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Länder-Check: Deutschland feiert kleines Comeback

Wahlen könnten Reformen bringen
Bundestagswahl

Die Stimmung der Analysten für die US-amerikanische und chinesische Volkswirtschaft sinkt. Deutschland wird dagegen wieder positiver beurteilt, auch wegen möglicher Ergebnisse der Bundestagswahl.

21.02.2025 | 08:30 Uhr von «Matthias Vollbracht»

Während die Weltwirtschaft 2024 um etwa drei Prozent zugelegt haben dürfte, konnten Aktionäre im S&P500-Index rund 23 Prozent Kursgewinne einstreichen. Hintergrund war eine Mischung von Mikro- und Makrotrends wie sinkende Zinsen etlicher Zentralbanken, anhaltende Hoffnungen zum wirtschaftlichen Potenzial von künstlicher Intelligenz und – mit steigenden Wahlchancen und schließlich dem Sieg von Donald Trump in den US-Präsidentschaftswahlen – Hoffnungen auf Deregulierung und niedrigere Energiepreise durch einen Politikwechsel.

Mit Aussichten auf beziehungsweise Annährungen an mögliche Friedensschlüsse im Nahen Osten und der Ukraine (wie immer das aussieht und was die Märkte darunter verstehen) – zwei erklärten Politikzielen des neuen US-Präsidenten – könnte das Wirtschaftswachstum weltweit starke Impulse bekommen und die Börsenparty 2025 weitergehen. Anlass genug, einen Blick in die Analystenkommentare in Financial Times, Wall Street Journal und Handelsblatt zu nehmen.

Meinungsklima Analysten
Meinungsklima Analysten

Betrachtet man zunächst die Analystenaussagen, die sich mit dem Wirtschaftswachstum an sich, dem Aktienmarkt im Allgemeinen oder der Industrieentwicklung befassen, dann lässt sich für die USA im Q4 des letzten Jahres ein Plus gegenüber dem Q3 von -4,4 auf plus 10,6 Punkte feststellen, ein klar optimistisches Signal, passend zu den oben beschriebenen Erwartungen. Für das angefangene erste Quartal des neuen Jahres, die Zeit der Amtsübernahme, zeigt sich ein Rückgang von 10,6 auf 6,9 Punkte (bis Anfang Februar). Für eine fundierte Beurteilung sind Menge und Umfang der bisherigen Analystenkommentare nicht ausreichend, aber der Trend geht eher nach unten als nach oben. 

Wie sieht es in Bezug auf das Meinungsklima zu China aus? Hier zeichnete sich ebenfalls von Q3 auf Q4 ein deutliches Sentiment-Plus ab, von -22,3 auf +7,1 Punkte. Seither hat sich das Meinungsklima aber schon wieder auf -23 Punkte verschlechtert, ist also auf den Level des Q3 zurückgesunken. 

Deutschland wurde in einigen Rankings zur Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftsdynamik in den letzten Monaten sehr negativ beurteilt. Die Meldungen zum Personalabbau, vor allem bei Autozulieferern, haben das lange sonnige Bild des Arbeitsmarkts verdüstert. Interessanterweise ist das Analystenmeinungsklima aber seit Q3 von -29,5 auf zuletzt +12,3 gestiegen.

Wie kann man sich einen Reim darauf machen? Neben dem außenpolitischen Agieren hat Präsident Trump eine Reihe von Aktivitäten gestartet, die ein großes Maß an Unsicherheit für die US-Wirtschaft und die amerikanischen Bürger beinhalten, zum Beispiel in der Zollpolitik oder den Personaleinschnitten bei Behörden. Der Policy-Uncertainty-Index der Federal Reserve Bank St. Louis zeigt für das neue Jahr mit Blick auf die USA deutlich erhöhte Werte[1]. Unsicherheit ist aber für Konsumenten- und Investorenvertrauen bekanntermaßen wenig förderlich. Die Zustimmung der Amerikaner zu Trumps Wirtschaftspolitik ist einer Reuters-Umfrage zufolge seit der Amtsübernahme bereits von 43 auf 39 Prozent gesunken. Über die Frage nach einer „Friedensdividende“ im Nahen Osten und Europa und wem sie zugutekommt, kann derzeit nur spekuliert werden. 

Für China gab es im Q4 positive Impulse durch eine Prognoseanhebung der Weltbank. Doch scheint dieser Impuls die Finanzexperten nicht nachhaltig beeindruckt zu haben. Tatsächlich bringt die US-Zollpolitik ein erhebliches Abwärtspotenzial für China mit sich, die bekannten Probleme im Lande – Immobiliensektor und schwacher Konsum – sind aus Sicht der Finanzexperten ebenfalls nicht gelöst.

Interessant ist der Aufwärtstrend in den Analysten-Kommentaren zu Deutschland. Bereits seit dem Aus der Ampel-Koalition zeichnet sich eine Kräfteverschiebung ab, die Märkte rechnen mit einem Sieg der Union und Änderungen in der restriktiven Bürokratie, eventuell auch bei teuren Nachhaltigkeitsauflagen. Wenn sich Zuversicht mit steigenden Aufträgen aus dem Export paart, könnte Deutschland tatsächlich 2025 wieder stärker in Schwung kommen.

„Das verbesserte Sentiment für Deutschland spiegelt sich u.a. auch in einer leichten Verbesserung des ZEW-Indikators wider, und – wichtiger noch – in dem gestiegenen Interesse internationaler Anleger an europäischen, und hier besonders auch deutschen Aktientiteln“, meint Dr. Hans-Jörg Naumer, Volkswirt bei Allianz Global Investors. Die Unterbewertung des europäischen Marktes, aber auch die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung unter der neuen Regierung seien als Gründe anzuführen, so Naumer.


[1] Economic Policy Uncertainty Index for United States (USEPUINDXD) | FRED | St. Louis Fed

Zum Autor: Dr. Matthias Vollbracht ist Head of Research bei Media Tenor International AG

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