Trotz zinsloser Zeiten gibt es immer noch einige Nischen im Rentenbereich, die zumindest einige Prozentpunkte abwerfen. High-Yield-Anleihen gehören dazu.
07.08.2019 | 12:05 Uhr von «Jörn Kränicke»
„Risk on“ heißt es derzeit für
Anleihefreunde. Die Aussichten auf weiter sinkende Zinsen haben schon jüngst
dazu geführt, dass sich gerade High-Yield-Papiere gut entwickelt haben. „Nach
einem starken ersten Quartal ist die US-Wirtschaft rückläufig, was auf eine
Abschwächung der Wachstumsdynamik hinweist. Als Reaktion darauf ist die
Rhetorik der US-Notenbank FED zunehmend gemäßigter geworden.
Wir gehen davon
aus, dass die Märkte in den nächsten zwölf Monaten drei bis vier Zinssenkungen
von 25 Basispunkten vornehmen werden“, sagt Michael McEachern
vom Anleihespezialisten Muzinich & Co. Vor diesem Hintergrund und der
niedri-
gen Renditeniveaus emittierten die Unternehmen fleißig neue
HY-Anleihen. Laut Swisscanto Invest betrug das US-Emissionsvolumen im Juni
insgesamt 28,5 Milliarden US-Dollar. In Europa wurden demnach im zweiten
Quartal Neuemissionen im Umfang von 22 Milliarden Euro platziert, die auch auf
große Nachfrage stießen.
Allerdings verweist Roland Hausheer, Experte für
Hochzinsanleihen bei Swisscanto Invest, darauf, dass sich die Ausfallraten zwar
noch auf einem moderaten Niveau befänden, aber etwas anstiegen. „Im ersten
Quartal 2019 wiesen ihre Bonitätskennzahlen aber auf eine Verschlechterung hin.
Ein einziges Quartal lässt nur selten Rückschlüsse auf einen Trend zu, das
negative Signal rechtfertigt jedoch eine sorgfältige Beobachtung, insbesondere
vor dem Hintergrund des schwächeren Makroumfelds“, sagt Hausherr.
Die Ausfälle liegen laut dem Experten weiterhin unter zwei Prozent und deutlich unterhalb des langfristigen Durchschnitts, der im mittleren dreiprozentigen Bereich rangiert. „Aus unserer Sicht sind die Fundamentaldaten der HY-Unternehmen insgesamt betrachtet weiterhin in guter Verfassung bei geringerer, aber dennoch positiver Ertragsdynamik und solider Profitabilität — und der Deckungsgrad der Zinskosten befindet sich weiterhin auf historischem Höchststand“, so Hausheer.
Positiv schätzt der Swisscanto-Experte auch die aktuelle Jahreszeit ein. „Historisch betrachtet unterstützt die Saisonalität im Juli die Performance von High-Yield-Bonds aufgrund der Berichtssaison und der geringeren Anzahl von Neuemissionen. Wir gehen daher von einer leichten Verengung der Spreads in den Sommermonaten aus“, sagt er. McEachern beobachtet weiterhin renditehungrige Anleger, die Mittel in die höher verzinsten Segmente des Fixed-Income-Bereichs investieren.
„Auch wenn sich die Kreditspreads in diesem Jahr bereits erheblich verengt haben, können wir uns auch künftig relativ enge Spreads vorstellen, solange der Markt davon ausgeht, dass sich die Konjunktur im Lauf dieses Jahres verbessern wird“, sagt er. Falls jedoch die Wirtschaftsdaten in den nächsten drei Monaten außergewöhnlich schwach ausfallen würden, wären laut Muzinich & Co. die aktuellen Spreads jedoch zu eng.
Quelle: Fondexpress
Wer sein Geld einigermaßen renditeträchtig parken will und nicht zu hohe Risiken eingehen möchte, sollte über High Yields nachdenken. Allerdings muss man den Markt genau beobachten und bei den ersten Rezessionsanzeichen die Reißleine ziehen.
Roland Hausheer ist Experte für Hochzinsanleihen bei der Schweizer Fondsgesellschaft Swisscanto Invest.
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