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Postbank: Die Eurokrise ist noch nicht vorbei

Marktausblick
Zyklische Erholung beendet Krise des Euroraums (noch) nicht
09/2013
Heinrich Bayer
Deutsche Postbank AG (Website)

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Im Euroraum ist die Konjunktur wieder leicht angesprungen. Doch das Wachstum ist fragil. Spanien macht gute Fortschritte, Italien enttäuscht.

12.09.2013 | 11:04 Uhr

Es kam überraschend: Im zweiten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Das gab es lange nicht mehr. „Damit wurde die bislang längste Rezession in der Europäische Währungsunion (EWU) mit sechs negativen Quartalen in Serie beendet“, stellt Heinrich Bayer vom Research-Team der Postbank in seiner aktuellen Studie fest. Erfreulich sei insbesondere die breite Basis gewesen, auf der das jüngste Wachstum stand: „Nicht nur der Außenhandel, der die Konjunktur in der Rezession fast durchgehend gestützt hatte, lieferte einen positiven Wachstumsbeitrag, sondern auch die Binnennachfrage expandierte nach längerer Zeit mal wieder“, freut sich Bayer. Privater Konsum, Staatsverbrauch und Bruttoanlageinvestitionen hätten jeweils zulegen können. „Getragen wurde die Aufwärtsbewegung allerdings vor allem von den beiden größten Volkswirtschaften der EWU“, gibt Bayer zu bedenken. So kletterte das BIP in Deutschland um 0,7 Prozent und in Frankreich um 0,5 Prozent. Die Krisenländer Spanien und Italien verharrten hingegen bei Rückgängen von 0,1 Prozent bzw. 0,2 Prozent in der Rezession. Immerhin sei es beiden Staaten gelungen, ein beträchtliches Nachlassen des Abwärtsrucks zu verzeichnen.

Erholung lässt Arbeitslosigkeit stagnieren

„Für den weiteren Jahresverlauf zeichnet sich eine Fortsetzung der verhaltenen konjunkturellen Erholung ab, die dann aber auch auf einer breiteren regionalen Basis stehen sollte“, prophezeit der Volkswirt. Treiber dieser Entwicklung werde aller Voraussicht nach die Industrie sein. Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe habe sich in den letzten Monaten spürbar verbessert. Die Anstiege der Einkaufmanagerindizes in Deutschland, Spanien, Italien und der EWU insgesamt werden sich wohl nicht als Eintagsfliege erweisen. Bayer sieht gute Chancen, dass insbesondere Spanien und Italien die Produktion in den kommenden Monaten spürbar steigern können, wodurch ihnen noch im Verlauf dieses Jahres der Sprung aus der Rezession gelingen dürfte.

Die vorsichtigen konjunkturellen Erholungstendenzen machten sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Zum fünften Mal in Folge verharrte die EWU-Arbeitslosenquote bei 12,1 Prozent. „Das Niveau ist damit natürlich weiterhin erschreckend hoch, der Abwärtstrend am Arbeitsmarkt scheint jedoch gestoppt“, meint Bayer. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit sei auch in Spanien und Italien nicht weiter gestiegen bzw. habe sogar leicht nachgegeben. Eine Trendwende – auch wenn sie verhalten ausfallen dürfte - würde zu einer Stabilisierung der Einkommen und damit auch des privaten Verbrauchs führen. Zudem könnten die Staatsfinanzen sowohl über die Einnahmen- als auch über die Ausgabenseite entlastet werden, was das Erreichen der fiskalischen Konsolidierungsziele erleichtern würde.

Arbeitslosigkeit stagniert

Staatsverschuldung bleibt größte Gefahr

Bei aller Freude über diese Entwicklung warnt Bayer jedoch: „Die konjunkturelle Erholung befindet sich noch in einer frühen Phase und ist damit anfällig für Rückschläge.“ Auslöser könnte ein externer Schock oder eine Verschlechterung des globalen Umfelds sein. Doch auch innerhalb des Euroraums bestünden noch Gefahren. Z.B. die Investitionstätigkeit. Zwar seien die Bruttoanlageinvestitionen aktuell leicht gestiegen. Doch lägen sie real gerade einmal auf dem Niveau von 1999 und um 20 Prozent unter dem im Jahr 2007 erreichten Spitzenwert. „Eine schnelle Besserung ist hier nicht in Sicht“, glaubt der Postbank-Experte. Das größte Risiko gehe aber noch immer von der Staatsschuldenkrise aus. Die Spannungen hätten zwar in den letzten Monaten deutlich nachgelassen. Doch sei dies teilweise auf die konjunkturelle Erholung zurückzuführen. „Jeder Rückschlag, sei es hinsichtlich der Konjunktur oder hinsichtlich des Vertrauens, dass die Länder ihre Staatsfinanzen in den Griff bekommen, könnte die Schuldenkrise wieder aufflammen lassen und in eine erneute Abwärtsspirale führen“, mahnt der Postbanker an. Es wäre gefährlich, jetzt auf die positiven Wirkungen eines bereits begonnenen oder sich abzeichnenden zyklischen Aufschwungs zu setzen und sich darauf zu verlassen, dass dieser einen Großteil der Probleme automatischen lösen werde. „Dabei halten wir es für durchaus gerechtfertigt, die daraus eventuell resultierenden Entlastungen für die Staatshaushalte zu nutzen, um auf zusätzliche, aber nur kurzfristig wirkende Sparpakete oder Steuererhöhungen zu verzichten, die die Konjunktur dann wieder belasten würden“, sagt Bayer. Gleichzeitig müsse aber die Atempause, die die wirtschaftliche Erholung bietet, dazu genutzt werden, die eingeleiteten Reformprozesse zur Erhöhung der Produktivität und längerfristigen Wettbewerbsfähigkeit eher noch zu forcieren und nicht mit den Anstrengungen nachzulassen.

Spanien top, Italien flop

Als bisher durchaus erfolgreich bewertet Bayer den Kurs Spaniens: „Zum einen hat das Land energische Maßnahmen ergriffen, um die Staatsverschuldung mittel- bis langfristig deutlich zu senken.“ Dass das Staatsdefizit auch 2014 noch bei fünf Prozent des BIP liegen dürfte, sei der langen Rezession zuzuschreiben. „Andererseits ist es Spanien aber inzwischen gelungen, seine eigentlich chronisch defizitäre Leistungsbilanz auszugleichen, verbunden mit der Chance, erstmals seit mehr als einem Vierteljahrhundert einen Überschuss zu erzielen.“ Auch der private Sektor habe hinsichtlich Produktivität, Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit beeindruckende Fortschritte gemacht. „Das Land befindet sich in einer Ausgangslage, in der es besonders stark von einem zyklischen Aufschwung profitieren könnte, in dessen Folge auch die staatliche Neuverschuldung rasch sinken dürfte“, meint Bayer. Allerdings lasse sich die extrem hohe Arbeitslosigkeit dadurch allenfalls nur leicht senken. Auf längere Sicht bedürfe es eines Aufbrechens der in Spanien traditionell sehr starken Verkrustung am Arbeitsmarkt.

Kaum Fortschritte attestiert Bayer Italien. Zwar leide das Land weniger unter Probleme mit der staatlichen Neuverschuldung. Doch habe die Regierung gerade erst eine Aufhebung der umstrittenen Immobiliensteuer für 2013 beschlossen, was eine neue Lücke in die Haushaltsplanung reiße. „Der mangelnde Sparwillen führt denn auch dazu, dass das Land 2014 die Defizitgrenze von drei Prozent zwar so gerade eben unterschreiten könnte, womit die Neuverschuldung aber mehr oder weniger seit 2012 stagnieren würde“, analysiert der Volkswirt. Zudem komme Italien auf etlichen Reformfeldern nicht voran: Eine ineffiziente Verwaltung und lange Gerichtsverfahren behinderten die private Wirtschaft. Im Unternehmenssektor seien keine Fortschritte zu erkennen. Eine Produktivitätssteigerung gebe es seit Einführung des Euro kaum. „Im Gegenzug sind die Lohnstückkosten im Vergleich zum Rest des Euroraums massiv gestiegen“, so Bayer. „Die Folge ist ein eklatanter Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.“  Die wirtschaftliche Erholung Italiens sollte ausschließlich von zyklischen Faktoren bestimmt werden, erwartet der Postbanker. Mittelfristig bleibe das Wachstum hinter dem von Deutschland, Frankreich und Spanien zurück.

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