Von großen Herausforderungen und noch größeren Chancen

Auf der TiAM Investment-Konferenz in Berchtesgaden geben Experten Einblick in ihre Analysen und Investment-Strategien. Ihr Credo: Die Herausforderungen sind groß. Doch mit den passenden Lösungen lassen sie sich hervorragend meistern.

27.06.2024 | 16:00 Uhr von «Matthias von Arnim»

Auf der TiAM Investment-Konferenz treffen sich zum zweiten Mal in diesem Jahr Vermögensverwalter, Berater und Vermittler – diesmal in Berchtesgaden. Dort gewähren ausgewählte Kapitalmarkt-Experten Einblick in ihre Arbeit. Auf der Konferenz stellen sie ihre Analysen vor und präsentieren Fondsstrategien, die Investoren dabei helfen können, den aktuellen Herausforderungen an den Kapitalmärkten angemessen zu begegnen. Wie auch schon bei den TiAM Investment-Konferenzen im April und in den vergangenen Jahren wartet die Veranstaltung wieder mit Top-Rednern vor Ort auf. Doch zunächst haben die Experten der geladenen Fondsgesellschaften das Wort…

Gefährliche Inflation: Wie Anleger ihr Vermögen gegen die Geldentwertung absichern können

Bernhard Matthes von der Bank für Kirche und Caritas eG (BKC) eröffnet mit seinem Thema „Multi Asset nach Yale-DNA statt Monokultur“ die Reihe der Referenten-Vorträge. Die unabhängige Spezialbank hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1972 auf Multi-Asset-Strategien und nachhaltige Investitionen fokussiert. Ihr exklusiver Kundenkreis besteht hauptsächlich aus gemeinnützigen Stiftungen und kirchlichen Einrichtungen. Für diese ist der Erhalt des Vermögens von zentraler Bedeutung. Und so überrascht es nicht, dass Matthes als einen zentralen Risikofaktor für seine Kunden die Inflation ausmacht. Er verweist auf historische Beispiele, die zeigten, wie politische und gesellschaftliche Instabilitäten oft durch hohe Inflation ausgelöst würden. Matthes nennt etwa die Hyperinflation in der Weimarer Republik, die zu massiven sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen führte. 

Auch in der jüngeren Vergangenheit, wie etwa während der Ölkrise in den 1970er Jahren, habe eine hohe Inflation zu erheblichen Herausforderungen für Anleger geführt. Matthes weist zudem darauf hin, dass die offizielle Inflationsrate oft die „wahre“ Inflation unterschätze. Diese liege aktuell tatsächlich bei über fünf Prozent. Diese „wahre“ Inflation sei die relevante Referenzgröße für den realen Vermögenserhalt. Anleger müssten also Strategien entwickeln, die über der Inflationsrate liegende Renditen erzielen, um ihre Kaufkraft langfristig zu erhalten. Die Multi-Asset-Strategie nach dem Yale-Modell, die von der BKC adaptiert wurde, biete eine Möglichkeit, der Inflation zu begegnen. Diese Strategie setze auf eine breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen hinweg, um von niedrigen Korrelationen und robusten Portfolios zu profitieren. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung sei darüber hinaus die breite Diversifikation. Durch die Einbeziehung von Aktien, Anleihen und alternativen Anlagen wie Immobilien, Private Equity und Rohstoffen könne das Portfolio widerstandsfähiger gegenüber inflationsbedingten Schwankungen gemacht werden. Insbesondere Sachwerte und inflationsgeschützte Anleihen hätten sich als effektive Absicherungsinstrumente erwiesen. 

Alternative Anlagen wie Cat Bonds (Katastrophenanleihen) und Managed Futures böten attraktive Risikoprämien mit geringer Korrelation zu traditionellen Assetklassen. Diese Anlagen könnten helfen, das Portfolio gegen spezifische Risiken wie Naturkatastrophen abzusichern und gleichzeitig stabile Erträge zu generieren. Auch Gold habe sich historisch als verlässliches Instrument zum Schutz gegen realen Kaufkraftverlust bewährt. Gold behalte seinen Wert auch in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit und bleibe stets Eigentum des Anlegers, im Gegensatz zu Bankeinlagen. Matthes betont, dass langfristige Anlagestrategien entscheidend sind, um die Auswirkungen der Inflation zu mildern. Anstatt auf kurzfristige Marktschwankungen zu reagieren, sollten Anleger eine disziplinierte und faktenbasierte Anlagestrategie verfolgen. Dies beinhalte antizyklisches Handeln, um Emotionen auszuschließen und langfristig stabile Erträge zu erzielen.

Grüne Transformation: Wer tatsächlich vom Trend zu mehr Nachhaltigkeit profitiert

Der Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit hat weitreichende Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Stephan Wittwer von der LBBW erklärt in seinem Vortrag „Die (wahren) Profiteure des Klimawandels“, welche Chancen sich Anlegern hier bieten. Wittwer erklärt zunächst das Umfeld, in dem die Entwicklungen stattfinden. Wichtigster Treiber sei der Klimawandel, der sich nicht mehr leugnen lasse. Die Daten deuteten eindeutig darauf hin, dass sich die klimatischen Bedingungen verschlechterten. „The trend is not our friend“, so Wittwer. Der Umbau hin zu mehr Erneuerbaren Energien sei zum Glück in vollem Gange. Global habe der Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttoenergieverbrauch von 20 Prozent im Jahr 2012 auf 30 Prozent im Jahr 2022 zugenommen, was einem Wachstum von 50 Prozent in einem Jahrzehnt entspreche. Unternehmen wie Meyer-Burger, Enphase und Jinko Solar im Solarsektor sowie Nordex, Siemens Gamesa und Vestas im Windkraftsektor stünden im Fokus, wenn es um den Markt für Erneuerbare Energien ginge. 

Das Management des Fonds LBBW Global Warming lege hier jedoch nicht seinen Schwerpunkt, sondern sehe sich darüber hinaus verstärkt andere Sektoren an, die überdurchschnittlich von der Transformation profitierten. Der Fonds konzentriere sich auch auf Themen wie energetisches Bauen und Sanieren sowie "Green IT" zur Reduzierung des Energieverbrauchs in Rechenzentren. Der Fonds investiere gezielt in Unternehmen, die den CO2-Ausstoß durch Erneuerbare Energien, Gesundheitsinitiativen, zukunftsfähige Mobilität, energieeffizientes Bauen, Kreislaufwirtschaft und Technologie/Halbleiter reduzieren. Und das mit Erfolg: Der LBBW Global Warming R Fonds habe im Vergleich zum iShares Global Clean Energy Index beeindruckende Ergebnisse erzielt. Während der Fonds in einem Jahr eine Wertsteigerung von 30 Prozent verzeichnete, fiel der Vergleichsindex um 20 Prozent. Über 17 Jahre hinweg habe sich der Wert des Fonds verfünffacht, während der Index stagnierte. So zeigt Wittwer, dass gezielte Investitionen in CO₂-reduzierende Technologien und Unternehmen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch finanziell lohnend sein können. Sein Rat: Investoren sollten die Chancen und Herausforderungen im Bereich der Erneuerbaren Energien und nachhaltiger Technologien aufmerksam verfolgen, um von den langfristigen Trends zu profitieren.

Fortsetzung folgt…

Am ersten Konferenztages haben die Teilnehmer viele Eindrücke sammeln können und nehmen neue Anregungen und Lösungen für ihre Anlagestrategien mit in den Abend. Weiter geht es mit spannenden Themen und interessanten Referenten weiter. So wird zunächst Hakem Saidi-Merella von BayernInvest über die Herausforderungen des globalen Anleihemarktes referieren. Leighton Riley von der Investmentgesellschaft Jupiter erklärt den indischen Kapitalmarkt. Zu diesen und weiteren Vorträgen erfahren Sie morgen mehr hier bei TiAM FundResearch.

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