Seit 2020 haben sich die Verteidigungsausgaben weltweit etwa
vervierfacht. Wachsende geopolitische Herausforderungen, die Entglobalisierung
der Wirtschaft und der Einsatz neuer Technologien im Verteidigungsbereich
treiben die Ausgaben in diesem Sektor an. Das Wachstum wird voraussichtlich
anhalten. Es wird erwartet, dass die weltweiten Militärausgaben
bis zum Jahr 2030 um fast 40 Prozent
steigen. Ein zunehmender Anteil davon wird voraussichtlich in künstliche Intelligenz (KI), Cybersicherheit und andere Verteidigungstechnologien
fließen.
Zahlreiche Unternehmen und Lösungsanbieter entlang der
Wertschöpfungskette könnten von diesem Trend profitieren. Dazu zählen große
Militärausrüster, die über spezialisiertes Wissen verfügen, aber auch
Zulieferer von Komponenten und Hardware sowie die Anbieter
sicherheitsrelevanter Software. Auch Aktieninvestoren könnte der Bereich
interessante Chancen eröffnen.
Militärausgaben steigen weiter
Die globalen Militärausgaben erreichten neun Jahre in Folge
neue Höchststände, im Jahr 2023 waren es 2,44 Billionen Dollar. Die USA
leisten sich die weltweit höchsten Militärausgaben: 916 Milliarden Dollar. Dies
entspricht 37,5 Prozent der globalen Militärausgaben und dem Dreifachen
der Ausgaben Chinas. Russland, Indien und Saudi-Arabien vervollständigen die
Liste der fünf Länder mit den höchsten Militärausgaben. Zusammengenommen machen
sie rund 63 Prozent der weltweiten Militärausgaben aus.
Eine Kombination aus geopolitischen Spannungen,
Entglobalisierung und technologischen Fortschritten könnte die Militärausgaben
weiter antreiben. Zwischen 2010 und 2020 stiegen die globalen Militärausgaben
mit einer jährlichen Wachstumsrate von etwa einem Prozent. Seit 2020 hat sich
das Wachstum auf rund 4,4 Prozent pro Jahr beschleunigt. Es wird erwartet,
dass dieses Wachstum bis 2030 auf über 3,3 Billionen Dollar hinaus anhält.
Die Instabilität in Osteuropa scheint einer der Faktoren für
diesen Anstieg zu sein. Die US-Regierung hat seit Beginn des Krieges zwischen
Russland und der Ukraine mehr als 107 Milliarden Dollar an humanitärer,
finanzieller und militärischer Hilfe bereitgestellt. Auch andere Länder,
darunter NATO- und EU-Mitglieder, leisten erhebliche Hilfspakete.
Europa zieht nach
Europas Militärausgaben haben ihren höchsten Stand seit dem
Kalten Krieg erreicht. Dies ist vor allem auf die russische Invasion in der
Ukraine zurückzuführen. Im Jahr 2023 stiegen die Verteidigungsausgaben in
Europa um 16,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Großbritannien war einer
der größten Ausgeber unter den europäischen Ländern und lag weltweit auf
Platz 6. Es trug 3,0 Prozent zum globalen Verteidigungsbudget bei und
übertraf damit Deutschland mit 2,6 Prozent und Frankreich mit
2,4 Prozent.
Außerhalb des Krieges zwischen Russland und der Ukraine hat
China sein Verteidigungsbudget für 2024 um 7,2 Prozent auf
232 Milliarden Dollar erhöht. Auch Taiwan plant aufgrund der chinesischen
Militärübungen ein Rekordverteidigungsbudget von 19,1 Milliarden Dollar
für 2024, was einem Anstieg von 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
entspricht.
Die amerikanischen Investitionen in militärische und
verteidigungsbezogene Projekte zeigen ebenfalls keine Anzeichen eines
Rückgangs. Der „Fiscal Responsibility Act“ der US-Regierung für das
Haushaltsjahr 2024 sieht 886 Milliarden Dollar für Verteidigungsausgaben
vor. Davon sind 842 Milliarden Dollar für das Verteidigungsministerium
eingeplant. Die Prognosen des US-Kongresshaushaltsamts gehen davon aus, dass
die Verteidigungsausgaben bis 2034 auf 1,14 Billionen Dollar steigen
werden.
In der Vergangenheit konzentrierten sich die Militärausgaben
vor allem auf den Erwerb konventioneller Hardware und Munition. Nun verschiebt
sich der Fokus hin zur Digitalisierung. Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit
und technologische Konvergenz gelten als Haupttreiber des steigenden
Verteidigungstechnologiebudgets.
Neues Schlachtfeld Cyberspace
Ein verlässlicher Indikator für das Engagement eines Landes
im Bereich Verteidigungstechnologie ist das Forschungs- und Entwicklungsbudget.
Die USA haben dieses im letzten Jahrzehnt deutlich erhöht, von
12,8 Prozent des Verteidigungshaushalts 2013 auf 16,8 Prozent im Jahr
2025.
Das Verteidigungsministerium der USA hat im Haushaltsjahr
2025 mehr als 143 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung
eingeplant, was einem Anstieg von zehn Prozent gegenüber dem Haushaltsjahr 2023
entspricht. 17,2 Milliarden Dollar sind für wissenschaftliche und
technologische Initiativen vorgesehen, 1,8 Milliarden Dollar werden für
den Ausbau der KI-Fähigkeiten bereitgestellt.
Zu den bemerkenswertesten Technologien, die entwickelt
werden, zählen autonome Waffensysteme. Diese Systeme identifizieren, verfolgen
und greifen Ziele autonom an, mit nur geringer menschlicher Intervention. Die
USA und China glauben, sich durch die Entwicklung und den Einsatz dieser
Systeme militärische Vorteile sichern zu können.
Der aufstrebende Markt für Verteidigungstechnologien könnte
auch neue Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor
fördern. Vor allem in den Bereichen Datenanalyse und Künstliche
Intelligenz/Maschinelles Lernen ist das zu erwarten. Moderne Kriegsführung ist
nicht auf konventionelle Waffen beschränkt. Cyberspace kennt keine
geografischen Grenzen, und der Schutz von Bürgern, Unternehmen und
militärischen Interessen im digitalen Raum wird zu einer zentralen
Herausforderung. Schon jetzt werden Cyberangriffe immer häufiger und komplexer,
was die Nachfrage nach innovativen Technologien zur Abwehr dieser Bedrohungen
weiter antreiben dürfte.
Großes Wachstumspotenzial
Letztendlich bleibt festzuhalten: Die globale
Verteidigungsindustrie ist ein wachsender Markt mit jährlichen Ausgaben in
Billionenhöhe. Geopolitische Spannungen, die digitale Transformation der
Kriegsführung und die zunehmende Bedeutung der Cybersicherheit sind mögliche
Wachstumsfaktoren. Militärische Institutionen auf der ganzen Welt setzen
zunehmend auf neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Drohnen und
Cyberkriegsführung.
Der Durchmarsch dieser neuen Technologien schafft einen
wachsenden Markt für Verteidigungsunternehmen. Das könnte auch eine Gelegenheit
für Investoren darstellen, die auf der Suche nach Engagement in einem Sektor
mit potenziell nachhaltigem Wachstum sind. Ein Engagement in diesem Sektor
bedeutet auch Engagement in technologische Innovation und Entwicklung.
Hohe Investitionen
In den nächsten Jahren sollen die Militärausgaben weltweit
mit einer Jahresrate von mehr als vier Prozent wachsen.
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