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Fußballclub Hertha BSC will eine Million von seinen Fans

Hertha BSC will per Crowdlending im Internet Geld von seinen Fans einsammeln.
Asset Management

Hertha BSC hofft auf einen Einzug in die Champions League – und nutzt die gute Tabellenposition, um bei seinen Fans Geld zu leihen. Crowdlending macht das Investieren per App leicht möglich. Trotz schicker Technik bleiben Risiken für Anleger.

18.03.2016 | 14:48 Uhr von «Matthias von Arnim»

Fans von Hertha BSC Berlin wird es freuen: Ihrem Fußballverein drohte noch vor einem Jahr der Abstieg aus der höchsten Spielklasse. Nun steht die Hertha vor dem 27. Spieltag der Bundesliga auf dem dritten Tabellenplatz. Eine Teilnahme in der Champions League ist plötzlich in greifbare Nähe gerückt. 

Für die Manager des Traditionsclubs aus der Hauptstadt bedeutet die neue Situation nicht nur eine große Freude, sondern auch eine große Herausforderung: Denn mit dem sportlichen Erfolg steigen die Ansprüche. Wer in der Bundesliga und in Europa erfolgreich oben mitspielen will, muss erst einmal investieren. Ein größerer Kader mit besseren Spielern und eine Aufrüstung der Infrastruktur kosten Geld, das bis jetzt noch nicht verdient ist. 

Die Hertha hat Einiges vor: Der Verein will seine „digitale Transformation mehr denn je vorantreiben“ und in seine Technik investieren. Die Berliner wollen ihren gerade neu gestalteten Fan-Shop im Internet weiter ausbauen. Außerdem sollen neue Apps fürs Handy entwickelt werden. Darüber hinaus soll eine neue Software entwickelt werden, mit der die Trainer die Leistungswerte ihrer Profis und möglicher Neuzugänge noch besser beobachten können. 

Cowdlending ist hip

Finanzieren will der Verein diese Vorhaben mit geliehenem Geld und beschreitet dabei neue Wege. Der Hauptstadtclub hat nicht bei seiner Hausbank um ein klassisches Bankdarlehen gebeten, sondern will per Crowdlending im Internet seine Fans um eine Million Euro anpumpen.

Dafür startet die Hertha mit dem Berliner Fintech-Startup Kapilendo AG die erste digitale Finanzierung in diesem Segment. Über den Kreditmarktplatz www.kapilendo.de können blau-weiße Fans über ihr Smartphone dem Verein Geld leihen. Beim Heimspiel am Samstag (19.03.16) gegen den FC Ingolstadt 04 fällt der Startschuss für die digitale Fan-Anleihe, die eine Laufzeit von drei Jahren hat und mit 4,5 Prozent per annum verzinst wird. Mit Beiträgen von 100 bis 10.000 Euro kann sich jeder Interessent beteiligen.

„Wir freuen uns sehr, als erster Verein in der Fußball-Bundesliga eine digitale Finanzierung umsetzen zu können, wobei die Erlöse unter anderem der digitalen Offensive des Klubs direkt zugutekommen werden“, sagt Ingo Schiller, Geschäftsführer bei Hertha BSC. „Wir wollen unsere Fans am Wachstum von Hertha BSC beteiligen – und dies mit einem sehr zeitgemäßen Modell: online, mobil und direkt. Kapilendo bietet uns dafür den perfekten Rahmen. Die Plattform hat einen sehr guten Mix aus digitalisierten Prozessen und emotionaler Ansprache“, so Schiller.

Marketing-Erfolg für Kapilendo

Nicht nur der Bundesligist hofft auf den Erfolg der neuen Finanzierungsform, sondern natürlich auch Kapilendo: „Wir sind stolz, zusammen mit Hertha BSC die erste digitale Finanzierung bei einem Fußball-Bundesligisten zu platzieren. Als innovativer und erster Fußballverein bietet Hertha seinen Fans über Kapilendo die Möglichkeit, sich digital und in wenigen einfachen Schritten für ihren Verein zu engagieren. Aber auch für alle anderen stellt das Hertha-Projekt in Zeiten niedriger Zinsen eine attraktive Anlagemöglichkeit dar“, schwärmt Christopher Grätz, Gründer und CEO der Kapilendo AG. 

Für den erst Anfang vergangenen Jahres gegründeten Plattformbetreiber Kapilendo ist der Deal mit der Hertha ein enormer Marketing-Erfolg. Den kann das Unternehmen gut gebrauchen. Christopher Grätz positioniert sein junges Startup in einem Markt, der bereits hart umkämpft ist. Die Idee, im Internet Geld von privaten Anlegern einzusammeln, ist nicht neu. Allein in Berlin tummeln sich etliche sogenannte Crowdfunding- und Crowdlending-Plattformen, unter anderem auch Lendico und Zencap, zwei typische Startups aus der Online-Schmiede Rocket-Ventures der Samwer-Brüder. 

Quelle: gruenderkueche.de

Kapilendo tritt auch gegen Plattformen an wie den Marktführer auxmoney aus Düsseldorf, der bereits seit 2007 erfolgreich Geld im Internet einsammelt. Oder den britischen Marktführer Fundingcircle, der auch in Deutschland aktiv ist.

Die Risiken trägt der Fan

Natürlich beinhaltet die Kreditvergabe per Crowdlending für Anleger auch Risiken. Die sollten auch Hertha-Fans – bei aller Liebe zu ihrem Verein – nicht ausblenden. Kapilendo weist auf seiner Website darauf hin: „Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen“, heißt es da. Das sollte Anleger nicht überraschen. Schließlich ist jede Anleihe mit einem gewissen Risiko verbunden, dass der Emittent seine Zinsen oder seine Schuld nicht begleichen kann. Kapilendo schätzt die Ausfallwahrscheinlichkeit der Schuldnerin Hertha BSC GmbH & Co. KGaA auf 1,83 Prozent.
Ausgerechnet haben diesen Wert die Ratingpartner Creditreform und KFM Deutsche Mittelstand  AG, die auf ein Zahlenwerk geblickt haben, das zunächst einmal solide wirkt: Die Hertha BSC GmbH & Co. KGaA wies zum letzten Bilanzstichtag (30.06.2015) einen Umsatz von 88,50 Millionen Euro auf. Das Eigenkapital des Unternehmens betrug zum letzten Bilanzstichtag 21,37 Millionen Euro. Miteigentümer des Fußballclubs ist der Investor KKR, der zu Beginn des Jahres 2014 für 61,2 Millionen Euro 9,7 % der Anteile des Unternehmens erworben hat. Die Investition erfolgte maßgeblich durch Umwandlung von Verbindlichkeiten in Firmenanteile. Der Verein ist derzeit unterm Strich schuldenfrei.

Was nicht heißt, dass die aktuelle Offerte an private Anleger keine Fragen aufwirft. Die wichtigste Frage dürfte lauten: Warum leiht sich ein renommiertes Unternehmen mit offensichtlich guter Bonität in Zeiten niedriger Zinsen zu 4,5 Prozent überhaupt Geld von den eigenen Fans anstatt zur Bank zu gehen? 

Eine Antwort könnte sein: Im vergangenen Jahr erzielte die Hertha BSC GmbH & Co. KGaA einen Buchverlust von 7,6 Millionen Euro. Ob die aktuelle Saison finanziell positiver abgeschlossen wird, ist noch nicht bekannt. Die Zukunft ist dagegen völlig offen. Die neuen ambitionierten Wachstumspläne fußen vor allem in der aktuell guten Tabellenposition der Fußballmannschaft und der Annahme, dass sich der sportlich positive Trend fortsetzt. 

Der Einzug in die Champions League wäre in der Tat finanziell lukrativ und ein gutes Argument für Investitionen. Deshalb ist der Zeitpunkt für die Lancierung der Anleihe ein guter Zeitpunkt. Der dritte Tabellenplatz in der Bundesliga dürfte manchen Fan schon von Spielen gegen Ronaldo, Messi, Ibrahimovic und Co. träumen lassen. Der eine oder andere macht vor diesem Hintergrund vermutlich gerne sein Portemonnaie auf, um seinen Verein zu unterstützen. 

Doch noch steht vor der europäischen Fußball-Bühne für die Berliner ein Konjunktiv.

Bei aller Euphorie sollten Anleger deshalb nicht die wichtigsten Regeln des Fußballsports aus den Augen verlieren: Der Ball ist rund. Ein Spiel hat 90 Minuten. Die Saison hat 34 Spieltage. Und abgerechnet wird am Schluss.

(MvA)

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