Zeit für Anleihen: Die besten Fonds - Teil 1

Fallende Zinsen sind optimal für Anleiheinvestments. TiAM zeigt die besten Rentenfonds für das neue Zinsregime. Teil 1: High Yield-, Euro Corporate Bonds- und Emerging Markets Renten-Fonds.

10.10.2024 | 07:00 Uhr von «R. Kohl/U. Kühn»

Manche Worte brennen sich für immer in unser Gedächtnis ein. Etwa Allen Greenspans unsterbliche „irrational exuberance“ oder Mario Draghis „Whatever it takes“. Auch der amtierende US-Zentralbank-Chef wird uns mit einem Kommentar noch lange in Erinnerung bleiben. „Die Zeit ist reif, die Geldpolitik anzupassen“, erklärte Jerome Powell in seiner Rede auf der Zentralbankkonferenz in Jackson Hole. Zwar ist nicht klar, wie weit die Fed in ihrem aktuellen Zinssenkungszyklus noch gehen wird. Auf jeden Fall markierte Powell im September mit der ersten Zinssenkung seit 2020 den Beginn einer neuen Zeitrechnung. 

In den vergangenen drei Jahren haben Anleihen wenig Vergnügen bereitet. Das zeigt sich deutlich an der bescheidenen Performance der meisten Rentenfonds. Meist blieb ihr Gesamt­ertrag in einem sehr überschau­baren Rahmen – wenn die Fonds überhaupt positive Ergebnisse einfuhren. Doch es gab auch Ausnahmen: Einige Fonds erwirtschafteten durchaus ansehnliche Renditen – selbst im Horrorjahr 2022. TiAM zeigt für verschiedene Kategorien die Toprentenfonds der vergangenen Jahre und die Favoriten für morgen.

Hohes Risiko, hohe Rendite

Was die nackten Zahlen betrifft, hatten Hochzinsanleihen in den vergangenen Jahren die beste Voraussetzung auf nennenswerte Renditen. So hat der Bloomberg Pan-European High Yield Index in den vergangenen drei Jahren (per 31.07.2024) 1,45 Prozent per annum zugelegt, in fünf Jahren 2,56 Prozent. Einige ausgewählte Fonds konnten mithalten, etwa der Candriam Bonds Euro High Yield, der ODDO BHF Euro High Yield Bond und vor allem der Lazard Euro Corp High Yield (ISIN: FR 001 050 531 3) Dessen Managerin Alexia Latorre investiert hauptsächlich in Euro-denominierte hochverzinsliche Unternehmensanleihen.

"Die Zeit ist reif, die Geldpolitik anzupassen.“

Jerome Powell, Präsident Federal Reserve

Latorre setzt dabei auf Fundamentalanalysen, sowohl auf Emittenten- als auch auf Emissionsebene. Sie fokussiert auf Basis starker Überzeugungen und positioniert sich unabhängig von der Benchmark. Aktuell verzichtet sie beispielsweise auf Finanzwerte – Anleihen aus dem Gesundheitswesen, der Telekommunikation und der Grundstoffindustrie sind am höchsten gewichtet. Die Emittenten stammen in erster Linie aus Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien.

Schwellenländer mit Chancen

Erfreulich entwickelten sich auch einige Emerging-Markets-Rentenfonds. Ganz vorn lag der DPAM L Bonds Emerging Markets Sustainable. Der Fonds von Degroof Petercam (DPAM) investiert benchmarkfrei auf Basis von makroökonomischen und Marktanalysen sowie einer eingehenden Bonitätsprüfung. Nachhaltigkeitskriterien werden ebenfalls berücksichtigt. Überdies kann Fondsmanager Michaël Vander Elst Derivate einsetzen, um sich gegen Marktschwankungen abzusichern, Kosten zu senken oder zusätzliche Erträge zu erzielen. In seinem Fondsportfolio finden sich Staatsanleihen der Schwellenländer in ihrer jeweiligen lokalen Währung, vor allem aus Südamerika, Europa und Afrika.

Künftig dürfte sich ein Schwellenländer­engagement ebenfalls lohnen. Schon heute locken Renditen von sechs Prozent und mehr. Dazu kommen wohl noch Kursgewinne: „Die Schwellenländer haben Potenzial für höhere Wachstumsraten als die entwickelten Märkte“, erklärt Vander Elst. Zudem sei die Inflation meist unter Kontrolle, während die Realzinsen deutlich über denen der Industrieländer liegen.

Auch der von der Deka seit 1989 angebotene Multirent-INVEST hat Renten aus Lateinamerika und Europa hoch gewichtet. Der Fonds aus dem Sparkassenlager investiert rund ein Drittel seines Vermögens in Staatsanleihen, den Rest in Unternehmensanleihen, darunter in erster Linie Papiere von Banken, Energieunternehmen und Versorgern.

Im Dreijahresranking weit vorn rangiert der Capitulum Sustainable Local Currency Bond. Ein Schwerpunkt des Fonds liegt auf Wertpapieren nachhaltiger Emittenten wie Förderbanken und supranationalen Institutionen, die den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen entsprechen. Dementsprechend gut ist die Bonität der Emittenten: 40 Prozent der Anleihen haben ein „AAA“-Rating. Der Fonds investiert dabei nur zu rund zwölf Prozent in Anleihen, die auf US-Dollar lauten. Der Rest verteilt sich gleichmäßig auf verschiedene Währungsräume.

Lukrative Credits

Bei den Fonds für Euro-Corporate Bonds mit Investment Grade bewährten sich ebenfalls die benchmarkunabhängigen Ansätze, etwa beim Assenagon Credit Selection ESG, der in Unternehmensanleihen sowie in Kreditderivate mit Fokus auf europäische und nordamerikanische Emittenten investiert. Die Unabhängigkeit gibt Fondsmanager Robert van Kleeck die Flexibilität, in alle Ratingklassen bis hinunter zu „B-“ zu investieren. Sein besonderes Augenmerk gilt dem Crossover-Bereich zwischen Investment Grade und High Yield.

Eine wesentliche Ursache für seinen Anlageerfolg sei beispielsweise gewesen, in Stressphasen wie Covid verstärkt in Anleihen mit „BB“-Rating zu investieren und von höheren Credit-Spreads zu profitieren. Sobald die Spreads sich wieder eingeengt haben, wurden aktiv Gewinne mitgenommen und das Kreditrisiko reduziert.

"Dadurch gewinnen Unternehmensanleihen wieder deutlich an Attraktivität gegenüber Staatsanleihen."

Robert van Kleeck, Assenagon


Zum Erfolgsrezept gehöre darüber hinaus das Management des Zinsrisikos sowie die frühzeitige Identifikation von Upgrade-Kandidaten. Assenagon hat hierfür ein eigenes Tool entwickelt. So verzeichnete der Fonds in den letzten zwölf Monaten 15-mal mehr Heraufstufungen des Ratings als Herabstufungen.

In seinem Ausblick macht van Kleeck im makroökonomischen Umfeld weiterhin attraktive Chancen aus. Die Zinssenkungen der Fed und EZB im September seien schon lange eingepreist, weitere Zinsschritte in diesem Jahr dagegen kaum. „Dadurch gewinnen Unternehmensanleihen wieder deutlich an Attraktivität gegenüber Staatsanleihen“, sagt er. Den aktuellen Sweet Spot sieht er angesichts der Spreads im „BBB“-Segment, wobei die Bottom-up-Kreditanalyse immer wichtiger werde, um eine Outperformance erzielen zu können.


Teil 2 über die besten Anleihefonds (Globale Rentenfonds und Euro-Rentenfonds plus Tabelle mit den wichtigen Infos zu allen Top-Fonds) lesen Sie heute Nachmittag an dieser Stelle.

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