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Finanzdienstleister: Der Automat als Wachstumstreiber

Der Trend zur Automatisierung ist mittlerweile unumkehrbar
Automatisierung

Die Finanzbranche setzt zunehmend auf Automatisierung. Das Ziel: Die Steigerung der Prozesseffizienz und die Reduzierung der Kosten. Deutschland hinkt hier der ausländischen Konkurenz leider noch hinterher.

13.07.2018 | 08:59 Uhr

Die Finanzdienstleistungsbranche könnte durch den Einsatz intelligenter Automatisierungs-Mechanismen bis zum Jahr 2020 weltweit mit ein Umsatzplus von 512 Milliarden US-Dollar rechnen. Das behaupten die Autoren einer Studie des Digital Transformation Institute von Capgemini. In Deutschland könnten im gleichen Zeitraum Banken und Kapitalmarktunternehmen mit einem zusätzlichen Umsatz von 13,38 Milliarden US-Dollar (plus 6,56 Prozent) und Versicherungen mit 21,42 Milliarden US-Dollar (plus 6,11 Prozent) mehr rechnen. Voraussetzung dafür sei, dass Robotik-Prozessautomatisierung (RPA), künstliche Intelligenz (KI) und Geschäftsprozessoptimierung miteinander verbunden und zum Erreichen der Geschäftsziele eingesetzt werden. Der Bericht "Growth in the machine: How financial services can move intelligent automation from cost play to growth strategy" zeigt, wie der Finanzdienstleistungssektor diese Technologien nutzen kann.

Die Automatisierung in der Finanzdienstleistungsbranche schreitet schnell voran. Glaubt man der Studie, ist der Trend nicht mehr umkehrbar. Bisher wurden vor allem Automatisierungstechnologien wie RPA (Robotergesteuerte Prozessautomatisierung) zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung eingesetzt. Mit RPA kann ein Unternehmen seine Kosteneinsparungen um 10 bis 25 Prozent steigern. Wird RPA mit KI-Maßnahmen kombiniert, könnten diese auf 30 bis 50 Prozent erhöht werden, so die Autoren. Ein Beispiel dafür ist der Ausbau der Autmoatisierung in der Kundenkommunikation: Führende Finanzdienstleister haben längst damit begonnen, entsprechende Techniken im direkten Kundenkontakt anzuwenden. Sie nutzen diese nicht nur, um Kosten einzusparen, sondern auch um Umsatz zu generieren. Im Durchschnitt konnten der Studie zufolge mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Finanzdienstleister weltweit ihren Umsatz durch Automatisierung um zwei bis fünf Prozent steigern (34 Prozent der Banken, 33 Prozent der Versicherer und 37 Prozent der Kapitalmarktunternehmen).

Vorteile der Automatisierung in der Finanzbranche
Vorteile der Automatisierung in der Finanzbranche

Schnellere Produkteinführungszeiten (Time-to-Market) und verbesserte Querverkaufsmöglichkeiten (Cross-Selling) sind hierbei die wichtigsten Faktoren, die den Gewinn beeinflussen. Inzwischen haben 64 Prozent der Banken, Versicherungen und Kapitalmarktunternehmen eine Verbesserung der Kundenzufriedenheit um mehr als 60 Prozent durch intelligente Automatisierung festgestellt, so der Bericht. Angesichts der Vorteile, ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Finanzdienstleister den Einsatz der Technologie an vorderster Stelle erwägen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (55 Prozent) konzentriert sich auf die Steigerung der Kundenzufriedenheit durch Automatisierung, während fast die Hälfte (45 Prozent) Umsatzsteigerung als zentrales Ziel ansieht.

Einsatz von intelligenter Automatisierung trotz Konkurrenz durch BigTechs gering

Weiterhin ist die wachsende Konkurrenz durch nicht-traditionelle Akteure im Finanzdienstleistungsmarkt ein weiterer Grund für den Einsatz dieser Technologien. So glaubt fast die Hälfte (45 Prozent) der Unternehmen, dass Tech-Giganten wie Amazon und Alphabet in den nächsten fünf Jahren ihre Konkurrenten sein werden. Obwohl diese Unternehmen eine gewisse Gefahr darstellen und die Chancen für den Einsatz intelligenter Automatisierungstechniken sprechen, geht die Einführung jedoch langsam vonstatten. Nur 10 Prozent der befragten Unternehmen weltweit haben die Technologie skalierbar implementiert. Während in Indien (17 Prozent), Großbritannien und Schweden (jeweils 13 Prozent) die meisten Unternehmen umfassend Automatisierungstechniken eingeführt haben, sind in Deutschland nur fünf Prozent bereits dabei. Die Mehrheit aller Unternehmen hat mit geschäftlichen, technologischen und personellen Herausforderungen zu kämpfen.

Deutschland hinkt in der Entwicklung hinterher
Deutschland hinkt in der Entwicklung hinterher

Die Studie zeigt, dass nur etwa jedes vierte Unternehmen über die technologische Reife verfügt, um kognitive Automatisierungstechnologien wie maschinelles Lernen, Computer Vision und Biometrie zu implementieren. Die meisten Unternehmen setzen lediglich RPA oder - bestenfalls - Natural Language Processing (NLP) ein und diese sind das Rückgrat ihrer Automatisierungsinitiativen. "Nur die fortschrittlichsten Unternehmen unter den Finanzdienstleistern haben Führungskräfte mit einer genauen Vorstellung davon, welche Möglichkeiten sich durch Automatisierung für ihr gesamtes Geschäft ergeben könnten. Während sie schon jetzt Gewinne verbuchen, wird der Anteil aus automatisiert generierten Umsätzen signifikant weiter steigen", sagt Joerg Becker, Senior Manager von Capgemini Consulting in Deutschland. "Nur Unternehmen, die diese Technologien richtig orchestriert einsetzen, so dass sie über die reine Kostenreduzierung hinausgehen und sich auf die Wertschöpfung für Kunden und Aktionäre konzentrieren, können am Markt bestehen", so Becker.

Hürden auf dem Weg zur einer Automatisierungsstrategie

In der Studie werden mehrere Faktoren genannt, die Unternehmen daran hindern, über erste Pilotprojekte hinauszugehen und intelligente Automatisierung einzusetzen. Rund vier von zehn Unternehmen (43 Prozent) kämpfen damit, ein klares Nutzenszenario für die Automatisierung zu entwickeln. Das führt dazu, dass viele von ihnen die Führungsetage nur schwer von einer schlüssigen intelligenten Automatisierungsstrategie überzeugen können (41 Prozent). Fast die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) gibt an, dass sie Probleme haben, die richtigen Ressourcen zu finden, um intelligente Automatisierung effektiv zu implementieren. Eine fehlende adäquate Datenmanagementstrategie sahen außerdem 46 Prozent als fortschrittshemmend an, da KI-basierte Automatisierungsalgorithmen die richtigen Daten in ausreichender Menge benötigen.

(MvA)

Die Studie "Growth in the machine: How financial services can move intelligent automation from cost play to growth strategy" als PDF-Dokument.

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