exposure abhängig von der Nachhaltigkeitsbewertung: 

  • Minimal 40 Prozent des Portfolios muss in das beste Viertel des Rankings investiert werden
  • Maximal 50 Prozent des Portfolios kann in das zweite und dritte Viertel investiert werden
  • Maximal zehn Prozent darf in das unterste Viertel investiert werden

FundResearch: Zweimal pro Jahr – im September und im März – entscheiden Sie darüber, ob ein bestimmtes Land noch portfoliofähig ist. Seit Auflegung war das zweimal der Fall. Im September 2013 ging die Performance für zwei Monate nach oben, dann brach sie wieder ein. Für den März 2014 steht ebenfalls ein gutes Plus. Was haben Sie im Herbst und im März verändert?

Thierry Larose: 18 Staaten wurden aus dem Portfolio herausgenommen: Die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Weißrussland, Gabun, Kasachstan, Bahrain, Saudi-Arabien, Russland, Aserbaidschan, Algerien, Vietnam, China, Angola, Kongo, Ruanda, Süd-Sudan, Sudan und Zimbabwe. Das Länder-Ranking ist ein stetiger und dynamischer Prozess, der jedes Mal die Nachhaltigkeitskriterien eines Landes aufs Neue abschätzt.

FundResearch: Schwellenländer hatten 2013 ein schwieriges Jahr. Was erwarten Sie für 2014?

Thierry Larose: Wir erwarten eine positive Entwicklung der Assetklasse im laufenden Jahr. Die Volatilität von US-Treasuries hat nachgelassen, seitdem die Bedeutung des Quantitative-Easing-Taperings verstanden und von den Märkten eingepreist wurde. Auch bei den Schwellenländerwährungen ist die Volatilität gesunken, seit die starke Abwertung verschiedener Währungen im vergangenen Jahr zur Anpassung der Zahlungsbilanzen führte. Darüber hinaus sind Dank struktureller und politischer Maßnahmen die Ängste vor einem „hard landing“ Chinas verschwunden. Schließlich haben Abflüsse von Investmentfonds und ETFs die Nachfrage von institutionellen Investoren bedient.

(PD)

Diesen Beitrag teilen: