Sind US-Hochzinsanleihen eine Alternative zu Aktien?

US-Hochzinsanleihen stellen dank ihres Ertragspotenzials eine Anlagealternative zu US-Aktien dar. Das ist das Ergebnis einer Analyse von Source. Doch die Zahlen zeigen auch: Investitionen in diese Assetklasse bleiben ein Spiel mit dem Feuer.

04.03.2016 | 16:07 Uhr von «Matthias von Arnim»

US-Hochzinsanleihen sind keine Wertpapiere für Anleger mit schwachen Nerven. Die Differenz (Spread) von US-Hochzinsanleihen zu US Staatsanleihen ist zum sechsten Mal seit 1986 auf über sieben Prozentpunkte gestiegen. Das klingt einerseits nach höheren Gewinnaussichten, andererseits aber auch nach gestiegenen Risiken. Immerhin: Momentan liegt die Ausfallquote von US-High-Yield-Bonds bei elf Prozent. Der historische Durchschnitt liegt bei 4,5 Prozent.

Trotz der vergleichsweise hohen Ausfallquote sind die Experten des ETF-Spezialisten Source davon überzeugt, dass diese Anlageklasse nach wie vor große Chancen für Anleger bietet. Dafür spricht aus Sicht von Source folgender Vergleich: Angenommen, die Ausfallquote in dieser Anlageklasse ist in den kommenden fünf Jahren so hoch wie der schlechteste Wert aller bisher dokumentierten Fünfjahreszeiträume. Dann läge die jährliche Rendite von Hochzinsanleihen auf Basis historischer Daten immer noch bei über vier Prozent. 

Bei einer nur durchschnittlichen Ausfallrate über die kommenden fünf Jahre läge die Rendite bereits bei sechs Prozent. „Obwohl die Volatilität von US-Hochzinsanleihen in den vergangenen Wochen gestiegen ist, halten wir diese Papiere mit einem Ertragspotenzial von zehn Prozent unter Risiko-/Renditegesichtspunkten für attraktiv“, sagt  Fabrizio Palmucci, Executive Director und Spezialist für festverzinsliche Anlagen bei Source.

Hochzinsanleihen erholen sich nach Kurseinbruch schneller

Als einen Grund für die Attraktivität der Hochzins-Papiere rechnet die Source-Analyse vor, dass Hochzinsanleihen nur halb so viel Zeit benötigen wie Aktien, um ihre Verluste nach einem allgemeinen Kurseinbruch zurückzugewinnen. Zudem brauchen Aktien demnach fast sieben Jahre, um die kumulativen Renditen von Hochzinsanleihen zu erreichen. „Angesichts der hohen Ertragschancen stellen US-Hochzinsanleihen unserer Einschätzung nach eine überzeugende Alternative zu Aktien dar, die wir im Übrigen momentan für vergleichsweise teuer halten“, sagt Fabrizio Palmucci. 

Hochzinsanleihen böten zudem eine im Vergleich bessere Absicherung nach unten als Dividendentitel. Nach Einschätzung von Source verfügen US-Aktien derzeit nur über begrenztes Aufwärtspotenzial. „Bei einer allgemein sinkenden Risikoneigung der Investoren und Berücksichtigung des Zustands der globalen Konjunktur verfügen die US-Hochzinsmärkte in Anbetracht des Basis-Makroszenarios über Aufwärtspotenzial“, so Palmucci. Sie stellen somit ein Investmentmöglichkeit gegenüber US-Aktien dar. 

US-Hochzinsanleihen unter Druck

Berater, die sich mit dem Thema Hochzinsanleihen und den betreffenden Rentenfonds auseinandersetzen, sollten die Source-Analyse und den Hochzinsanleihen-Markt sehr differenziert betrachten. Dazu ein paar Hintergründe: Der globale Markt für Hochzinsanleihen hat seinen Schwerpunkt in den USA. Ende Januar 2016 betrug das Volumen der umlaufenden Hochzinsanleihen am US-Kapitalmarkt 1,3 Billionen US-Dollar. In europäischen Hochzinsanlagen waren zum gleichen Zeitpunkt 308 Milliarden Euro investiert. 

Vor allem US-Energiesektor im Feuer

Was den weltweit betrachtet 1,8 Billionen Dollar schweren Junk-Bond-Markt derzeit in Atem hält, sind insbesondere viele Hochzinsanleihen aus der US-Energiebranche, die auf wackeligen Füßen steht. Die Rating-Agentur Fitch rechnet damit, dass im laufenden Jahr elf Prozent aller Anleihen bonitätsschwacher Anleihen aus diesem Sektor notleidend werden. Das entspricht einem Anleihevolumen von bis zu 46 Milliarden US-Dollar. 

Was den US-Energiesektor so brisant macht, ist der drohende Dominoeffekt für weitere Branchen und einzelne Unternehmen. Deutlich wird das an dem Beispiel des Unternehmens Linn Energy: Dessen Börsenwert beträgt derzeit rund 200 Millionen US-Dollar, die Verschuldung liegt bei rund zwölf Milliarden US-Dollar. Nur unwesentlich besser sieht es bei beim angeschlagenen Öl- und Gasförderer Chesapeake Energy aus: Einer Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden US-Dollar stehen Schulden von 23 Milliarden US-Dollar gegenüber. 

Insgesamt drohen dem US-Hochzinsanleihenmarkt laut der Rating-Agentur Moody´s in diesem Jahr die höchsten Ausfallraten seit sechs Jahren. Berater sollten solche Zahlen im Hinterkopf behalten.

(MvA)

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