„Es fehlt die finale Kapitulation an den Aktienmärkten“

TiAM FundResearch: Herr Zindstein, bleibt uns der Inflationsdruck noch länger erhalten?

Daniel Zindstein: Die aktuelle Lage an den Finanzmärkten ist nach wie vor geprägt von Inflations-Angst, gepaart mit Konjunktur-Sorgen, die von steigender Inflation und steigenden Zinsen ausgehen. Im Hinblick auf den Beginn 2023 könnten der Inflations-Druck etwas abnehmen und die Konjunktur-Sorgen zunehmen. Doch Anleger sollten nicht zu sorglos sein. Selbst fallende Gaspreise – wie aktuell – heben zwar die Stimmung, aber die Inflation hat sich bereits in nahezu alle Wirtschafts- & Lebensbereiche hineingefressen, dass selbst fallende Energiepreise den Inflationsdruck (Wohlstandsverlust) kaum mindern werden.

Können die Notenbanken noch etwas tun?

Das bedeutet, Notenbanken werden schwer in der Lage sein geldpolitisch zu unterstützen, während die Volkswirtschaften in Rezessionen rutschen. Auch die Regierungen werden von den Finanzmärkten zunehmend kritisch beäugt, wenn sie Hilfsprogramme für die Bevölkerung oder notleidende Unternehmen schnüren und sich dafür weiter verschulden (siehe Großbritannien).

Also bleiben die Zeiten weiter unruhig?

Das große Risiko besteht in einem „Finanz-Unfall“. Durch die heftigen Kursbewegungen (Anleihen-Baisse, Aktienkurs-Verfall, Yen-Kursrutsch, Krypto-Crash…) ist es nicht ausgeschlossen, dass große Finanzinstitute in Schieflage geraten und gerettet werden müssen. Spätestens dann verschiebt sich der Fokus weg von der Inflationsbekämpfung, hin zu Rettungsmissionen mit viel neu gedrucktem Geld. Die Märkte würden dies als ultimative Kapitulation der Notenbanken vor der Inflation interpretieren. V.a. die Anleihen, aber auch Aktien sollten darunter leiden, während evtl. Gold profitieren könnte.

Gibt es dennoch attraktive Anlageklassen?

Sollten keine Unfälle stattfinden, die Inflation zeitnah ihren Zenit überschreiten und die Notenbanken im nächsten Jahr etwas weniger Druck ausüben, wären aus unserer Sicht aktuell v.a. US-Zinsanlagen nicht unattraktiv.

Ist das schlimmste schon überstanden?

Ganz allgemein fehlt uns eine finale Kapitulation an den Aktienmärkten – ein Sell out. Sollte dieser 2022 noch eintreten würden wir durchaus positiv in das neue Börsenjahr blicken. Gibt es allerdings eine ausgedehnte Jahresend-Rallye, würde das unseren Blick für 2023 eher trüben. 

Fondsdaten: ZINDSTEIN WERTE-SAMMLER