Bereits zum 23. Mal hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) in seiner Vergütungsstudie die Vorstandsgehälter deutscher Aktiengesellschaften analysiert. Dies geschieht seit 2007 in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Controlling der TU München von Professor Friedl.
15.08.2023 | 15:45 Uhr
Auffällig ist laut Marc Tüngler, DSW-Hauptgeschäftsführer, dass die durchschnittliche Vergütung gesunken ist, obwohl das Jahr 2022 für viele Gesellschaften doch sehr erfolgreich verlaufen sei.
Keiner verdient mehr als zehn Millionen Euro
Absolut gesehen
ist laut der DSW-Studie in Deutschland die zehn Millionen Euro-Marke als Obergrenze
zu sehen. Viel Geld – aber im internationalen Vergleich ist dies wenig. So
verdient laut Tüngler zum Beispiel kein einziger Vorstandsvorsitzender in den
USA (Dow Jones Index) weniger als zehn Millionen Euro. Hierzulande sei es kein
einziger CEO, der diese Grenze bricht.
Vergütung ist 2022 gesunken
Laut der Studie von Professor Friedl sank im Geschäftsjahr 2022 die durchschnittliche Gesamtvergütung pro Vorstand um -8,4 Prozent, das Median-Vorstandsgehalt um -15,9 Prozent. Insgesamt wurden laut der Studie 32 Prozent der Vergütung als Fixvergütung bezahlt. 26 Prozent waren kurzfristig variabel, 42 Prozent langfristig variabel. Das Fixgehalt stieg durchschnittlich um +1,2 Prozent. Die kurzfristig variable Vergütung sank um -19 Prozent bzw. die langfristig variable Vergütung fiel um -7,7 Prozent. Der Rückgang der variablen Vorstandsvergütung lässt sich mit der Entwicklung ihrer Bemessungsgrundlage begründen. Einerseits die Ziele vermehrt nicht erreicht, andererseits schlug sich die negative Entwicklung des DAX in den aktienbasierten Vergütungsbestandteile nieder.
Im Schnitt beträgt die Vergütung 5,1 Millionen Euro
Im Durchschnitt verdienten DAX-Chefs laut der Studie 5,1 Mio. Euro und Vorstandsmitglieder durchschnittlich 2,9 Mio. Euro. Laut Professor Friedl führt die Deutsche Bank die Liste der DAX-Unternehmen mit der höchsten durchschnittlichen Gesamtvergütung für Vorstandsmitglieder im Geschäftsjahr 2022 mit 6,8 Mio. Euro an. Danach folgt Merck mit 6,7 Mio. Euro und Qiagen mit 5,8 Mio. Euro. Schlusslichter sind Sartorius mit 1,4 Mio. Euro, Adidas mit 1,1 Mio. Euro und Zalando mit 0,8 Mio. Euro. „Die stärksten relativen Anstiege bei der durchschnittlichen Gesamtvergütung verzeichneten Daimler Truck mit +246,4 Prozent, Porsche Automobil Holding mit +39,4 Prozent und E.ON mit +35,4 Prozent. Dem gegenüber stehen die stärksten Abnahmen bei Adidas mit -75,2 Prozent, Covestro mit -49,5 Prozent und Siemens Healthineers mit -28,5 Prozent“, sagt Friedl.
Sewing erhält 9,2 Millionen Euro
Bei den Vergütungen der Vorstandsvorsitzenden führt Christian Sewing von der Deutsche Bank mit 9,2 Mio. Euro die Liste an. Gefolgt von Dr. Oliver Blume von VW mit 8,8 Mio. Euro und Belén Garijo Lopez von Merck mit 8,3 Mio. Euro. Schlusslichter sind Hans Dieter Pötsch von der Porsche Automobil Holding SE mit 1,9 Mio. Euro, gefolgt von Dr. Oliver Blume, der nur VW-Chef ist, sondern auch CEO der Porsche AG. Hierfür erhält er noch zusätzlich 0,5 Mio. Euro. Ganz am Ende des Rankings sind die Co-Vorstandsvorsitzenden David Schneider und Robert Gentz von Zalando mit durchschnittlich 0,08 Mio. Euro. Ihr Gehalt ist so niedrig, da bei Zalando das Vergütungssystem stark aktien- bzw. aktienkursbasiert ist. In Deutschland ist aktuell allein Zalando ein Vertreter dieses Systems.
Im internationalen Vergleich erhalten DAX-Chefs wenig
Christiane Hölz, DSW-Geschäftsführerin und -Vergütungsexpertin, merkt an, dass im internationalen Vergleich die DAX-Vorstandsvorsitzenden in 2022 erneut am geringsten vergütet werden. „Sie liegen mit einer durchschnittlichen Gesamtvergütung von 5,130 Mio. Euro deutlich unterhalb der im französischen CAC40 geleisteten Vergütung (6,473 Mio. Euro) und der in der Schweiz von den SMI-Unternehmen gewährten Vergütung (7,114 Mio. Euro). Auch die im EuroStoxx 50 ohne Einbeziehung der deutschen Unternehmen (ex-DE) gezahlte Durchschnittsvergütung von 7,466 Mio. Euro liegt klar über dem Gehaltsniveau im DAX. Nochmals signifikant höhere Bezüge als die europäischen CEOs erhalten auch in 2022 die CEOs in den USA (24,885 Mio. Euro)“, so Hölz.
Variable Vergütung in den USA hat einen deutlich höheren Stellenwert
Eine Analyse der Struktur der Vergütung der Vorstandsvorsitzenden zeigt laut Hölz, dass die langfristige variable Vergütung in den USA weiterhin einen deutlich höheren Stellenwert hat als in europäischen Ländern. „Während in den USA nahezu drei Viertel der Gesamtvergütung in langfristiger Form gewährt werden, macht diese Vergütungskomponente in den anderen Indizes in etwa die Hälfte der Gesamtvergütung aus, im SMI und im CAC40 liegt sie geringfügig oberhalb von 50 Prozent. Die Festvergütung beträgt in den USA dagegen nur 7,9 Prozent der Gesamtvergütung, in den übrigen von uns untersuchten Indizes liegt sie zwischen 21,1 Prozent (CAC40) und 29,1 Prozent (DAX)“, so Hölz weiter. (jk)
Gesamtvergütung der Vorstandsvorsitzenden im DAX in 2022 in TEURO
Vorstandsvorsitzender | Gesellschaft | Fixe Barvergütung [T€] | Kurzfristige variable Vergütung [T€] | Langfristige variable Vergütung [T€] | Gesamtvergütung [T€] |
---|---|---|---|---|---|
Christian Sewing | Deutsche Bank | 3.816 | 0 | 5.334 | 9.150 |
Dr. Oliver Blume (MdV seit 13.04.2018, VV seit 01.09.2022) | Volkswagen | 1.878 | 3.139 | 3.830 | 8.847 |
Belén Garijo Lopez | Merck | 1.591 | 0 | 6.690 | 8.281 |
Prof. Oliver Zipse | BMW | 1.967 | 2.930 | 3.020 | 7.916 |
Christian Klein | SAP | 1.114 | 1.163 | 5.500 | 7.776 |
Oliver Bäte | Allianz | 1.926 | 1.947 | 3.504 | 7.377 |
Timotheus Höttges | Deutsche Telekom | 1.985 | 2.558 | 2.797 | 7.339 |
Dr. Roland Busch | Siemens | 1.881 | 2.479 | 2.954 | 7.314 |
Thierry Bernard | Qiagen | 936 | 1.077 | 5.185 | 7.198 |
Leonhard Birnbaum | E.ON | 2.074 | 2.167 | 2.555 | 6.796 |
Dr. Martin Brudermüller | BASF | 1.651 | 2.120 | 2.800 | 6.571 |
Werner Baumann | Bayer | 1.840 | 1.861 | 2.840 | 6.541 |
Ola Källenius | Mercedes-Benz | 1.734 | 2.496 | 2.200 | 6.430 |
Carsten Knobel | Henkel | 1.231 | 2.538 | 2.625 | 6.394 |
Dr. Dominik von Achten | Heidelberg Cement | 1.480 | 2.394 | 2.263 | 6.137 |
Dr. Theodor Weimer | Deutsche Börse | 1.561 | 2.053 | 2.400 | 6.014 |
Dr. Frank Appel | Deutsche Post | 2.107 | 1.017 | 2.885 | 6.008 |
Dr. Markus Krebber | RWE | 1.279 | 2.250 | 1.950 | 5.479 |
Martin Daum | Daimler Truck | 1.389 | 1.950 | 1.900 | 5.239 |
Guillaume Faury | Airbus | 1.518 | 2.042 | 1.485 | 5.045 |
Dr. Joachim Wenning | Munich RE | 2.467 | 873 | 1.698 | 5.038 |
Dr. Christian Bruch | Siemens Energy | 1.535 | 1.489 | 1.920 | 4.944 |
Dr. Bernhard Montag | Siemens Healthineers | 1.402 | 1.074 | 2.420 | 4.896 |
Rolf Buch | Vonovia | 1.331 | 771 | 2.580 | 4.683 |
Vincent Warnery | Beiersdorf | 1.010 | 1.604 | 2.000 | 4.614 |
Dr. Christian Kohlpaintner | Brenntag | 1.338 | 1.800 | 1.200 | 4.338 |
Nikolai Setzer | Continental | 1.470 | 299 | 2.550 | 4.319 |
Armin Papperger | Rheinmetall | 1.321 | 1.206 | 1.650 | 4.177 |
Michael Sen (MdV seit 01.04.2021, VV seit 01.10.2022) | Fresenius | 1.247 | 841 | 1.794 | 3.882 |
Dr. Reiner Winkler | MTU | 1.021 | 1.643 | 1.172 | 3.835 |
Jochen Hanebeck (MdV seit 01.07.2016, VV seit 01.04.2022) | Infineon | 1.160 | 1.539 | 1.085 | 3.784 |
Dr. Manfred Knof | Commerzbank | 2.030 | 606 | 908 | 3.544 |
Dr. Markus Steilemann | Covestro | 1.273 | 0 | 1.620 | 2.893 |
Dr. Heinz-Jürgen Bertram | Symrise | 924 | 672 | 1.200 | 2.796 |
Jean-Jacques Henchoz | Hannover Rück | 854 | 759 | 1.138 | 2.751 |
Kasper Rorsted (VV bis 11.11.2022, danach bis Ende des Jahres nur eine Interimslösung) | Adidas | 1.964 | 0 | 0 | 1.964 |
Dr. Joachim Kreuzburg | Sartorius | 1.015 | 442 | 651 | 2.108 |
Hans Dieter Pötsch | Porsche Automobil Holding | 1.050 | 330 | 495 | 1.875 |
Dr. Oliver Blume | Porsche | 0 | 0 | 530 | 530 |
David Schneider, Robert Gentz* | Zalando | 78 | 0 | 0 | 78 |
Median DAX | 1.436 | 1.348 | 2.100 | 5.041 | |
Ø DAX | 1.494 | 1.353 | 2.283 | 5.130 | |
"* Die bei Zalando ausgewiesene Vergütung ist ein Durchschnittswert der Co-Vorstandsvorsitzenden. Zalando wird seit 01.06.2021 von zwei Co-CEOs geleitet (bis 01.06.2021: drei Co-CEOs)." | Quelle: Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) / Technische Universität München (TUM) |
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