WM-Aktienfonds: Lateinamerika oder Europa?

In den beiden Halbfinals der Fußball-WM treffen zwei europäische auf zwei lateinamerikanische Teams. Welcher Kontinent setzt sich durch? FundResearch schaut auf die Aktienfonds.

08.07.2014 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Noch nie in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften hat ein europäisches Team auf dem südamerikanischen Kontinent den Titel holen können. In diesem Jahr liegt die Wahrscheinlichkeit aktuell bei 50 Prozent. In den beiden Halbfinals trifft am heutigen Abend Deutschland auf WM-Gastgeber Brasilien. Morgen setzt sich die Niederlande mit Argentinien auseinander. 

Wie schon vor dem Viertelfinale Frankreich gegen Deutschland wirft FundResearch einen Blick auf die Aktienfonds beider Regionen. Europa gegen Lateinamerika heißt auch von der Krise gebeutelte Industriestaaten gegen teils aufstrebende Schwellenländer, die allerdings im vergangenen Jahr durch ein tiefes Tal gehen mussten. Ein Teamvergleich.

Die Form der Mannschaften

Im laufenden Jahr (Stand: 30. Juni 2014) verzeichnet der Kategoriedurchschnitt „Aktienfonds Lateinamerika“ des FINANZEN FundAnalyzer (FVBS) ein Plus von 6,4 Prozent. Die Peergroup „Aktienfonds Europa“ kommt auf glatt fünf Prozent. Über fünf Jahre verzeichnen Aktienfonds aus Lateinamerika ein Plus von 41,9 Prozent. Europa kommt auf 84,9 Prozent. Man muss schon über eine volle Dekade gehen, um Lateinamerika vorne zu sehen: 264,8 Prozent über zehn Jahre stehen 78,5 Prozent bei den Europa-Produkten gegenüber. Vor zehn Jahren hieß der damalige Weltmeister übrigens Brasilien. Und dann die Königs-Disziplin: 20 Jahre Wertentwicklung: Lateinamerika landet bei 360 Prozent, Europa bei 298 Prozent. Weil die – zugegeben – höhere Wertentwicklung durch deutlich höhere Stressfaktoren „gekauft“ wurde, bei der Mannschafts-Form ein klares UNENTSCHIEDEN. 0:0

20-Jahres-Wertentwicklung: Lateinamerika knapp vor Europa 


 

Die Performance der Leistungsträger

Der stärkste Aktienfonds aus Lateinamerika ist im laufenden Jahr der BSF Latin American Opportunities (ISIN: LU0298454090) von BlackRock. Fondsmanager Will Landers kommt auf ein Plus von 11,5 Prozent. Das vergangene Jahr schloss er mit einem Minus von 16,6 Prozent. Seit seiner Auflegung im April 2008 steigerte der Fonds seinen Wert um knapp 80 Prozent. Er trägt die €uro-FondsNote 3 und hat ein Volumen von rund 50 Millionen Euro. Gut die Hälfte davon investiert Landers in brasilianische Aktien. 27,7 Prozent entfallen auf Mexiko und 10,7 Prozent auf Kolumbien. Auf Sektorebene sind Finanztitel mit 27,6 am stärksten gewichtet. Dicht dahinter folgen zyklische  Konsumgüter mit 27,2 Prozent. Auf nicht-zyklische Konsumgüter entfallen 15,1 Prozent. Größter Einzeltitel ist der kolumbianische Schokoladenhersteller Grupo Nacional des Chocolates. Er macht fünf Prozent des Portfolios aus. Dahinter folgt der mexikanische Finanzdienstleister Crédito Real mit 4,8 Prozent. Der brasilianische private Bildungsträger Kroton Educacional hat einen Anteil von 4,5 Prozent.

Auf europäischer Seite steht der BB Entrepreneur Europe Small B (ISIN: LU0631859229) von Bellevue Asset Management ganz vorne. Das Fondsmanagement-Team um Miroslav Zuzak kommt 2014 bisher auf ein Plus von 15,1 Prozent. Im vergangenen Jahr erreichte es eine Wertentwicklung von 32,4 Prozent. Für den Zeitraum seit seiner Auflegung im Juni 2011 steht ein Plus von 46,6 Prozent. Das Volumen von nur 13,1 Millionen Euro investieren die Fondsmanager zu 23,3 in deutsche Aktien. Schweizer Titel machen 13,5 Prozent des Portfolios aus und britische 10,6 Prozent. Rund ein Viertel des Fondsvolumens investiert das Team in zyklische Konsumgüter. Industrietitel sind zu 19,7 Prozent gewichtet, das Finanzwesen macht 12,6 Prozent aus. Top-Holding ist die Schweizer Marketing-, Verkaufs- und Dienstleistungsgruppe Publigroupe mit einem Portfolioanteil von 3,8 Prozent. Die deutsche Ströer Media AG, in der Vermarktung von Außenwerbung tätig, kommt auf 3,5 Prozent und der ebenfalls deutsche Maschinenbaukonzern Wacker Neuson auf 3,4 Prozent. Bei der Performance der Leistungsträger ein Tor für Europa. 0:1

Leistungsträger: Europa ist in besserer Form 


Die Einnahmen der Stars

Fußball-Stars sind in aller Regel Publikumslieblinge. Und auch Fonds-Stars zeichnen sich dadurch aus, dass Anleger ihnen große Beträge anvertrauen. Je volumenstärker ein Fonds also ist, desto höher ist sein Star-Potenzial. Auf lateinamerikanischer Seite ist es erneut ein BlackRock-Produkt: Der BGF Latin American (ISIN: LU0171289738) hat ein Volumen von 5,8 Milliarden Euro. Das Geld investiert Fondsmanager Will Landers zu 64,4 Prozent in brasilianische Aktien, zu 24,1 Prozent in mexikanische und zu fünf Prozent in peruanische. Das Finanzwesen macht mit 32,1 Prozent den größten Sektor des Portfolios aus. Auf nicht-zyklische Konsumgüter entfallen 18 Prozent und auf Werkstoffe 13,2 Prozent. Top-Holding des Fonds ist die brasilianische Bank Itaú Unibanco mit 9,4 Prozent. Dahinter folgen der ebenfalls brasilianische Mineralölkonzern Petrobras und das Bergbauunternehmen Vale aus Rio de Janeiro. Im laufenden Jahr erreicht Landers eine Wertentwicklung von 10,1 Prozent. 2013 ging es noch um 16,8 Prozent nach unten. Seit Auflegung des Fonds im Februar 2004 steht ein Plus von 258,65 Prozent.

Der größte europäische Aktienfonds kommt von Threadneedle: Der Pan European Focus Fund (ISIN: GB00B01CWZ36) hat ein Volumen von 13,6 Milliarden Euro. Fondsmanager Dan Ison investiert das Volumen zu 22,2 Prozent in Großbritannien, zu 18,1 Prozent in Frankreich und zu 8,5 Prozent in Schweden. Finanztitel stellen mit knapp 28 Prozent den größten Sektor. Industriewerte machen 20,8 Prozent des Portfolios aus und Konsumgüter 10,6 Prozent. Größter Einzeltitel ist der französische Mobilfunkbetreiber Illiad (4,7 Prozent). Die schwedische Bank Nordea (4,6 Prozent) und der dänische Schmuckkonzern Pandora (4,1 Prozent) folgen dahinter. Die Performance des Fonds ist im laufenden Jahr mit bisher 2,6 Prozent nicht so stark, wie bei der lateinamerikanischen Konkurrenz. 2013 konnte Ison mit einem Plus von knapp 28 Prozent jedoch überzeugen. Seit Auflegung des Fonds im Anfang 2006 ging es um 56,5 Prozent nach oben. Der größere Star kommt aus Europa, die bessere Performance zeigt der Lateinamerikaner: Unentschieden. Weiterhin 0:1. 

Star-Fonds: Unentschieden zwischen den „Dickschiffen“

 

Die Noten der Teams

Die Stärke der Teams lässt sich am besten an den Bewertungen der Spieler bzw. der Fonds ausmachen. Lateinamerika stellt 112 Fonds (einschließlich aller Tranchen, ohne ETFs) die eine 2014-Performance aufweisen. 27 davon tragen die €uro-FondsNote. Zwei Fonds sind mit 1 bewertet, fünf mit 5. Insgesamt kommt die Peergroup auf einen Notenschnitt von 3,07.

Die Europafonds kommen auf 884 Produkte, wovon 251 mit der FondsNote bewertet sind. 14 mal gibt es die Top-Note und 15 mal die 5. Die Peergroup erreicht einen Notenschnitt von 2,99. Das europäische Team ist damit zum einen deutlich breiter aufgestellt und zum anderen auch etwas besser bewertet. Daher geht der Punkt nach Europa. Das Gesamtfazit: Lateinamerika  - Europa: 0:2. Der Titel wird deshalb 2014 nach Europa gehen! 

Grafik-Quellen: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

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