Rund 45.000 IFAs wollen 34f

FundResearch hat mit 20 von 80 IHKen in Deutschland gesprochen und dabei einige Stimmen zum Berateransturm am Fristende in Erfahrung bringen können.

13.08.2013 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Die Industrie- und Handelskammern (IHK) in Deutschland kommen richtig in Schwitzen. Denn wie erwartet, haben die meisten Finanzanlagevermittler und -berater erst kurz vor knapp den Erlaubnisantrag für den § 34f Gewerbeordnung (GewO) gestellt. Überraschenderweise gab es nur wenige, die das Fristende verpasst haben. Bei den befragten 20 IHKen wurden insgesamt 12.311 Anträge eingereicht, wovon bereits 10.042 registriert sind. Darunter fallen auch IHKen aus Bundesländern, in denen die Gewerbeämter die Erlaubnisbehörden sind. Das heißt, für diese Länder gibt es nur Zahlen zu den Registrierungen, nicht aber zu den gestellten Anträgen. Hochgerechnet auf alle 80 IHKen in Deutschland könnten demnach 48.244 Anträge gestellt worden sein. Da viele große IHKen in die Recherchen bereits mit einfließen, kann von künftig rund 45.000 registrierten 34f-Vermittlern und –beratern ausgegangen werden. 

In Bremen hat die Erlaubnisbehörde gewechselt

Die letzte offizielle Statistik des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) vom 31. Juli 2013 wies 30.402 registrierte IFAs aus (FundResearch berichtete). Doch noch sind längst nicht alle Erlaubnisanträge bearbeitet. In Berlin waren Ende Juli 826 von 975 Beratern registriert. „Die restlichen 149 Anträge wurden bereits bearbeitet, können jedoch nicht registriert werden, weil die ausstehende Gebühr in Höhe von 50 Euro nicht beglichen wurde“, sagt ein Sprecher der Hauptstadt-IHK. In Hamburg sind 600 Vermittler registriert, 250 weitere nutzen derzeit noch das Moratorium. „Hinzu kommen 150 Anträge, die nicht rechtzeitig gestellt werden konnten und nun im Regelverfahren bearbeitet werden“, erzählt eine Sprecherin der IHK Hamburg. „Darüber hinaus haben wir 100 Anträge, die im normalen Verfahren gestellt worden sind.“ So kommt Hamburg auf 1.100 Erlaubnisanträge seit Januar. Der dritte deutsche Stadtstaat, Bremen, hat insgesamt 211 Anträge zu bearbeiten, wovon bereits 190 registriert sind. Bremen stellt zudem eine Besonderheit aller Bundesländer dar: Seit dem 19. Juni 2013 ist hier nicht mehr das Gewerbeamt die Erlaubnisbehörde, sondern die IHK.

Ende Juli waren bundesweit insgesamt 30.402 IFAs registriert

Quelle: DIHK (Mehrfachzählungen möglich)

 

Vier Bundesländer geben keine Zahlen raus

Aus Hessen liegen FundResearch keine aktuellen IHK-Zahlen vor. „Wir geben keine Daten raus“, erklärt eine Mitarbeiterin der IHK Wiesbaden. „Wir können es auch gar nicht. Das System ist noch nicht so weit, dass eine Statistik erstellt werden könnte.“ Da bleibt die Frage offen, wie der DIHK an die offiziellen Registrierungszahlen aus der hessischen Landeshauptstadt kommt. Aber auch die anderen IHKen in Hessen verwiesen auf datenschutzrechtliche Bestimmungen, weshalb sie die Zahlen nicht nennen wollten. Ein Blick ins Vermittlerregister hilft hier allerdings: Die Städte Frankfurt am Main, Kassel, Wiesbaden, Darmstadt, Fulda, Gießen und Marburg verzeichnen zusammen 522 Registrierungen.  Die Zahlen aus dem Vermittlerregister beziehen sich jedoch ausschließlich auf das jeweilige Stadtgebiet, nicht auf den IHK-Bezirk. Auch der Freistaat Bayern wollte keine neuen Zahlen bekanntgeben. Anfang Juli lag die Zahl der Anmeldungen bei der IHK für München und Oberbayern bei etwa 10.000, wovon etwa zwei Drittel noch nicht registriert waren. Ebenfalls keine Daten liegen für Rheinland-Pfalz  vor. Laut Vermittlerregister sind in den Städten Mainz, Trier, Koblenz, Kaiserslautern und Worms insgesamt 204 IFAs registriert. Auch aus Brandenburg gibt es keine Daten. Für die beiden größten Städte, Potsdam und Cottbus, sind 129 Vermittler registriert.

In Baden-Württemberg waren die IHKen Karlsruhe und Ravensburg/Weingarten auskunftsfreudig. In Karlsruhe gingen bis Fristende 674 Anträge ein, die inzwischen alle bearbeitet sind. „90 Erlaubnisverfahren konnten wegen fehlender Unterlagen/Nachweise noch nicht abgeschlossen werden“, sagt eine Sprecherin. Bei der IHK Ravensburg/Weingarten gingen 472 Anträge ein, 335 wurden bisher registriert. Ablehnungen habe es keine gegeben. Die IHK der Landeshauptstadt Stuttgart verweigerte die Herausgabe von Zahlen. In der Stadt Stuttgart sind bisher 169 IFAs im Vermittlerregister registriert.

Das bevölkerungsreichste Bundesland, Nordrhein-Westfalen, verzeichnet nach Angaben der IHKen in Köln, Düsseldorf und Bonn/Rhein-Sieg 2.190 Anträge, von denen bisher 1.280 registriert wurden. „Bei uns wurden 420 Vermittler registriert“, erzählt ein Sprecher der IHK Düsseldorf. 480 bis 500 könnten es noch werden. „Wir werden das Moratorium nicht bis Dezember ausnutzen“, gibt er sich zuversichtlich. „Im August sollten alle Registrierungen durch sein.“ Das ist auf der anderen Rheinseite in Köln nicht der Fall: „Wir werden das Moratorium wohl bis Dezember in Anspruch nehmen“, sagt eine Sprecherin. 1.200 Anträge gingen in der Domstadt ein. 520 bis 530 sind registriert. Die IHK Bonn/Rhein-Sieg hat bisher 340 Erlaubnisse erteilt. 150 seien noch in Bearbeitung, heißt es dort. Im Saarland sind derzeit 400 Berater und Vermittler registriert. „50 bis 60 könnten noch kommen“, schätzt ein Sprecher der IHK Saarbrücken. „Mehr als 500 sollten es nicht werden.“

Berater waren gut informiert

In Niedersachsen gingen knapp 2.000 Anträge ein, wovon bereits 1.651 registriert sind. Die meisten bei der IHK Hannover. Die Landeshauptstadt verzeichnet 1.001 34f-IFAs. Wie viele dort noch das Moratorium nutzen, ist jedoch unbekannt. Bei der IHK in Lüneburg/Wolfsburg gingen 500 Anträge ein. 430 Erlaubnisse wurden erteilt. „Die anderen 70 Berater haben ihre Anträge nicht vollständig eingereicht und dürfen derzeit nicht arbeiten“, erläutert ein Sprecher. Bei ihnen wird es wohl auf das reguläre Erlaubnisverfahren hinauslaufen. Bei der IHK in Osnabrück ist bisher weniger als die Hälfte der 483 Antragsteller registriert. „Ende Juni kamen noch eine ganze Menge Anträge rein“, erzählt eine Sprecherin. „Ein Antrag kam erst Mitte Juli, das war leider zu spät.“ Ansonsten sei aber alles glatt gelaufen. „Wir haben seit November 2012 über 2.000 mögliche Betroffene angeschrieben und haben drei Infoveranstaltungen abgehalten mit jeweils etwa 50 Teilnehmern.“ Dass die unentwegten Informationen von Behörden, aber auch von Medien wie FundResearch, dazu führten, dass – bis auf wenige Ausnahmen – alle vom § 34f betroffenen Berater und Vermittler rechtzeitig ihre Anträge einreichten, wird auch ganz im Norden der Republik bestätigt. „Ein Antrag kam nicht fristgerecht“, sagt ein Sprecher der IHK Kiel. „Da geht der Dank auch an Medien wie Sie.“ In Kiel sei man insgesamt gut organisiert gewesen: „Am 1. Juli haben wir noch Anträge angenommen, fristgerecht gestempelt und die Berater aufgeklärt, dass sie sich keine Sorgen machen müssen und das Moratorium nutzen können“, so der Sprecher. Kiel verzeichnete 500 Anträge, von denen ca. 450 bereits registriert sind. Bei der IHK in Flensburg gingen 193 Anträge ein, davon 187 für das vereinfachte und sechs für das reguläre Verfahren. 181 seien bereits registriert, zwölf nutzten das Moratorium. „Ab der 24. und 25. Kalenderwoche ging es nochmal richtig ab“, erinnert sich eine Sprecherin. „Schlag 2. Juli stand das Telefon dann still. Es gab keinerlei Beschwerden von Beratern, die zu spät kamen, das hat uns gewundert“, bestätigt sie die Eindrücke aus Osnabrück und Kiel.

„Schubladenerlaubnis“ in Mecklenburg-Vorpommern

In Thüringen sind 1.325 IFAs registriert. Da die Anträge dort aber bei den Gewerbeämtern eingehen, konnte die Zahl der Moratorium-Nutzer nicht ermittelt werden. Für den Freistaat Sachsen liegen bisher 1.430 Registrierungen vor. Allerdings ausschließlich von den IHKen Leipzig und Chemnitz. „Bisher wurden durch die IHK Chemnitz 925 IFAs registriert“, sagt eine dortige Sprecherin. Die IHK Leipzig verzeichnet 505 Registrierungen. In Dresden war die zuständige IHK nicht bereit, Auskunft geben. Laut Vermittlerregister kommt die Stadt Dresden auf 275 Registrierte. In Sachsen-Anhalt gibt es zwei IHKen. Magdeburg und Halle/Dessau. „Wir dürfen keine Daten herausgeben“, heißt es aus Magdeburg. Das Vermittlerregister verzeichnet dort 56 registrierte IFAs – wohlgemerkt nur für die Stadt und nicht für den IHK-Bezirk. Bei der IHK Halle-Dessau sind 481 Berater und Vermittler registriert. In Mecklenburg-Vorpommern war ausschließlich die IHK Rostock bereit, Auskunft zu geben: „Von den bisher 316 Anträgen wurden 219 registriert, wobei 232 Berater und Vermittler eine Erlaubnis nach § 34f GewO haben“, erläutert eine Sprecherin. „Die Differenz ergibt sich aus der ‚Schubladenerlaubnis‘.“ Schubladenerlaubnis bedeutet, dass beispielsweise ein großes Finanzunternehmen die Registrierungen für seine Berater und Vermittler übernimmt. Diese beantragen nur die Erlaubnis, nicht aber die Registrierung. „84 Vermittler und Berater warten noch auf die Erlaubnis/Registrierung, weil hier noch Unterlagen nachgereicht werden müssen.“

(PD)

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