Die
vergangenen Handelstage haben die Skeptiker wieder einmal eines Besseren
belehrt. Die Schwäche des Dax zu Jahresbeginn erwies sich bislang nicht als
Vorbote einer stärkeren Korrektur, sondern als Anlauf zu neuen Hochs. Zum
Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump präsentieren sich deutsche
Standardwerte in Hochform. Keine Spur von Sorgen, die dessen
wirtschaftspolitische Pläne am Markt geweckt hatten.
Damit stehen
die Chancen für weitere Gewinne gut. „Immer wieder neue Rekordhochs nach
kleineren Korrekturen sorgen für einen stabilen Aufwärtstrend, der als ein
gutes Fundament für das herhalten kann, was ab Montag aus den USA kommt“,
stellt Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets mit Blick auf
die Amtseinführung des 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten fest.
Schon die
vergangenen Handelstage hatten allerdings gezeigt, dass in der Politik selten
so heiß gegessen, wie gekocht wird. So gab es bereits vor dem Start der neuen
US-Regierung Signale, dass die Zoll-Politik weniger aggressiv ausfallen könnte.
„Nach jüngsten Berichten arbeiten Berater im Umfeld des neuen Präsidenten Trump
unter anderem an Plänen einer schrittweisen, aber stetigen Anhebung von
Importzöllen im Ausmaß von zwei bis fünf Prozent pro Monat“, hieß es dazu von
der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). „Diese Vorgehensweise wäre zumindest
weniger konfrontativ im Vergleich zu den Drohungen während des Wahlkampfs.“
Das sieht
auch Robert Halver von der Baader Bank so. „Immerhin scheint der US-Rentenmarkt
zähmende Wirkung auf die Trumpschen Zollabsichten zu haben, die – bei Erhöhung
wie im Wahlkampf versprochen – noch mehr Preisauftrieb entfachen würden“,
betont der Kapitalmarktanalyst. Das wäre durchaus positiv für deutsche
Exportwerte, die unter Sorgen vor einer verschärften US-Handelspolitik gelitten
hatten.
Hinzu kommt
geldpolitischer Rückenwind. Die Europäische Zentralbank liegt mit ihrem
Leitzinsniveau nicht nur unter dem der USA, sondern dürfte in diesem Jahr wohl
auch stärker senken als die Währungshüter in Übersee. Dafür sprechen nach
Ansicht Halvers „deutliche Konjunkturrisiken in der Eurozone bei eher
nachlassenden Inflationsraten“. Das aber würde nicht nur die Konjunktur stützen
und die Aktienmärkte befeuern, sondern auch Impulse von der Währungsseite
bringen. Die abzusehende Ausweitung der Zins- aber auch Wachstumsdifferenz
sorge für eine weiter deutliche Schwäche des Euro gegenüber US-Dollar, folgert
Halver. Dies stütze exportorientierte Unternehmen und federe steigende US-Zölle
ab.
Zunächst
steht jedoch der Start der Trump-Regierung im Zentrum des Interesses. „Es ist
zu erwarten, dass Trump 2.0 mit einem bereits zurechtgelegten Maßnahmenbündel
vorbereitet in die neue Amtszeit startet und nicht wie 2017 in diese hinein
stolpert“, prognostiziert Halver. Allerdings gebe es noch große Fragezeichen,
wie die Maßnahmen genau aussehen werden, was stärkere Schwankungen an den
Aktienmärkten nach sich ziehen könnte.
Nicht ganz
vergessen werden sollte auch der Bundestagswahlkampf. Bislang zeigt sich der
deutsche Aktienmarkt zwar wenig beeindruckt, ganz ausgeblendet werden sollten
die möglichen Folgen des Urnengangs im Februar aber nicht. „Aktuell erleben wir
einen Wohlfühlwahlkampf mit hübsch ins Schaufenster gestellten
Annehmlichkeiten, die jedoch nur mit konsequenter Ignoranz der Mathematik
umsetzbar sind“, merkt Halver kritisch an. „Dagegen sind dringend nötige
Konzepte zur Beseitigung unserer Wirtschaftsprobleme Mangelware.“ Auch die
Volkswirte der Hessischen Landesbank sind mit Blick auf die Parteiprogramme
skeptisch: „Die darin aufgeführten fiskalpolitischen Maßnahmen der Parteien
wurden medial nicht als umfangreiche Reformpläne, sondern eher als
unglaubwürdige Wahlversprechen aufgenommen.“
Wie es mit
den Unternehmen tatsächlich steht, werden unterdessen ihre Zahlen und Ausblicke
zeigen. Der Auftakt der Berichtssaison ist immerhin gelungen. So haben vier der
größten US-Banken starke Ergebnisse vorgelegt und mit Suss Microtec gab es von
einem kleineren Unternehmen positive Vorzeichen für die deutschen
Halbleiterhersteller. In Deutschland kocht die Berichtssaison in der kommenden
Woche zwar noch auf Sparflamme, aber große Unternehmen aus Europa und den USA
zeigen, wohin die Reise in den einzelnen Branchen geht.
Von Seiten
der Konjunktur richtet sich die Aufmerksamkeit zum einen auf die
ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland, die am Dienstag veröffentlicht
werden. Am Freitag dann geben die Einkaufsmanager-Indizes für das Verarbeitende
Gewerbe Auskunft über die Stimmungslage in der Industrie in wichtigen Ländern
der Eurozone und im gemeinsamen Währungsraum.
Charttechnisch
präsentiert sich der Dax in bester Lage. „Durch die Bestätigung des
vorangegangenen Ausbruchs könnten jetzt zusätzliche Aufwärtsimpulse freigesetzt
werden“, heißt es von der UBS. Die Marke von 21.000 Punkten sei in Reichweite
und Hürden gebe es auf dem Weg dorthin nicht mehr. Dagegen ist der Index nach
unten durch eine ganze Reihe von Unterstützungen abgesichert.
Die Immofondsbranche wird am Ende der Woche mit Nervosität nach
Mittelfranken schauen. Dort verhandelt am Freitag das Landgericht
Nürnberg/Fürth eine Klage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegen das Management des offenen Immobilienfonds Uniimmo Wohnen ZBI, der im Juni 2024 massiv abgewertet wurde. Der
Vorwurf: Der Fonds soll seinen Risikoindikator zu niedrig angesetzt und dadurch
Anleger verleitet haben, in das Produkt zu investieren. Sollte das Gericht der
Klage zustimmen, könnten Privatanleger unter Umständen womöglich auf
Falschberatung und die Rückerstattung ihrer Verluste klagen. Zudem könnten
Fondsgesellschaften gezwungen sein, die Risikoeinstufung ihrer milliardenschweren
Fonds zu ändern. Wann das Urteil fällt, ist allerdings noch offen. (dpa/pg)
Die wichtigsten Termine der Woche:
Montag
Die Stiftung
Weltwirtschaftsforum (WEF) hält traditionell ihr Jahrestreffen in Nobel-Wintersportort
Davos ab. Dazu werden jedes Jahr rund 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus
Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur erwartet, die über drängende politische
und wirtschaftliche Probleme sprechen.
Dienstag
Beim Treffen
der EU-Finanzminister wird unter anderem über die Gewährleistung eines weltweit
wettbewerbsfähigen Unternehmensumfelds in Europa durch Vereinfachung und
Verringerung des Regelungsaufwands beraten. Die überbordende Bürokratie gilt
als ein Grund, weshalb Europa in Sachen Wirtschaftswachstum den USA weit hinterherhinkt.
Netflix veröffentlicht
seine Zahlen zum vierten Quartal.
Mittwoch
Alcoa, Barry
Callebaut, Halliburton, Johnson & Johnson und Procter & Gamble berichten über ihre
Zahlen vom vergangenen Quartal.
Donnerstag
General
Electric legt Zahlen zum vierten Quartal vor.
Freitag
Das Landgericht
Nürnberg/Fürth verhandelt die Klage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegen
das Management des offenen Immobilienfonds Uniimmo Wohnen ZBI.
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