Spezialfonds: Trend zu Alternativen Investments stärkster Wachstumstreiber

Im Jahr 2015 sind netto mehr als 77 Milliarden Euro in Spezialfonds geflossen. Das gesamte Marktvolumen liegt nun bei 1,3 Billionen Euro. Der Spezialfonds-Markt ist nicht nur aufgrund der hohen Volumina in Bewegung. Eine aktuelle Analyse von Kommalpha benennt die Trends des Jahres.

18.12.2015 | 15:40 Uhr von «Matthias von Arnim»

Spezialfonds setzen ihren Siegeszug als bevorzugtes Anlageinstrument für indirekte Kapitalanlagen deutscher institutioneller Investoren fort. Die Herausforderungen sind jedoch in gleichem Maße gewachsen. „Neben den klassischen Risiken aus dem Zins- und Aktienumfeld sind regulatorische, politische und volkswirtschaftliche Risiken mit meistens globaler Vernetzung in drastischer Art und Weise dazu gekommen“, sagt Clemens Schürhoff, Vorstand der Kommalpha AG, die mit Unterstützung der Société Générale Securities Services, DekaBank, HSBC und der Landesbank Baden-Württemberg die aktuelle Struktur sowie die Trends des deutschen Spezialfondsmarktes untersucht hat.

Im Rahmen der Analyse wurden Volumen und Mittelbewegungen – sowohl netto als auch absolut – nach Fondskategorien, Investorengruppen sowie Länderallokation betrachtet. Darüber hinaus wurden auf Basis einer Umfrage von 95 institutionellen Investoren Trends, Entwicklungen und Potenziale des Spezialfonds identifiziert.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Spezialfondsmarkt 2015 von rekordverdächtigem Mittelaufkommen, Herausforderungen durch Diversifizierung sowie Innovation geprägt ist. Das Marktwachstum wird hauptsächlich von Versicherungen, Altersvorsorgeeinrichtungen und „Corporates“ getrieben. Alternative Investments, Immobilien und weitere Spezialthemen sind die strategischen Themen und Treiber des Spezialfondsgeschäftes. Die zukünftigen Auflageaktivitäten werden verhaltener, denn Performance steht über der Struktur, in der sie generiert wird.

„Der deutsche Spezialfonds ist nach wie vor die erste Wahl für indirekte Kapitalanlagen institutioneller Investoren. Wir sehen, dass Alternative Investments, Immobilien sowie Diversifizierung weg von konservativen Anlagen die wesentlichen Themen des Asset Managements von Spezialfonds sind", so Schuerhoff.

Per Ende August 2015 betrug das Nettomittelaufkommen 77,5 Mrd. Euro und die Mittelzuflüsse im Sinne von „frischem Geld“ 152,2 Mrd. Euro. Bemerkenswert: Die Analyse der Mittelaufkommen auf Einzelmonatsbasis zeigt, dass es fast keinen Monat in den letzten fünf Jahren gab, in dem Nettomittelabflüsse zu sehen waren. Das gesamte Marktvolumen liegt aktuell bei 1,3 Billionen Euro.

Quelle: Kommalpha


Wesentliche Kernpunkte der Studie:

Mehr als jeder zweite Spezialfonds ist ein gemischter Wertpapierfonds

Gemischte Wertpapierfonds sind die dominierende Fondskategorie des Spezialfondsgeschäftes. Sie machen zum Berichtszeitpunkt mit rund 714 Milliarden Euro gut 55 Prozent des Spezialfondsmarktes aus. Rentenfonds bilden mit 320 Milliarden Euro knapp 25 Prozent des Spezialfondsmarktes ab,  gefolgt von Aktienfonds, Dachfonds und Immobilienspezialfonds. Die Entwicklung der Fondskategorien in den letzten 10 Jahren zeigt, dass das Spezialfondsgeschäft weitestgehend von gemischten Mandaten sowie Rentenmandaten geprägt ist. Reine Aktienfonds sind im absoluten Sinne konstant geblieben. Immobilienspezialfonds haben von knapp 17 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf gut 60 Milliarden Euro per August 2015 zugelegt.

Versicherungen dominieren den Markt

Das Spezialfondsgeschäft wird nach wie vor von Versicherungen aber auch mittlerweile Altersvorsorgeeinrichtungen dominiert. Sie machen in Summe knapp 60 Prozent des Spezialfondsmarktes aus. Danach folgen Unternehmen bzw. „Corporates“ und Depot-A-Geschäft der Banken mit in Summe 22 Prozent Marktanteil. Die verbleibenden 18 Prozent Marktanteile verteilen sich auf die übrigen Anteileignerkategorien. Langfristig gesehen ist interessant, dass Banken mit ihrem Depot-A Geschäft, die in den 90er- Jahren und der ersten Dekade des neuen Jahrtausends immer die zweitgrößte Anlegergruppe in Spezialfonds waren, mit einem Marktanteil von 11 Prozent und 193 Milliarden Euro Anlagevolumen diese Stellung klar verloren haben. Dabei weisen Banken immer noch die mit Abstand höchste Anzahl an Spezialfonds aus.


Quelle: Kommalpha


Zweidrittel des Kapitals in Spezialfonds ist im Euroraum angelegt

Die Studie zeigt, dass 66,8 Prozent der Spezialfondsvolumina in Euro denominieren (778,8 Milliarden Euro). Von den übrigen 33,2 Prozent sind 9 Prozent regional in Papieren der europäischen Länder allokiert, die nicht zum Euro-Raum gehören (105,2 Milliarden Euro). Den Großteil bilden hier Anlagen in Wertpapieren aus dem Vereinigten Königreich. Die übrigen 24,2 Prozent der Spezialfondsvolumina (282,4 Milliarden Euro) sind in Kapitalanlagen aus Ländern außerhalb von Europa angelegt, wobei Emissionen aus den USA mit 126,4 Milliarden Euro den höchsten Anteil aufweisen. Es ist bemerkenswert, dass rund ein Drittel aller Spezialfondsanlagen außerhalb der EU angelegt sind, schließlich handelt es sich bei Spezialfonds und den Investorengruppen um eine traditionell deutsche Thematik.


Quelle: Kommalpha

Diversifikation in Alternative Investments ist wesentlicher Wachstumstreiber

Dass die Alternativen Investments ein wesentlicher Treiber sind erscheint logisch vor dem Hintergrund der intensiven Suche nach neuen Performancequellen. Über 70 Prozent der Befragten sehen das so. Der Dauerbrenner „Kapitalgedeckte Altersversorgung“ und ein Spezialthema „AIF-Passporting“ wurden jedoch als weniger wichtig für die Zukunft des Vehikels Spezialfonds gesehen.


Quelle: Kommalpha

Insgesamt bestätigt sich der bereits in der Vorjahresstudie identifizierte Trend der Umschichtung von Direktanlagen in Spezialfonds. So gaben beispielsweise 41% der befragten Investoren an bis zu Dreiviertel ihrer Kapitalanlagen in Spezialfonds angelegt zu haben – 20 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Prognose: Es ist jetzt schon abzusehen, dass das Jahr 2015 mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein neues Rekordjahr für den Spezialfonds hinsichtlich des Nettomittelaufkommens werden wird. Der Fondsstandort Deutschland steht zwar in hohem Wettbewerb zu Standorten wie Luxemburg oder Irland, aber dies ist schon seit vielen Jahren der Fall. Das dortige andere aufsichtsrechtliche Umfeld und dessen flexiblere Praxis ist somit kein Hinderungsgrund für den weiteren zukünftigen Erfolg des Spezialfonds als typisch deutsches Fondsvehikel. Kommalpha nimmt die aktuellen Zahlen zum Anlass, um die im vergangenen Jahr getroffene Wachstumsprognose für Sepzialfonds noch oben zu korrigieren. „Wir erhöhen unsere Prognose für das Spezialfondsvolumen 2024 auf 2,2 Billionen Euro“, sagt Clemens Schürhoff.

Die vollständige Studie als PDF-Dokument.

(MVA)

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