Herr Scharping, SPACs (Special Purpose Acquisition
Companies) sind eine noch recht junge Anlageklasse. Was verbirgt sich dahinter
und warum werden SPACs überhaupt begeben?
Oliver Scharping: SPACS haben sich in den vergangenen Jahren zu einer
interessanten Alternative zu traditionellen Börsengängen entwickelt. Ein SPAC
ist eine Mantelgesellschaft, die über einen Börsengang Eigenkapital aufnimmt
und versucht, eine nicht-börsennotierte Firma zu übernehmen. Oftmals werden sie
von den großen Private Equity Firmen wie KKR, Thoma Bravo oder Apollo begeben.
Meist handelt es sich dabei um recht junge Unternehmen. So ist es möglich auch
Firmen mit viel Wachstumspotenzial an die Börse zu bringen, die vor allem von
der Zukunftsphantasie leben und bislang noch kein oder kaum operatives Geschäft
vorzuweisen haben. Dies könnten sie zwar auch über ein Direct Listing machen,
aber dafür braucht man einen Namen mit Strahlkraft. Spotify oder Coinbase haben
diesen Weg an die Börse gewählt. Und auch ein klassischer Börsengang kommt nur
für Unternehmen in Frage, die schon länger erfolgreich sind. Denn es darf nicht
nur eine Zukunftsstory verkauft werden und junge Firmen können oftmals wenig in
ihrer Bilanz zeigen. Bei einem normalen Börsengang darf man auch keine Forward
Looking Statements abgeben. Daher sind SPACs gerade für junge Unternehmen eine
gute Möglichkeit, um an die Börse zu gehen.
SPACs sind einiger Zeit ein heiß diskutiertes und teilweise
kritisch gesehenes Thema unter Börsianern. Ist die Kritik berechtigt?
SPACs werden zu Unrecht kritisiert. Es ist ein neues Thema,
welches man nicht pauschal beurteilen kann. Man muss sich damit richtig
auseinandersetzen. Viele Kleinanleger haben sich Anfang des Jahres von der
Tech-Euphorie anstecken lassen und oftmals überhöhte Preise bezahlt. Sie dürften
sich nicht mit der Materie auseinandergesetzt haben, sondern waren von der
Aussicht auf das schnelle Geld geblendet. Wenn man aber richtig investiert,
kann man damit sehr attraktive, fast risikolose Arbitrage-Renditen erzielen.
In welcher Höhe liegen die Renditen?
Das ist sehr unterschiedlich. Aber sie können annualisiert
durchaus über zehn Prozent betragen.
Und trotzdem handelt es sich um nahezu risikolose Renditen,
das klingt fast zu gut.
Es ist aber tatsächlich so. Das liegt an den Bedingungen,
die für SPACs gelten. Wir als Arbitrage Investoren sind in der Suchphase
bereit, den Initiatoren Geld zur Verfügung zu stellen. Dafür bekommen wir ein Rückforderungsrecht.
Falls der Initiator des SPACs kein geeignetes Übernahmeziel findet, bekommen
wir das Geld verzinst zurück. Und falls wir den Deal nicht gut finden, haben
wir ebenfalls ein Rückforderungsrecht. Kommt nun der Deal zustande beobachten
wir, wie sich der SPAC-Kurs vor der Umwandlung zu einer normalen Aktie
entwickelt. Ist diese Entwicklung positiv, verkaufen wir. Sollte der Trend
negativ sein, haben wir immer noch unser Rückforderungsrecht. Teilweise
notierten aber auch schon die nur mit Geld gefüllten Hüllen mit einem Premium.
Auch in solchen Fällen verkaufen wir meist. Wir haben also de facto kein
Risiko.
Die europäischen Negativzinsen kommen bei SPACs nicht zum
Tragen?
Bei den meisten europäischen SPACs gleichen die Sponsoren
den Negativzins aus. Daher drohen uns hier keine Verluste und in den USA bieten
Staatsanleihen ja deutlich positive Renditen.
Wenn Sie einen SPAC kaufen, wissen sie von vornherein, was für
ein Unternehmen gekauft werden soll oder ist es eher eine Black Box?
Oftmals bewegt man sich grauen Bereich aber es kann auch
eine absolute Blackbox sein. Und manchmal sind die Ziele sehr konkret. Mir fällt
da ein SPAC ein, das einen italienischen Rückversicherer aus dem Small-
Cap-Bereich kaufen will. Aber oftmals ist es auch eher wage und es wird gesagt,
es soll sich um den Software-/Fintech-Bereich handeln. Aber letztendlich ist
dies für uns nicht entscheidend, da wir primär auf die Arbitrage abzielen und
nicht das Unternehmen langfristig halten wollen. Zudem haben wir immer noch
unsere Rückforderungsmöglichkeit.
Zuletzt hat die Tech-Euphorie deutlich nachgelassen. Hat
dies auch Auswirkungen auf die SPACs?
Ganz klar hat dies Auswirkungen. Die Anzahl der neu an die Börse
kommenden Vehikel ist in den USA extrem zurückgegangen. In Europa gibt es noch
etwa eine bis zwei Handvoll, die an die Börse kommen. SPACs sind jetzt wieder
ein institutionelles Geschäft. Sie müssen auch erst einmal ihre Bewährungsprobe
bestehen und liefern. Es wird in der nächsten Zeit sicher langweiliger werden.
Allerdings wird es sich bestimmt als Alternative zu einem klassischen Börsengang
etablieren. Auch bieten sich SPACs als flexible Alternative zu Venture Capital
Fonds an, um in junge Unternehmen zu investieren. Wir erwarten aber trotz einer
Beruhigung des Marktes, dass man als institutioneller Anleger einträgliche
Renditen erzielen kann.
Und wie kann der „normale“ Anleger davon
profitieren?
Wir investieren etwa beim Bantleon Event Driven Equities
derzeit etwa 30 bis 40 Prozent des investierten Kapitals in SPACs. Die Höhe hängt
immer davon ab, welche Returns möglich sind und wie attraktiv andere Anlagen
sind.. Für institutionelle Anleger bieten wir aber auch reine SPAC-Arbitrage-Lösungen
an.
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