„Wendepunkt im Goldzyklus“

Der Goldpreis fällt seit inzwischen fünf Monaten. Viele Banken revidierten ihre Prognosen. Ist die Rallye zu Ende?

06.03.2013 | 08:33 Uhr von «Patrick Daum»

Anfang Oktober 2012 verzeichnete der Goldpreis sein Allzeithoch von ca. 1.800 US-Dollar. Seitdem geht es bergab. „Der Wendepunkt im Goldzyklus ist wahrscheinlich schon da“, stellen daher die Analysten von Goldman Sachs in einer aktuellen Studie fest. Die US-Investmentbank hat die Schätzungen für das Edelmetall deutlich gesenkt. Auf Sicht von drei Monaten lautet das Ziel nun 1.615 US-Dollar je Feinunze. Die vorherige Schätzung lag noch bei 1.825 US-Dollar. Auch die Prognosen für sechs und zwölf Monate wurde revidiert: Die Analysten gehen von 1.600 US-Dollar im kommenden halben Jahr und 1.550 US-Dollar in einem Jahr aus. Das sind 205 bzw. 250 US-Dollar weniger als zuvor.

Bei der Bank of America Merrill Lynch (BoA) ist eine ähnliche Tendenz erkennbar. Für das laufende Jahr erwarten die Analysten dort mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 1.680 US-Dollar. Die Marke von 2.000 US-Dollar könne frühestens 2014 erreicht werden. „Nach der mehrere Jahre andauernden Rallye bewegt sich der Goldpreis seit etlichen Quartalen in einer engen Handelsspanne“, sagt Michael Widmer, Analyst bei der BoA, gegenüber dem US-Finanzmedium Market Watch. „Unserer Ansicht nach wird der Gegenwind kurzfristig weiter anhalten.“ Denn der Anstieg des Nominalzinses habe in den USA das Halten von Gold verteuert und das Interesse der Investoren verringert. Zudem verbessere sich das ökonomische Umfeld, weshalb Anleger keine Notwendigkeit sähen, in Gold zu investieren. 2014 könnte sich das nach Ansicht Widmers aber ändern, sollten die Realzinsen tiefer tendieren. Er traut den Zentralbanken der Schwellenländer gegen Ende des Jahres zusätzliche Goldkäufe zu, um die Währungsreserven weiter zu diversifizieren.

Die Gold-Experten bei Union-Investment sind ebenfalls nicht sonderlich optimistisch: „Das fehlende Momentum im Goldpreis ist derzeit besorgniserregend und so wäre es auch keine Überraschung, wenn Gold auf Sicht der nächsten Monate nur am Rande Berücksichtigung findet.“ Aus Investorensicht werde es zunehmend schwieriger, für Gold überhaupt einen Impuls auszumachen, der einen Stimmungswechsel herbeiführen kann. „Das Fondsmanagement hat wiederholt seine Einschätzung geäußert, dass sich auf einem Niveau von 1.630 bis 1.650 US-Dollar je Unze Feingold eine starke Unterstützung für den Goldpreis findet – unter der Voraussetzung, dass der Goldpreis auf dem jetzigen Niveau zu einem Aufwärtstrend ansetzt und nicht weiter fällt.“

Goldpreis versus Goldminenindizes: Es geht bergab

 

Quelle: Bloomberg; Blau: Gold; Gelb: FTSE Gold Mines Index; Grün: Market Accses Amex Gold Index; Zeitraum: ein Jahr

 

Goldaktien als Alternative zu Gold?

Sollten Berater anstatt auf Gold eher auf Goldminenaktien setzen? „Ein Investment ermöglicht eine mittelbare Teilhabe an der Goldpreisentwicklung und erlaubt, vom historisch niedrigen Bewertungsniveau der Goldminenaktien, vom Potenzial für Dividenden und Wachstum sowie von der Übernahmephantasie zu profitieren“, sagt John Hathaway, Fondsmanager des Tocqueville Gold-Fonds. Die Union-Investment-Experten blicken optimistisch in das Jahr 2013: „Wir erwarten, dass Goldaktien dieses Jahr eine starke Outperformance gegenüber dem aktuellen Preis zeigen werden, da die im vergangenen Jahr erfolgten Anpassungen in den Führungsetagen erste Früchte tragen und der Kostendruck etwas abklingt.“ Zu Beginn dieses Jahres hätten sie jedoch noch unter starkem Druck gestanden. Immer mehr Unternehmen hätten jedoch erkannt, dass es wichtig sei, niedrige und vor allem erreichbare Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen. „Die letzte Verkaufswelle ist unserer Meinung nach direkt auf die Absenkung der Ziele der Unternehmen auf ein erreichbares Niveau zurückzuführen. Goldaktien sollten deshalb in diesem Jahr mehr Unterstützung finden.“

Die größten Goldproduzenten Kanadas, Barrick Gold und Goldcorp, haben Ende Februar angekündigt, die echten Förderkosten bekanntzugeben. Damit soll das Vertrauen der Anleger zurückgewonnen werden. Bislang gaben Goldminen lediglich die Cashkosten an, die deutlich unter den neuen „All-in-Kosten“ liegen und wenig Aufschluss über die Rentabilität der Goldproduzenten geben. Barrick und Goldcorp geben die umfassenden Förderkosten derzeit mit 941 US-Dollar je Unze an.

Ebenfalls für Berater und ihre Kunden interessant: Die großen Goldförderer wollen nicht mehr immer neue Liegenschaften kaufen, die möglicherweise erst in vielen Jahren interessant werden. Stattdessen setzten sie zunehmend darauf, höhere Dividenden auszuschütten. Dadurch könnten sich Goldminenaktien zu einem regelmäßigen Renditebringer entwickeln.

(PD)


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