EU-Winterprognosen: Wachstum unter Risiko | |
02/2014 | |
Nicolaus Heinen | |
DB Research (Website) |
Die Winterprognosen der europäischen Kommission zeigen: Die gesamtwirtschaftliche Erholung in Europa ist zerbrechlich und hängt von mehreren Faktoren ab. Nicht alle erwähnt die Kommission ausführlich.
28.02.2014 | 10:42 Uhr
Heute veröffentlichte die Europäische Kommission ihre Winterprognosen. Die gute Nachricht ist, dass sich die Wachstumsperspektiven der Euroländer zuletzt leicht verbessert haben. Das Wachstum für das laufende Jahr wurde von der Kommission im Vergleich zur letzten Herbstprognose leicht nach oben revidiert – von 1,1% auf 1,2%. Das Gleiche gilt für den Ausblick auf 2015 mit einer Prognose vom nunmehr 1,8 %. Als Hauptgrund für dieses Plus führt die Kommission die zuletzt entspannte Lage im Euroraum und die folglich leicht gestiegene Binnennachfrage an. Für exportorientierte Länder dürfte das verbesserte weltwirtschaftliche Klima ein weiterer Grund gewesen sein, während die kurzfristigen Wachstumsperspektiven der Krisenländer von der jüngsten Aufweichung des Defizitkurses profitiert haben dürften.
Eindringlich warnt die Kommission jedoch davor, dass die leichte Erholung durchaus auf dem Spiel stünde, wenn Länder in ihren Reformbemühungen nachlassen würden. Die Arbeitslosigkeit bliebe dann hoch, der Konsum würde wieder abebben und kurzfristige Wachstumsperspektiven könnten sich erneut eintrüben. Und auch das langfristige Trendwachstum bliebe aufgrund niedriger Investitionen am Boden. Während die Kommission in Krisenländern wie Irland, Portugal und Spanien durchaus erste Reformerfolge sieht, gelten ihre Mahnungen insbesondere zwei großen Ländern, die neben Griechenland Sorgenkinder bleiben.
Unabhängig davon ist es fraglich, ob der Reformeifer anderer Euroländer aufrechterhalten werden kann, wenn Deutschland mit seiner großen Koalition nun zwei Gänge zurückschaltet und seine Vorbildrolle als Reformlokomotive Europas aufgegeben hat.
Es ist richtig, dass die Kommission ihre verhalten optimistische Prognose an ihre Reformbotschaften als Erfüllungsbedingung knüpft. Richtig ist aber auch, dass dies nicht die einzigen Einschränkungen sind, mit denen die Konjunkturerholung in der Eurozone möglicherweise zu kämpfen hat. So offenbart ein Blick auf das laufende Jahr noch drei weitere Risikofaktoren, die der langsamen Erholung in der Eurozone zusetzen könnten.
Die Winterprognosen sind ein erstes, vielversprechendes Zeichen, dass es der Eurozone gelingen kann, aus ihrem Wachstumstief auszubrechen. Die Kommission hat richtigerweise gewarnt, dass der Aufschwung aktuell auf wackligen Beinen steht und nur gelingen kann, wenn Sparkurs und Strukturreformen nicht weiter gestreckt werden. Nun kommt es darauf an, dass nationale Parlamente und Meinungsführer neben den vielversprechenden Zahlen auch die klaren Worte Brüssels hören und danach handeln.
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