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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Der Bitcoin als Teil der Trumponomics

TiAM FundResearch blickt auf die Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Wie Donald Trump den Bitcoin stark und sich selbst noch reicher macht.

09.12.2024 | 07:15 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Der Bitcoin (BTC) hat in der vergangenen Woche einen neuen Rekord aufgestellt. Zum ersten Mal kostete eine Einheit der Kryptowährung mehr als 100.000 US-Dollar. Nach wie vor ist der Bitcoin-Handel sehr volatil. Schon während des Lesens dieser Zeilen könnte sich die Zahl schon wieder stark verändert haben. Aktuell stehen die Zeichen eher auf weiter steigende Preise.

Aus fundamentaler Sicht gibt es dafür keinen Grund. Denn an den grundsätzlichen ökonomischen, ökologischen und technischen Problemen rund um den Bitcoin hat sich über die vergangenen Jahre hinweg nichts geändert.

Ökologisch ist der Bitcoin eine Katastrophe

Das „Schürfen“ von neuen Bitcoins ist sehr rechenintensiv. Die rund 8.000 sogenannten Bitcoin-Farmen rund um den Globus fressen enorm viel Energie. Das Bitcoin-Mining hat im Jahr 2023 rund 121 Terrawattstunden (TWh) an Strom verbraucht. Bis Ende des Jahres 2024 wird ein Verbrauch von etwa 180 TWh erwartet. Etwa 46 Prozent des Stromverbrauchs stammt derzeit aus fossilen Energien oder Atomkraftwerken. Da Bitcoin-Miner in BTC entlohnt werden, lohnt sich das Geschäft umso mehr, wenn der Kurs hoch ist. Nach den jüngsten Kursanstiegen wird sich deshalb höchstwahrscheinlich auch die Anzahl der Miner und damit der Stromverbrauch erhöhen. Der Bitcoin ist dabei nur ein Teil eines insgesamt viel größeren ungebremsten Krypto-Hypes. Laut einer Prognose der Internationalen Energieagentur IEA werden die Rechenzentren, in denen Kryptowährungen geschürft und verwaltet werden, bis zum Jahr 2026 mehr als 1.000 Terrawattstunden an Strom verbrauchen. Das ist in etwa so viel wie der komplette Stromverbrauch Japans – der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die Erzeugung von so viel Energie hat ökologische Konsequenzen: Aktuell werden für die Erzeugung eines einzigen Bitcoins etwa 1,2 Gigawattstunden Strom benötigt – Tendenz stark steigend. Denn mit jedem erzeugten Bitcoin steigt die benötigte Energiemenge an. Legt man den aktuellen Stromverbrauch von 1,2 Gigawatt zugrunde, werden bei der Erzeugung jedes einzelnen Bitcoins aktuell rund 50 Tonnen CO2 in die Erdatmosphäre emittiert. Das entspricht dem durchschnittlichen monatlichen CO2-Ausstoß eines Kreuzfahrtschiffes. Die Speicherverwaltung, der Bitcoin-Handel und alle weiteren stromverbrauchenden Vorgänge rund um die Kryptowährung sind damit noch nicht einmal berücksichtigt.

Technisch ist der Bitcoin als Bezahl-Währung ungeeignet

Das größte Hindernis für den Bitcoin, sich jemals ernsthaft in das weltweite Währungssystem einzugliedern oder es gar abzulösen, ist die viel zu geringe Geschwindigkeit der Transaktionen. Das Bitcoin-System ist schlicht zu langsam, um viele Geld-Transfers in großem Umfang innerhalb kurzer Zeit zu ermöglichen. Hintergrund: Damit eine Bitcoin-Transaktion abgeschlossen wird, muss sie mehrere Überprüfungen in der Blockchain durchlaufen. Das Bitcoin-Netzwerk kann nur sieben Transaktionen pro Sekunde verarbeiten, wobei die durchschnittliche Bestätigungszeit für eine Transaktion zehn Minuten beträgt. Diese Zeit kann jedoch variieren und manchmal bis zu mehreren Stunden dauern. Je mehr Transaktionen hinzukommen, desto langsamer wird das System. Gleichzeitig wächst das Datenvolumen der vom Netzwerk zu verwaltenden Bitcoins exponentiell. Mit steigender Transaktionszahl wird die Rechenzeit für Transaktionen deutlich ansteigen, selbst wenn die Computer in den Rechenzentren, die das System am Laufen halten, immer schneller werden. Denn die Formeln für die Verarbeitung werden immer komplexer, und die verschiedenen Bestätigungsvorgänge für einzelne Transaktionen lassen sich nicht beschleunigen. Im Gegenteil. Das ist systemimmanent. Als Alternativwährung ist der Bitcoin schon deshalb völlig ungeeignet.

Ökonomisch steht der Bitcoin auf tönernen Füßen

Ob sich das „Schürfen“ von Bitcoins und der Betrieb der Rechenzentren für die Betreiber lohnt, errechnet sich allein aus dem Verhältnis von Bitcoin-Preis in US-Dollar, dem Stromverbrauch und den Stromkosten. Da der Stromverbrauch für die Rechenzentren unvermeidlich immer weiter ansteigen wird, können die Betreiber der Rechenzentren nur darauf hoffen, dass der Strompreis in Zukunft stabil bleibt und die aktuelle Euphorie der Bitcoin-Investoren möglichst lange anhält. Das ist eine sehr vage Hoffnung. Denn auf sinkende Strompreise müssen die Bitcoin-Schürfer zumindest in den kommenden Jahren gar nicht erst hoffen. Solange fossile Brennstoffe bei der Energieerzeugung noch eine Rolle spielen, ist nicht mehr viel Spielraum für Preissenkungen beim Strom. Denn bei einem Ölpreis von rund 72 US-Dollar pro Barrel arbeiten die großen US-Ölförderer eben noch so profitabel. Unterhalb von 65 US-Dollar beginnt die Verlustzone. Und dass der Bitcoin-Preis ewig weiter steigt, ist bislang reines Wunschdenken.

Dass es sehr schnell auch andersherum gehen kann, haben Bitcoin-Investoren in den vergangenen Jahren oft genug erlebt. Dafür kann übrigens nicht nur der Strompreis, sondern auch ein anderer Umstand sorgen: Es gibt mittlerweile deutlich effizientere Kryptowährungen, die dem Bitcoin immer mehr den Rang ablaufen. Dazu zählt unter anderem Ethereum. Allein in den zurückliegenden 14 Tagen ist der Anteil des Bitcoins an der Marktkapitalisierung aller im Umlauf befindlichen Kryptowährungen von 58 auf nur noch 50 Prozent gesunken. Mit anderen Worten: Sein Kurs ist zuletzt zwar gestiegen, doch die Bedeutung des Bitcoins hat innerhalb kurzer Zeit dramatisch abgenommen. Für Bitcoin-Anleger ist das keine gute Nachricht.

Donald Trump als Hoffnungsträger

An dieser Stelle kommt Donald Trump ins Spiel. Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl hat Trump sich als Krypto-Fan geoutet. Und als Präsident – daran sollte kein Zweifel bestehen – wird er dafür sorgen, dass die Krypto-Branche möglichst weit dereguliert wird. Und zwar aus einem einzigen Grund: Donald Trumps Medienunternehmen, die Trump Media & Technology Group (TMTG), befindet sich in fortgeschrittenen Verhandlungen zur Übernahme der Krypto-Handelsplattform BakktX. Der Aktienkurs des Unternehmens Bakkt Holding, die die Bitcoin-Börse BakktX betreibt, schoss Mitte November durch die Decke, nachdem der sich anbahnende Deal bekannt wurde. Gleichzeitig schoss auch der Bitcoin-Kurs nach oben – von rund 75 auf aktuell über 100 Millionen US-Dollar. Selbst wenn Donald Trump nur vier Bitcoins in seiner privaten Wallet hatte, ist er heute rund 100 Millionen Dollar reicher als noch vor einem Monat. Seine Fans aus der Krypto-Szene – allen voran Elon Musk – werden es ihm nicht neiden, sondern hoffen, dass er schon aus Eigeninteresse wahr macht, was er angekündigt hat. Doch bei Trump weiß man nie. Sollte er spontan seine Lust am Bitcoin verlieren, zum Beispiel, weil ihm der Bakkt-Deal zu teuer wird, oder weil er als US-Präsident gerade anderweitig beschäftigt ist, könnte es mit dem Bitcoin-Hype schnell zu Ende gehen.

Interessante Termine der kommenden Woche

Am Dienstag treffen sich in Brüssel die EU-Finanzminister. Zum ersten – und vielleicht auch zum letzten – Mal dabei: Der deutsche Finanzminister Jörg Kukies (SPD). Er wird mit seinen europäischen Kolleginnen und Kollegen laut vorläufiger Agenda zunächst einen Fortschrittsbericht zum Reformpaket für die Zollunion und zur Verordnung zur Festlegung des Zollkodex und der Zollbehörde der Europäischen Union besprechen. Anschließend steht eine Debatte über die Richtlinie zur Energiebesteuerung an. Der Ratsvorsitz informiert anschließen zu aktuellen Legislativvorschlägen für Finanzdienstleistungen. Hier dürfte Jörg Kukies den meisten seiner Amtskolleginnen und -kollegen etwas voraushaben: Als ehemaliger Finanzprodukte-Experte bei Goldman Sachs versteht er vermutlich als einziger im Raum bis in die Tiefe der Materie, welche Auswirkungen die Legislativvorschläge haben könnten.

Am Mittwoch findet in Mainz das „Spitzengespräch Weinbau“ mit der rheinland-pfälzischen Weinbauministerin Daniela Schmitt (FDP) statt. Thema sind die aktuellen Herausforderungen der Branche. Die Weinwirtschaft in ganz Europa und weltweit hat Absatzschwierigkeiten. Um die Probleme in Rheinland-Pfalz anzugehen, setzt sich die Ministerin auf EU-Ebene mit Nachdruck für die Weinbauern in ihrem Bundesland ein. So verweist sie etwa auf einen besonderen Verhandlungserfolg in Brüssel: „Die EU-Pflanzenschutzverordnung (SUR) konnten wir gemeinsam stoppen“, so Schmitt.

Am Donnerstag findet die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) statt, auf der auch die nächste Zinsentscheidung für den Euroraum getroffen wird. Experten erwarten, dass die EZB ihren Zinssenkungskurs fortsetzen und den Einlagensatz im Dezember um weitere 25 Basispunkte auf 3,00 Prozent senken wird. Denn die Konjunkturaussichten haben sich verschlechtert, während sich die Inflation zuletzt etwas besser als erwartet entwickelt hat. Es gibt also für die EZB keinen Grund, den eingeschlagenen Zinssenkungspfad zu verlassen.

Am Freitag veröffentlicht das Statistische Bundesamt aktuelle Zahlen zur deutschen Außenhandelsbilanz. Die schlechte Nachricht lautet: Seit vier Quartalen werden die Zahlen von Monat zu Monat schlechter. Die gute Nachricht lautet: Der aktuell zu erwartende Handelsbilanzüberschuss liegt saisonbereinigt immer noch über dem langfristigen Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre. Man darf sich jetzt darüber streiten, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Seien wir ehrlich: Das ist ein Luxusproblem angesichts dessen, was gerade in Frankreich passiert.

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