Familienunternehmen denken eine Generation weiter. Für Finanzberater, deren Kunden Investments mit langfristig soliden Renditen suchen, kann es sich lohnen, sich mit dem Thema näher auseinanderzusetzen.
17.10.2018 | 09:30 Uhr
In den meisten Ländern auf diesem Planeten sind die großen industriellen Stränge oft in wenigen großen Konzernen gebündelt. Ganz anders in Deutschland: Hier werden die wichtigsten Unternehmens-Entscheidungen überwiegend am Familienherd gefällt, und nur die wenigsten Unternehmen davon sind überregional bekannt. Dabei sind laut Mannheimer Unternehmenspanel 91 Prozent aller Firmen in Deutschland Familienunternehmen. Der Anteil am Umsatz der Gesamtwirtschaft liegt bei rund 55 Prozent. Inhabergeführte Firmen beschäftigen zusammen mehr als 57 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer und sind zweifellos die eigentlichen Motoren deutscher Wirtschaftsentwicklung – und das nicht nur quantitativ, sondern vor allem in der Qualität.
Mehrere Studien in den vergangenen Jahren kamen zu dem übereinstimmenden Ergebnis, dass Familienunternehmen langfristig erfolgreicher sind und höhere Gewinne erzielen als managergeführte Publikumsgesellschaften.
Das zahlt sich in der Regel auch an der Börse für die Anleger aus: Die Stiftung Familienunternehmen hat in einer Studie vom Oktober 2010 errechnet, dass Aktien börsennotierter Familienunternehmen zwischen 1988 und 2008 durchschnittliche Renditen von jährlich 18,80 Prozent erzielten. Nicht-Familienunternehmen kamen im Schnitt nur auf 16,30 Prozent. Auch Untersuchungen der Credit Suisse kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. Als Erfolgsfaktor identifizierte die Schweizer Studie vor allem die Eigentümerstruktur als einen wesentlichen Faktor für den Erfolg. Das Fazit: Unternehmen, in denen wichtige Eigentümer langfristig stark finanziell engagiert sind, erzielen höhere Erträge und eine höhere Rentabilität als Unternehmen mit einer zersplitterten Aktionärsstruktur.
Auch an der Börse zahlt sich das aus. Ein gutes Beispiel dafür ist der „German Entrepreneur Index“, kurz auch GEX genannt. Der GEX umfasst Aktien von deutschen mittelständischen Familienunternehmen, die an der Börse Frankfurt im Prime Standard notiert sind. Alle GEX-Unternehmen sind eigentümergeführt: Vorstände, Aufsichtsrats-Mitglieder oder deren Familien besitzen zwischen 25 und 75 Prozent der Stimmrechte. Der Anteil eines Aktien-Titels am GEX ist auf maximal 10% beschränkt – so wird für eine angemessene Streuung im Index gesorgt. Das Konzept verfängt: Seit seiner Auflegung im Januar 2005 ist der Wert des GEX um rund 200 Prozent gestiegen. Der DAX schaffte im gleichen Zeitraum nur 180 Prozent.
Was für Deutschland gilt, gilt auch für Europa. Auf die Ertragskraft und Börsenperformance europäischer Familienunternehmen setzen spezialisierte Fonds wie beispielsweise der Carmignac Euro Entrepreneurs (WKN A0DP5Z). Der französische Fonds investiert vorwiegend in mittlere und kleinere Unternehmen in der Europäischen Union. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Eine 10-Jahres-Performance von 9,85 Prozent per annum muss man erst einmal schaffen.
Weniger erfolgreich schlug sich zuletzt der GS&P Fonds Family Business R (WKN 593125), der europaweit in Familienunternehmen investiert. Mit einer 10-Jahresperformance von 6,78 Prozent bleibt der Fonds deutlich hinter dem Carmignac Euro Entrepreneurs zurück.
Obwohl nicht ausdrücklich als Familienfonds gekennzeichnet, verdient aktuell auch der Loys Global P (WKN 926229) Beachtung. Die 10-Jahresperformance von 11,19 Prozent per annum ist ein Spitzenwert in dieser Kategorie. Manager Christoph Bruns investiert vorwiegend in europäische Unternehmen, die er anhand seiner eigenen Bewertungsmodelle als signifikant unterbewertet identifiziert hat. Ein Beispiel dafür ist das schwäbische Familienunternehmen Bechtle, das mit 5,37 Prozent eine der größten Positionen in seinem Portfolio ist. Das Unternehmen bietet eine hohe Dividendenrendite, ein stabiles Geschäftsmodell und hohe Wachstumsraten. Aktien europäischer Unternehmen machen rund die Hälfte im Portfolio aus – vorwiegend kleinere und mittelgroße Unternehmen.
Auch der 2008 aufgelegte ODDO BHF Génération (WKN: A0YEGM) investiert in europäische Unternehmen mit vorzugsweise familiärer Aktionärsstruktur. Zu den größten Positionen im Portfolio gehören Titel wie der französische Mischkonzern Bouygues, die deutsche SAP und der spanische Pharma- und Chemiekonzern Grifols SA.
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