Bank of England: Der unzuverlässige Freund serviert endlich die Pralinen | |
8/2018 | |
Matthew Russell | |
M&G Investments (Website) |
Die Bank of England hat ihren Leitzins einhellig um 25 Basispunkte auf 0,75% erhöht. Stellen britische Anleihen immer noch eine attraktive Anlagechance dar? Sind steigende Zinsen die größte Herausforderung für britische Staats- und Unternehmensanleihen? Ist das Brexit-Risiko bereits eingepreist?
02.08.2018 | 15:49 Uhr
Die Bank of England hat ihren Leitzins einhellig um 25 Basispunkte auf 0,75% erhöht. Stellen britische Anleihen immer noch eine attraktive Anlagechance dar? Sind steigende Zinsen die größte Herausforderung für britische Staats- und Unternehmensanleihen? Ist das Brexit-Risiko bereits eingepreist?
Der unzuverlässige Freund hat endlich die Pralinen serviert: Nach Monaten mit großem Hin und Her hat die Bank of England endlich geliefert, was alle bereits seit Monaten erwartet hatten. Der angespannte Arbeitsmarkt war vermutlich der Hauptgrund, warum alle Mitglieder des Geldmarktausschusses heute der Zinsanhebung zustimmten. Vielleicht fühlen sie sich mit diesem angespannten Arbeitsmarkt nicht mehr wohl.
Diese Zinserhöhung sollte bei niemandem Stirnrunzeln auslösen: Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit 1975 nicht mehr, die Lohnstückkosten steigen, die Einkaufsmanagerindizes sehen robust aus und die Inflation liegt über der Zielrate. Eine Erhöhung der Zinsen um 25 Basispunkte scheint durchaus sinnvoll.
Steigende Zinsen führen zu einem Rückgang der Anleihenkurse. Doch manchmal ist der Puffer durch den Kupon, den Anleger erhalten, groß genug, um den Kursverlust zu absorbieren, was bedeutet, dass Anleger immer noch eine positive Rendite erzielen. In Großbritannien ist das ein bisschen komplizierter, da britische Anleihen im Vergleich zu Papieren aus anderen Industriestaaten üblicherweise längere Laufzeiten haben. Das bedeutet, dass Anleger einem höheren Zinsänderungsrisiko (oder Durationsrisiko) ausgesetzt sind. So gesehen können Anleihen mit kurzer Laufzeit in einem Umfeld mit steigenden Zinsen attraktiver sein. Wie die Grafik verdeutlicht, bieten kurzlaufende britische Unternehmensanleihen mit Investment Grade (IG) einen der größten Puffer, um Anleger vor steigenden Zinsen zu schützen: Ihre Rendite muss fast um ein weiteres Prozent zulegen, bevor Anleger Verluste erleiden.
Variabel verzinsliche Anleihen sind eine weitere Option. Wie bei jeder anderen Anleihe auch, wird ihr Kurs bei steigenden Zinsen negativ beeinträchtigt, doch ihr Kupon passt sich an die Zinsbewegungen an. Daher erhöht er sich, wenn die Zinsen steigen, und trägt dazu bei, einen Teil des Risikos abzusichern.
Höhere Zinsen sind nicht die einzige Gefahr für britische Anleihen. Was ist mit dem Brexit? Ist dieses Risiko eingepreist? Wie die Grafik zeigt, haben sich die Spreads von britischen IG-Anleihen relativ synchron mit in US-Dollar oder Euro denominierten Unternehmensanleihen entwickelt, was eher die globale Risikobereitschaft der Anleger und die globalen gesamtwirtschaftlichen Sorgen reflektiert als irgendwelche Brexit-Themen.
Das hat folgende Gründe:
Die Auswirkungen des Brexit auf die Finanzierung von britischen Unternehmen dürften eher über das Bankensystem kommen, da eine schwächere Währung die Inflation anheizen und die Zentralbanken dazu zwingen könnte, die Zinsen anzuheben. Das würde zu höheren Kreditkosten für britische Unternehmen führen.
Absolut. Diversifikation zahlt sich aus, insbesondere in schwierigen Zeiten. Die Anleihenmärkte bieten ein breites Spektrum, das viel tiefer und vielfältiger ist, als die führenden Vergleichsindizes reflektieren.
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