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Schwellenländeranleihen

Schwellenländer-Anleihen: Auflösung eines Allokations-Dilemmas

Anleger, die in Anleihen aus Schwellenländern investieren, erwarten höhere Renditen. Sie nehmen dafür in der Regel ein höheres Risiko in Kauf. Matt Murphy, Institutional Portfolio Manager im Eaton Vance EMD Team, erklärt, wie sich dieses Dilemma elegant auflösen lässt.

05.10.2021 | 07:30 Uhr

Unternehmens- und Staatsanleihen aus den Emerging Markets gelten als überdurchschnittlich rentabel – und gleichzeitig sehr riskant. Das Risiko von empfindlichen Kurzkorrekturen ist hoch. Der Preis für die überdurchschnittlich hohen Renditen, die Anleger hier erzielen können, ist deshalb scheinbar unausweichlich die grundsätzlich mitschwingende Gefahr des Absturzes. Eine Lösung dieses Dilemmas schien bisher nicht möglich. Schließlich gilt das Markt-Segment mit seinen mehr als hundert Handelsplätzen, in die man investieren kann, als hochkomplex. Zu undurchdringlich schienen lange Zeit die Pfade zu mehr Rendite ohne Risikoaufschlag, zu aussichtslos die Strategien, Risiken zu minimieren.

Dabei liege die Lösung des Problems auf der Hand, erklärt Matt Murphy, Institutional Portfolio Manager im Eaton Vance EMD Team, auf der FondsConsult Investment-Konferenz am Tegernsee. „Es gibt zwar zahlreiche Anleihemärkte in den Schwellenländern. Doch die Benchmarks, an denen sich die meisten Investoren orientieren, konzentrieren sich nur auf wenige Märkte. Und das sind ausgerechnet Märkte mit hoch volatilen Währungen. Für die meisten Investoren ist das ein Problem. Für uns ist diese Erkenntnis jedoch der Schlüssel zur Auflösung des Rendite-Risiko-Dilemmas in diesem Marktsegment“, erklärt Murphy.

Währungsrisiken minimieren, Rendite optimieren

In seinem Vortrag auf der Tegernsee-Konferenz beschreibt Matt Murphy die spezielle Emerging Markets-Strategie seines Fondshauses: Das meiste Geld, das in die Länder Osteuropas, Asiens, Afrikas und Lateinamerikas gehe, fließe in die großen Währungen – und wieder aus ihnen heraus, wenn US-Papiere aus Rendite-Risko-Sicht wieder interessanter würden. „Die Chance liegt also in den Spreads zwischen US-Treasuries und anderen Währungen. Dass der US-Dollar-Zins in den vergangenen Jahren mehr oder weniger kontinuierlich gefallen ist, war insofern gut für die Emerging Markets. Doch das Risiko für Rücksetzer ist damit Zug um Zug ebenfalls gestiegen“, so Murphy. Die hohe Volatilität der Anleihenmärkte, die in den großen Schwellenländer-Indizes vertreten sind, sei ein Ausdruck ihrer Sensibilität gegenüber dem Dollar. „Außerhalb dieser Benchmarks bleiben die Währungen eher unberührt. Auch, weil die dortigen Zentralbanken massiv um das Vertrauen der Anleger kämpfen“, erklärt der Emerging Markets-Experte von Eaton Vance. Deshalb habe sich Eaton Vance vor Jahren gezielt dafür entschieden, eine Strategie zu entwickeln, die ihren Schwerpunkt nicht darauf legt, die smartesten Durations- oder Zins-Managementlösungen zu finden. „Wir nutzen IT-gestütztes Research, um die Geschehnisse in den Ländern immer im Blick zu haben. Wir haben neun Spezialisten im Team, die die Märkte analysieren und identifizieren, welche Märkte die besten Chancen bieten. Unser Schwerpunkt sind Anleihen in lokaler Währung, die von den großen Devisenströmen nicht stark berührt werden. Währungsrisiken versuchen wir so weitgehend zu minimieren“, so Murphy.

Und das funktioniert so: Das Emerging Markets Investmentteam unterscheidet nicht nur zwischen Staats- und Unternehmensanleihen und analysiert volkswirtschaftliche und Unternehmensdaten. So weit sei dies Allgemeinwissen, so Murphy. Das Spezielle sei die Analyse des politischen Umfelds in den einzelnen Ländern. „Wir suchen nach Ländern, die heute vielleicht noch in schlechtem allgemeinem Zustand sind, in denen sich aber starke politische Strömungen hin zu mehr Freiheit und Transparenz abzeichnen. Dafür setzen wir Spezialisten ein, die nicht nur auf volkswirtschaftliche und Bilanzkennzahlen schauen, sondern ein Gespür für politische Entwicklungen haben. Wenn wir neue Mitarbeiter suchen, bevorzugen wir Leute mit Politik-Verständnis“, erklärt Matt Murphy ein Erfolgsgeheimnis der Strategie. Es sei wichtig, ein Gefühl für die politischen Strömungen zu bekommen, die langfristig die wirtschaftliche Entwicklung in den Ländern bestimmen könnten – am besten, bevor die Entwicklungen für alle sichtbar würden. „Wir reden mit allen politischen und gesellschaftlich relevanten Gruppen in einem Land“, so Murphy.

Stünden die Chancen gut, dass ein Land etwa die Korruption in den Griff bekommt und einen freien Markt schafft, würden die Anleger, die in den Eaton Vance Emerging Markets Debt Opportunities Fund investieren, von dem Wissensvorsprung profitieren, der vor Ort generiert wird. Die Flexibilität, in Hart- und Lokalwährungsanleihen aus mehr als 90 Ländern investieren zu können und sich nicht an einer klassischem Emerging Markets-Benchmark messen zu müssen, sei ein nicht zu unterschätzender Vorteil. „Im Vergleich zu anderen Schwellenländerfonds ist das zweifellos ein Alleinstellungsmerkmal“, so Murphy.

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