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Robo-Advisor: Für Börsen-Anfänger nur bedingt geeignet

Technologie

Internet-Vermögensberater beraten nicht wirklich. Ihre Konzepte basieren ausschließlich auf dem Verkauf einer kleinen Auswahl an vorgegeben Fonds. Wer als Anleger das Baukastenprinzip der Robo-Portfolios nicht versteht, sollte sich besser an echte, menschliche Berater wenden.

09.08.2018 | 09:55 Uhr

Anlegern, die bislang vor allem aufs Sparbuch setzen, nun aber an der Börse durchstarten wollen, stehen etliche Möglichkeiten dafür zur Verfügung. Zum Beispiel die Eröffnung eines Online-Kontos bei einer der zahlreichen Online-Broker. Das geht mittlerweile sehr einfach.

Nachteil: Ohne Vorkenntnisse im Wertpapierhandel sind private Anleger hier schnell überfordert. Allein schon wegen der Vielzahl an Wertpapieren und Fonds. Und ohne Strategie und Kenntnisse des Marktgeschehens ist es ohnehin schwierig, erfolgreich an der Börse zu agieren.

Eine weitere, scheinbar bequeme Möglichkeit des Vermögensaufbaus bieten digitale Vermögensverwalter, so genannte „Robo-Advisor“. Der Name führt jedoch in die Irre. Die Anbieter der internetbasierten Vermögensverwaltung bieten keine Beratung an. Es handelt sich also nicht um Roboter-Berater, wie es der Name suggeriert, sondern Computerprogramme, die das Anlegergeld standardisiert auf Basis von Fonds anlegen.

Umso simpler klingt deren Prinzip: Ein Anleger kann sich quasi vom Sofa über den PC oder Laptop anmelden. Nachdem er vom Computerprogramm nach Anlagewunsch, Kenntnisstand, Renditeziel, Risikobereitschaft und verfügbaren Einkommen befragt wurde, wird ihm in der Regel eine von maximal fünf zur Auswahl stehenden Strategien vorgeschlagen, aus denen dann das passende Portfolio gebaut wird. In den meisten Fällen entscheidet kein Mensch, sondern ein Softwareprogramm über die Zusammensetzung des Depots. Die Software verwaltet dann das Portfolio zunächst wie vorgeschlagen. Sieht der Automatismus Umschichtungen in der Zusammensetzung vor, wird der Anleger nicht noch einmal gefragt.

Das Problem dabei: Um die vorgeschlagenen Anlageempfehlungen am Anfang des Investmentprozesses beurteilen zu können, müssen Anleger auch hier Finanzkenntnisse mitbringen. Schließlich ist es wichtig, den Aufbau des Depots sowie Produkte und deren Risiken zu verstehen.

Ob ein digitaler Vermögensverwalter bei dem Ziel, langfristig ein Vermögen aufzubauen, weiterhelfen kann, zeigt sich leider erst im Laufe der Zeit. Robo-Advisor von Fintech-Unternehmen oder den Banken selbst haben oft eine sehr unterschiedliche Qualität, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität zeigt, die im Auftrag des Nachrichtensenders n-tv 17 Robo-Advisor getestet hat. Sicherheitsaspekte, die Einbindung von Partnerprogrammen und die Kostendarstellungen werden bei einigen Anbietern nur oberflächlich oder intransparent behandelt. Die User-Experience-Analyse deckt zudem auf, dass Robo-Avisor die finanzielle Situation der Nutzer nicht immer ausreichend erfragen, was den Erfolg der Anlagestrategie mindern kann. Per Klick zu den Ergebnistabellen der Studie.

So muss letztlich jeder Anleger für sich entscheiden, ob und in wie weit er seine finanzielle Zukunft in die Hände einer Software legt. Was er dabei auch bedenken sollte: Gerade Turbulenzen an den Aktienmärkten oder auch eine Veränderung der eigenen Vermögenssituation können zur Verunsicherung führen, sodass Fragen auftauchen, die Computerprogramme in der Regel nicht beantworten können oder sogar gar nicht beantworten dürfen. Darauf weist der Fondsverband BVI in einer aktuellen Aufklärungsschrift hin.

Die Vorteile von digitalen Vermögensverwaltern liegen zwar auf der Hand: Man kann einfach und unkompliziert Geld anlegen. Doch das muss eine persönliche Beratung durch einen Anlageprofi nicht ausschließen. Mischformen sind möglich und oft sinnvoll, rät der BVI. Sparer ohne Wertpapiervorkenntnisse sollten deshalb nicht scheuen, im Zweifelsfall auch einfach ihren Bankberater vor Ort anzusprechen. Vertrauen bleibt ohnehin die Grundvoraussetzung fürs Investieren – ganz gleich ob in die Maschine oder in den Berater.

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