Tesla als Party-Crasher im Fondsportfolio

Tesla ist zum Problemfall geworden. Das Unternehmen vermeldet Umsatzeinbrüche, die Aktie befindet sich seit drei Jahren in einem Abwärtstrend. Tendenz: weiter fallend. Denn der E-Auto-Konzern ist an der Börse immer noch zu hoch bewertet.

28.08.2024 | 07:15 Uhr

Tesla zählt zu den sogenannten „Magnificent Seven“ – also den sieben glorreichen Unternehmen aus den USA, die stellvertretend für die ganz große Technologierevolution stehen. Die Aktienrally der großen US-Indizes ist zu einem wesentlichen Teil auf die rasante Kursentwicklung dieser Konzerne zurückzuführen. Wobei Tesla in diesem Konzert eine bemerkenswerte Rolle zukommt. Der E-Automobilhersteller wird zwar zu den „Glorreichen“ gezählt. Doch Tesla spielt eigentlich nicht mehr in der ersten Liga. Die Umsatz- und Ertragsentwicklung ist zunehmend bedenklich, und über die vergangenen drei Jahre hinweg betrachtet, ist die Aktie ein Depot-Crasher. Seit dem Allzeit-Bewertungshoch Anfang November 2021 ist die Marktkapitalisierung des Unternehmens an der Börse um rund 44 Prozent gesunken. Und noch immer ist Luft nach unten. Denn Tesla ist in Relation zu seinen Geschäftszahlen noch immer deutlich zu hoch gehandelt. Die Aktie wird mit einem KGV von 108,5 auf Basis der erzielten Gewinne und einem KGV von 76 unter Berücksichtigung der prognostizierten Gewinne bewertet. 

Daran gemessen, ist die Tesla-Aktie die teuerste unter den „Magnificent Seven“-Titeln – und gleichzeitig das Papier mit der niedrigsten Wachstumsperspektive. Der Umsatz mit Tesla-Automobilen stagniert. Gleichzeitig brach der Nettogewinn im vergangenen Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar ein. Für das Gesamtjahr rechnen Analysten durchschnittlich mit einem Nettogewinn von 6,7 Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Jahr waren es noch 15 Milliarden US-Dollar. Dass Tesla hier den Turnaround schafft, ist eher unwahrscheinlich. Denn das Geschäft mit Elektroautos schwächelt, und die Konkurrenz wird stärker – insbesondere in China, dem größten E-Automarkt. Dort haben die heimischen Produzenten Tesla längst überflügelt. Bei Umsatz und Gewinn sowieso, aber auch technologisch.

Tesla ist nicht mehr Klassenbester. Der einstige Pionier rennt der Meute mittlerweile hinterher. Überragende Innovationen, mit denen der Konzern für eine Wende sorgen könnten, vermissen Analysten schon länger. Elon Musk, der sich mittlerweile mehr für Politik und sein Social-Media-Spielzeug „X“ interessiert als für sein Automobilunternehmen, flüchtet sich derweil in Ankündigungen. Er verweist auf die Chancen, die das Geschäft mit selbst fahrenden Autos biete. Für den 10. Oktober kündigte er Details zum seit Jahren versprochenen Tesla-„Robotaxi“ an. Wieder einmal. Das Projekt hängt. Im Gegensatz zu Firmen wie Mercedes-Benz oder BMW hat Tesla noch nicht einmal ein Fahrassistenzsystem entwickelt, bei dem die Fahrer ihren Blick von der Straße und ihre Hände vom Lenkrad nehmen dürfen. Ob und wann jemals ein Tesla-Robotaxi über die Straßen der Welt fahren wird, steht deshalb in den Sternen. Auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt sehen sich derweil die meisten Finanzexperten. Tesla hat vier Quartale in Folge die Erwartungen der Analysten verfehlt. Besserung ist nicht in Sicht.

Tesla bremst Indizes und ETFs aus

Auch für Anleger ist Tesla zum Problem geworden. Der Wert ist in vielen ETFs und Fonds präsent und wird dort zunehmend zum Risikofaktor. Insbesondere dann, wenn die Aktie dort stark gewichtet ist. Einige ETFs sind in diesem Zusammenhang nun mit Vorsicht zu genießen. Denn anders als aktiv gemanagte Fonds können sie nicht selbst für eine rechtzeitige stille Bereinigung im Portfolio sorgen. Verstetigt sich der Tesla-Abschwung, schwingen die passiven Instrumente einfach mit. Das muss bei weitem nicht einen Absturz ihrer Kurse bedeuten. Schließlich ist Tesla schon aus rein rechtlichen Gründen nirgendwo der einzige Titel. Doch eine Aktie im Fonds-Portfolio zu wissen, die die Performance ausbremst, ist auch kein gutes Gefühl. Deshalb lohnt ein Blick auf die ETFs mit der höchsten Tesla-Gewichtung.

Besonders auffallend sind hier nicht in erster Linie die Performance-Unterschiede zwischen den verschiedenen ETFs, sondern der Renditeabstand zum S&P 500. Der breite US-Marktindex hat in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 28 Prozent zugelegt. Über drei Jahre hinweg waren es über 26 Prozent. Und im laufenden Jahr stieg der Indexwert des S&P 500 um rund 17 Prozent. Dagegen nehmen sich die Ergebnisse der oben aufgelisteten ETFs recht mager aus. Ein im wahrsten Sinne des Wortes negatives Beispiel liefert der First Trust Nasdaq Clean Edge Green Energy UCITS ETF. Der Indexfonds gehört nicht nur zu den teuersten seiner Art. Er bescherte seinen Investoren auch über die vergangenen Jahre hinweg negative Renditen. Hier ist Tesla mit fast zehn Prozent Anteil die größte Position im Portfolio. Mitverantwortlich für die schlechte Performance des ETF sind allerdings auch andere Titel: Die Kurse der Top-Positionen Enphase Energy, Albemarle, Rivian Automotive und Brookfield Renewable Energy Partners schmierten in den zurückliegenden drei Jahren ebenfalls ab. Bemerkenswert ist auch die negative Entwicklung des ARK Innovation UCITS ETF. Hier ist Tesla ebenfalls die größte Position im ETF.

Fazit: Weder im First Trust Nasdaq Clean Edge Green Energy, noch im ARK Innovation oder in einem anderen der renditeschwachen ETFs ist die Tesla-Aktie der allein verantwortliche Performancekiller. Doch eine Hilfe ist der Titel in keinem Portfolio mehr. Eher im Gegenteil. Der Hype, der die Aktie über viele Jahre hinweg auf immer höhere Bewertungen getragen hat, scheint endgültig vorbei zu sein. Anleger, die in weltweit anlegende, in Technologie- oder in US-Index-ETFs investieren, sollten sich die Zusammensetzung der jeweils zugrunde liegenden Indizes deshalb genau ansehen. Faustregel: Mehr Tesla bedeutet mehr Risiko.

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